U24a – Der schwarze Kaspar

Ich erwähnte es schon und ich weiss nicht, wie detailliert Angela in ihren Tagebuch-Berichten darauf eingeht. Deswegen erzähle ich das mal eben so kurz, wie es mir möglich ist…

Wir waren auf dem Weg über das Wurster Wattfahrwasser Richtung Leuchtturm Alte Weser und insgesamt nach Helgoland. Das Wasser war wirklich ölig glatt, die Sonne stand satt am Himmel, wir machten unter Maschine gute Fahrt gen Norden. Bei solchen Bedingungen sieht man Dinge, die man sonst nicht sehen kann. Gleich am Anfang guckte uns ein Seehund aus dem Wasser lange zu, wie wir dahin tuckerten. Wir konnten sogar die Maserung seines Fells erkennen. Später sahen wir sogar Schweinswale. Die sind besonders schwer zu entdecken, weil die immer nur kurz mit ihrem gebogenen Rücken samt Flosse aus dem Wasser kommen und gleich wieder verschwinden. Jetzt sahen wir gleich mehrere. Außerdem stehen am Rand des Wurster Fahrwassers einige maritime Türme, die wirklich sehenswert sind. Erwähnt sei hier nur das Eversand-Unterfeuer, von

Klick für Link nach Wikipedia

welchem ich hier das Foto aus Wikipedia zeige. Ich habe selbst auch tolle Fotos gemacht, aber da meine so gut wie unbenutzte Drohne noch zuhause liegt, habe ich keine Luftaufnahmen davon….
Irgendwann sah ich noch eine weitere Seehund-Nase aus dem Wasser ragen. So interessant wie das auch ist: Wenn man es schon viele Male gesehen hat, dann ist es halt nicht mehr so verlockend, als das man nun alles stehen und fallen lässt, um das ja nicht zu verpassen. Dieser Bursche hatte so wie so die Ruhe weg: Er guckte und schaute und tauchte gar nicht weg. Er wippte nur ab und zu mit dem Kopf. Schlief er etwa, treibend im Wasser? Wir kamen immer näher, vielleicht zwei Bootslängen noch und er machte keine Anstalten. Dann erkannten wir, warum: Das war kein dreister Seehund, das war ein verlorener Fender! Ich blickte kurz auf den Plotter: Hier war es breit und tief, man konnte einige Kreise riskieren. Dann flott die Zeit überschlagen: Bei der Stundenlangen Fahrt wird es auf die wenige Minuten nicht ankommen. Außerdem konnten wir wirklich mal wieder ein MOB-Manöver trainieren. Die Bedingungen konnten erstens nicht besser sein, und zweitens was soll der Fender da alleine weiter rumtreiben und drittens: Warum nicht?
Ich ging an die Pinne, Angela schnappte sich den Bootshaken und ich fuhr so,

der Rettungstrack (Klick f. groß)

dass das ablaufene Wasser ihn gegen unseren Rumpf treiben lassen konnte. So weit, so gut. Aber die Swantje treibt ja auch weiter und hält nicht auf den Punkt an, also muss man vorsichtig manövrieren und gleichzeitig flink beim Einfangen sein. Ich war etwas zu vorsichtig und musste noch mal neu Anlauf nehmen. Nach dem dritten Mal tauschten Angela und ich die Rollen. Immerhin habe ich etwas längere Arme. Jetzt kamen wir auch wieder gut ran, aber er war nicht zu fassen: Es war nur eine sehr dünne Leine mit sehr kleiner Schlaufe an einem Ende befestigt. Bei Angelas drittem und nach Absprache unser letzer Versuch presste ich den Fender „einfach“ mit dem Bootshaken an den Rumpf, langte mit einem Arm weit runter und konnte die dünne Schnur so eben greifen. Hurra! Auf dem Bild vom Track-Plott kann man gut erkennen, wie sehr einen das Wasser in der (kurzen) Zeit abgetrieben hat. Gefühlt bewegten wir uns nur auf der Stelle und mussten uns anschliessend erstmal wieder orientieren.
Stolz wie ein erfolgreicher Angler ging ich ins Cockpit. Nachdem Angela ihren Juli-Fund spontan „blauer Klaus“ genannt hat und wir nun ein schwarzes Exemplar ergattert hatten, erwägten wir einige passende Namen. Aus dem vorgeschlagenen schwarzen Korsaren wurde schnell „schwarzer Kaspar“, was aufgrund der kleinen Rettungskapriolen sogar recht angebracht schien.

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