Überführung 2019 – zweiter Teil

Wir waren also in Elsfleth und wollten nach Bremerhaven. Hochwasser in E ist um 16:19 und man braucht ca. drei Stunden für das Stück Weser. Weil noch April war, wurde die Schleuse „Neuer Hafen“ nur bis 18:00 live bedient, danach muss man sich über die Kaiserschleuse anmelden. OK: 18:00 schaffen wir in keinem Fall. Da aber super Wetter war: Sonne, warm und Ostwind, sind wir einfach schon eher los. Wir wollten Erfahrung sammeln und auf der Weser ein Stück „Gegen an“ kreuzen (für die Nicht-Segler, die hier mitlesen: doofe Idee, das macht man nicht). Aber so geht Erfahrung halt: Wir brauchten für 3km (weit vor Brake) eine gute Stunde. Laut Hochrechnung bräuchten wir dann bis BHV zehn Stunden.

Um was Positives daraus zu ziehen: Bei jeder Wende wurden Angela und ich besser. Unser Cockpit ist sehr klein und schnell hat man die Füsse auf den Schoten und/oder man sitzt sich gegenseitig im Weg. Das will abgestimmt sein! Auch wieder für die Nicht-Segler: Wenn man die Wende nicht zügig und mit genug Schwung schafft, dann kann es gut sein, das man nicht rum kommt und dann ist schnell das Weser-Ufer nahe… und wir pendelten bei unter zwei Knoten über Grund. Und das bei doppelt langem Weg durch das Kreuzen.

Wir holten dann das Vorsegel rein und motorten mit Groß (und Motorkegel!) die Weser runter. Seit einiger Zeit sahen wir von hinten ein Segler ganz langsam näher kommen, nur unter Motor. Bei Nordenham war er dann neben uns und wir sahen, wie sie die Fender etc. klar machten. Nach der Fähre Blexen wollte ich gern die Schleuse informieren und fummelte am Funkgerät rum. Und da hörte ich schon den Nachbarsegler, wie er sich anmeldete. Netterweise sagte der Diensthabende: „Ich sehe da aber zwei Boote auf der Weser?“ Gleich schnappte ich die Funke und gab uns zu erkennen. OK, nächste Schleuse 19:15, keine halbe Stunde mehr, fein!
Als der Überholer neben uns aber eindeutig die Geeste statt den Jaich ansteuerte, wurde ich etwas unruhig. Sollte ich bei dem Funkgespräch irgendetwas nicht mitbekommen haben? Lieber nachfragen. Was mich dann beruhigte, war die Professionalität des diensthabenden Schleusenwärters: Auf meine (vermeindlich korrekte) Nachfrage meldete er sich mit: „bestätige Schleuse Neuer Hafen, ab 19:15!“
Es gab dann noch die kleine Herausforderung, bei locker 2 kn Strom am Ochsenhals in den Vorhafen zur Schleuse zu kommen. Ich hielt stumpf Kurs auf die steuerbordige Spundwand und Angela verkniff sich Anmerkungen ob meines scheinbaren Fehlkurses (es sah ja auch so aus, als würden wir direkt in die Spundwand fahren). Ein paar Meter weiter war dann alles entspannt, weil der Wind nicht mehr in diese Bucht wehen und die Tide dort keinen Strom produzieren konnte. Dafür wurden wir von Besuchern fotografiert… und mit uns kreiste eine schöne, offenbar ältere Ketsch (die alte Liebe) wartend vor dem Schleusentor, wir tauschten ein paar nette Worte aus, bis wir schon gegen 19:00 in die Schleuse einfahren konnten.

Nun waren wir „im Jaich“. Der Rest der Reise ist meilentechnisch der längste, aber das meiste wisst ihr schon aus den vorherigen Artikeln. Deswegen werde ich das Übrige in aller Ruhe im wirklich letzten Teil dieses Überführungsberichtes erzählen.

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