Wenn ihr Teil 1 meiner Ausschweifungen über AIS gelesen habt, dann kann es ja weiter gehen. Falls ihr was nicht verstanden habt, könnt ihr das natürlich gern per Kommentar nachfragen… vermutlich lerne ich auch noch was dabei 🙂
Nun wissen wir grob, wofür man AIS nutzen kann, und kennen diverse Möglichkeiten, das an Bord technisch umzusetzen:
- AIS-Empfänger mit oder ohne eigene Antenne (oder eben Splitter für Funkantenne) und ohne eigenes Display (Anzeige am Plotter)
- AIS-Empfänger inkl. eigenem Display
- UKW-Funkgerät mit integriertem AIS-Empfänger (meine Empfehlung, wenn man noch nichts davon hat, aber anschaffen will: Funk und AIS in einem)
- AIS im Stick: Weder Funk noch Plotter, sondern das Signal am PC
Und genau letzteres haben wir uns dann angeschafft. Bevor ich erzähle, warum wir das geholt haben, will ich eben etwas mehr darüber erzählen:
Es gibt mehrere Anbieter mit ähnlichen Konzepten, wir haben diesen hier: Seanexx 200. Ich will gar nicht behaupten, das wäre der beste, aber wir haben unseren inklusive Antenne halt sehr günstig bekommen. Es handelt sich im Grunde um USB-Sticks, die sämtliche notwendige Technik in einem relativ kleinen Gehäuse vereinen. Zum Betrieb wird aber ein PC benötigt, i.d.R. explizit ein Windows-Rechner. Nicht gerade mein Lieblingssystem, aber wie es das Leben manchmal lenkt: Ich hatte hier einen Trekstor Surftab rumliegen, der von der Idee total toll war, von der Umsetzung aber sehr dürftig. Immerhin ein Tablet mit Windows 10 und optionaler Tastatur! Und über USB ladbar und hat sogar einen (und an der Tastatur noch einen) USB-Eingang. Also eigentlich fast ein Laptop und für den Bordbetrieb ideal (Strom per USB, klein, als Tablet nutzbar).
Diese Sticks werden durch ihre Software am Rechner erst vollständige AIS-Empfänger. Und selbst dann braucht man noch eine weitere Software, in welcher das AIS-Signal eingeblendet werden kann. Was liegt hier näher, als digitale Seekarten zu verwenden? Auch hier gibt es zahlreiche Anbieter, wie z.B. NV-Charts oder Navionics. Aber es gibt auch eine kostenlose Variante, dank einer aktiven Community in diesem Bereich: OpenCPN. oCPN ist nur die Software, man braucht noch Karten. Ich will das hier nicht im Detail erörtern (weiterer Artikel?), aber natürlich: Es gibt auch eine kostenlose Variante, dank einer aktiven Community in diesem Bereich: OpenSeaMap. Und dort findet man auch KAP-Dateien zur Verwendung mit oCPN. Mann sollte sich da einmal einlesen, dann wird das schon.
Ich habe also meinen Windows-Rechner die Software OpenCPN gegönnt, dann die OSM-Karten geladen und konnte dort den AIS-Stick überraschend simpel einbinden: Die Software des Sticks stellt einen virtuellen COM-Port zur Verfügung. Diesen muss man in den oCPN-Einstellungen auswählen und schon hat man in der Seekarte die AIS-Informationen:
Falls ihr euch wundert, warum mein Boot nicht im Fahrwasser ist: Ich habe den AIS-Stick im Auto getestet und stehe brav auf dem Parkplatz. Im Bild ist der Mauspfeil auf dem nächstliegenden AIS-Signal: Ein Arbeitsschiff des WSA, das bei der Halbinsel Grünzeug schneidet, die Werderland.
Wie ihr seht: Klappt vorzüglich. Der nette Nebeneffekt: Mit dem Windows-Tablet und passenden digitalen Seekarten habe ich quasi einen weiteren Plotter. Es ist immer gut, ein Backup zu haben! GPS hat das Surftab übrigens nicht. Das habe ich über ein Bluetooth-Modul gelöst (ActivePilot), welches mir mein Schwager mal schenkte. Damit belegt es keine USB-Buchse, der Akku muss aber ab und zu mal geladen werden. Wird auch über einen virtuellen COM-Port in oCPN eingebunden.
Fazit
Natürlich ist es elegant und wohl in der Praxis am besten, wenn die empfangenen AIS-Signale direkt im verwendeten Plotter angezeigt werden. Bei uns ist es aber so, dass wir den eigentlichen Plotter gar nicht so oft verwenden, sondern eher ein iPad. Und /aber: Bei normalen Bedingungen, guter Sicht etc. wird man AIS nicht zwingend benötigen. Erst bei Schiet, Dunkelheit, Ansteuerung fremder Häfen usw. kann das wirklich hilfreich sein. Und dann gucken wir halt bei Bedarf auf den PC-Bildschirm. Man muss das ja nicht permanent betrachten, nur immer mal im Auge behalten und sich absichern, wenn man Lichter auf dem Wasser nicht zuordnen kann. Dann hilft AIS. Und wir werden i.d.R. zu zweit unterwegs sein. So kann sich einer auf das Sammeln von Informationen konzentrieren, während der andere durch die Realität steuert… oder so ähnlich 😉
Ausserdem bin ich ein Freund davon, dass möglichst jedes System an Bord autark funktioniert: Wenn es ausfällt, laufen die anderen noch weiter. Das wäre auch mit anderen Systemen gewährleistet, aber hier habe ich keine 80 Euro investieren müssen und sowohl AIS als auch den PC als Plotter gewonnen… und ich habe einen neuen Haken: Wenn der PC ausfällt, habe ich kein AIS 🙁
Brauche ich nun ein Backup für den PC?