Seewetterbericht herausgegeben vom Seewetterdienst Hamburg
20.10.2019, 06 UTC:
Vorhersage gültig bis heute Nacht:
Deutsche Bucht :
Südwest 4, vorübergehend schwachwindig, später Nordost 3
bis 4, anfangs Schauerböen, strichweise Gewitter, See 1 Meter.

Das war das Wetter für unsere Überfahrt am Sonntag. Wir waren ja schon Freitag nach Hooksiel gereist bzw. haben uns bringen lassen. Dort zogen wir noch das alte Vorsegel in die neue Rollanlage und steckten ein Reff ins Groß, weil wir eigentlich am nächsten Tag los wollten und aber für Samstag starke Winde angesagt waren. Sowohl über Jade Traffic als auch vom DWD. Leider habe ich die passende Mail nicht mehr. Wir wollten gleich die erste Schleuse um 9 nehmen, dann durch Jade und Mittelrinne zur Doppeltonne und Richtung Bremerhaven segeln, wie wir es schon oft gemacht haben. Samstag morgen, noch im Bett, checkten wir Windfinder, nachdem wir die UKW-Meldung auf Ch63 gehört hatten:

Browserbild von Windfinder

Sechs Bft in Böen kriegen wir ja noch gut hin, zumal unsere Slocum sowieso einiges an Wind braucht, aber: 6er Böen aus Süd, wo wir auflaufendes Wasser in der Weser haben? Wind gegen Strom will man da echt nicht. Wir hatten das schon mit weniger Wind in die andere Richtung erlebt und das war übler als nur unbequemes Gehopse. Da die Funkansagen noch unvorteilhafter klangen, fasste ich den Beschluss nach Kopfnicken meiner Frau: Nein, heute fahren wir nicht, denn genau, wenn wir „ganz oben draussen“ sind, soll es am dööfsten sein. Ganz nebenbei wurden noch Wellenhöhen von 1,6m angesagt. Da wird es ja schon schwer, die Tonnen zu finden und schnibbeln bei der M4 oder gar M6 sollte man auch nicht…. für Sonntag dagegen sah das vielviel besser aus und:

So machten wir am Samstag noch einen weiteren Tüdeltag, duschten ausgiebig, kochten lecker an Bord (Nudeln mit Truthahnfleischgemüsemixtomatensosse), klarierten Leinen und Kabel, schütteten das Reff wieder aus dem Groß und Sonntag traten wir dann die Reise an, welche Angela beschrieb. Leider blieb die südliche Komponente im Wind, so dass wir auf der Weser nicht richtig in Fahrt kamen, die dazu erforderliche Höhe können wir einfach nicht laufen. Mit Maschine (und Motorkegel!) ging es dann, trotzdem haben wir das Fahrwasser noch einige Male gekreuzt.Dadurch waren wir letztendlich auch langsamer als gedacht, obwohl die Eckdaten eigentlich grob passten: Wir waren 12:08 oben in der Weser (aber hat schon drei Stunden gedauert, nicht weniger, was besser für die Planung gewesen wäre), hatten die Doppeltonne 13 hinter uns und machten die Maschine aus (da dachten wir noch, wir könnten einige Stunden nur segeln), gegen 16:00 waren wir an der Columbus-Kaje und halb fünf hatten wir die Schleuse „Neuer Hafen“ quer ab. Aber wir wollten da nicht rein, weil der angekündigte Regen nicht kam, wir hatten nicht viel zu tun, weil Andreas meistens steuerte (Angela sitzt gern mal an der Pinne, ich lass lieber den Automaten ran), konnten also durchaus noch weiter fahren. Langes Segeln, kurzer Sinn: Wir hatten schon zu viel Zeit gegen die Tide verloren.

Norwegian Encore – das neueste Kreuzfahrtschiff der Meyerwerft in BHV

Noch ein Wort zu den Fotos, die Angela im Beitrag hat: Der Profi mag sich wundern, dass das Unterliek des Vorsegels recht bauchig wirkt, wo wir doch hoch am Wind fahren sollten? Richtig, die Erklärung lautet: Die alte Genua hat ein etwas längeres Vorliek, weil die Trommel damals tiefer saß. Nun hatte ich unten zu viel Tuch und zwischen dem Ende der Keder und der Schlaufe zum Einpicken des Vorsegels entstand eben jene Wölbung. Ein Stückchen höher nur sah es viel besser aus.

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