Die Überführung unserer Slocum in allen Details können wir uns wohl sparen, denn sooo viel ändert sich navigatorisch auch nicht in einem Jahr auf der Strecke Oldenburg-Elsfleth-Bremerhaven-Hooksiel. Aber doch, es gibt nun den Heinrich-Punkt dort zwischen Jade und Weser, dem werde ich aber noch einen weiteren Artikel gönnen. Ausserdem gibt es immer einiges zu erzählen, also los:
Auf Grund der Tide wollten wir (Kar)Freitag morgen um 8:00 los. Meine Überlegungen:
- Niedrigwasser in Elsfleth ist um 09:48 Uhr
- Wir brauchen für die Hunte ca. drei Stunden
- Vor der Huntebrücke muss man warten, also sollte es da nicht so strömen
- Bei NW kommen wir nicht durch die Schleuse in Elsfleth
- all zu früh möchten wir auch nicht los
Das ergibt folgenden Plan: Wenn wir um 8 Uhr losfahren, dann haben wir noch einiges an Strömung mit uns, aber später an der Heinrich-, äh, Hunte-Brücke sollte die Tide kippen oder zumindest Stauwasser sein oder halt nicht mehr soviel nachströmen. Ab dort ist es nicht mehr weit bis zur Weser (ca. 4,5 sm), da ist Schiebestrom nicht zwingend nötig.
Wenn denn die Eisenbahnbrücke zur rechten Zeit öffnet! Und das tat sie. Ich hörte den Funk ab und bekam mit, dass wohl einige Binnenschiffer hin und her wollten. Ich mischte mich ein und fragte, ob wir auch noch mit durch könnten. Antwort: „Ja, klar, aber passt auf, euch kommen einige Containerschiffe entgegen!“ Witzbold… wir warfen die Leinen los, reihten uns in die Schlange und schlurften durch die Eisenbahnbrücke. 8 Uhr 9, das wäre schon mal geschafft. Ich stellte den Motor auf eine angenehme, eher ruhige Drehzahl und bald pendelte sich unsere SOG bei 5kn ein, wurde aber später mehr (ohne an der Drehzahl was zu ändern…).
Die Huntedeiche schoben sich an uns vorbei, die Sonne setzte sich durch, es war kalt aber schön. Die Hunte haut uns nicht mehr vom Hocker, aber Entspannung ist ja auch mal schön. Es kam sogar noch ein Binnenschiffer zu Berg, das war aber echt ein kleiner…
Bei Km 15 meldete ich uns bei der Hunte-Brücke an, die noch gute zwei Km entfernt war. Wie immer und überall sagte auch dieser Diensthabende sinngemäss: „Kommt erstmal näher ran“. Nach wenigen Minuten hatten wir die Kurven geschafft, ich funkte Bescheid und die Öffnung startete so zügig, dass wir weder aufstoppen noch Kreise drehen mussten, gut so.
Die Elsflether Eisenbahnbrücke ist dann nicht mehr weit entfernt, nach zwei Kurven fragte ich auch da an. Antwort: „Moment… ja, ich kann gleich aufmachen, kommt man her!“ Und wir konnten echt ohne Verzögerung durch die offene Brücke, wie schön! Dabei ist vor dieser Brücke echt mal Platz zum Kreise fahren und man könnte sogar an Dalben festmachen… wenn man so lange Leinen hat.
Hinter dieser Brücke gehen die Deiche ins Landesinnere und man kann am Ufer (bei NW) Wattenhügel sehen. Dank des vielen Ostwindes lief mehr Wasser ab als üblich und man fühlte sich beinahe, als ob man durch einen breiten Schlickgraben fährt. Aber ab da ist die Hunte jedenfalls wieder spannend! 🙂
Wir tuckerten an der Elsflether Werft vorbei (dessen aktuelle Entwicklung ich sehr bedauere), am Stadthafen und an der Lizzy, und fuhren durch das Huntesperrwerk. Und das um 10:28 Uhr! Wir hatten nicht mal zweieinhalb Stunden gebraucht, das ist mit der Slocum samt stehendem Mast ein sehr guter Wert.
Angela rief bei der Schleuse des SWE Elsfleth an und erfuhr, dass die nur ca. 80cm übern Drempel haben, wir also warten müssen. Versegeln wir die Zeit? Gute Idee, aber es war wirklich kaum Wind und auf der Weser oft aus der falschen Richtung…. so fuhren wir in die Weser ein, querten nicht das Fahrwasser, hielten Kurs und Peilung auf die gelbe Brücke an Backbord und bei Weser-Km 33 fiel unser Anker auf dort aktuelle 3,4 m Wassertiefe. Motor aus.
Herrlich, diese Ruhe und Idylle! Hier frühstückten wir in aller Ruhe mit Kaffee, Aufbackbrötchen und gekochten Eiern, ruhten uns aus und gegen 12 holten wir den Anker auf und schleusten in den alten Huntearm.
Und wie immer habe ich mich festgeplaudert und für die Überführung 2019 wird es noch einen weiteren Artikel geben…