Es klingt unglaublich: Wir segeln aktuell so ungefähr nordöstlich der Azoren, haben die Biskaya und die Front eines Tiefs hinter uns und gucken gerade, wie wohl der beste Kurs für die nächsten Tage sei. Da bekommt Angela auf einmal ne WhatsApp von einem OYC-Kameraden und es kommt zu einem kleinen Gespräch:
Da haben wir doch flott unsere Kurslinie am iPad überprüft und mal scharf Ausguck gehalten. Tatsache, gleich Steuerbord querab, in Richtung Sonnenuntergang segelt der Kamerad aus Oldenburg!
Okay, der Screenshot hat es vermutlich verraten: Das ist ein virtuelles Treffen. Sowas kann man über Virtualregatta.com machen und ist relativ leicht zu bedienen und zu „spielen“, sogar für Nicht-Segler 😉
ABER; dieses virtuelle Segeln hat einen realen Hintergrund: Die Vendee Globe! Es ist wohl das härteste Rennen der Welt und findet nur alle vier Jahre statt: Einhand, also allein, mit dem Boot ohne jede Hilfe von außen einmal um alle drei großen Kaps der Welt und zurück in den Zielhafen segeln, ca. 25.000 Seemeilen. Wer ins Ziel kommt, der zählt schon zu den Siegern.
2016 war ich auch schon virtuell dabei und dieses Jahr gibt es noch einen besonderen Anreiz, die Regatta aufmerksam zu verfolgen: Das erste mal in der Geschichte der Regatta segelt ein Deutscher mit! Boris Herrmann. Und der ist nicht nur Deutscher, der ist sogar geborener Oldenburger. Da fiebert man doppelt, nein, dreifach mit: Als Segler, als Deutscher und auch als Oldenburger. Leider ist diese Regatta in den deutschen Medien nicht besonders präsent. Kann gut sein, dass sich das bis zum Ende der Regatta (die vermutlich für den Sieger nur ca. 70 Tage dauert!) noch ändert, das ZDF hatte auf jeden Fall schon einen guten Vorab-Bericht geliefert: Klick. Letzten Sonntag, am 08.11., war der Start des Rennens. Ich möchte aber auch noch Isabelle Joschke erwähnen. Sie segelt ebenfalls mit, ist geborene Deutsche, lebt aber schon lange in Frankreich. Und sie ist gut dabei im Rennen!
Die Veranstalter des Vendee Globe sind aktuell (leider) noch sehr auf Französische fixiert, aber es gibt in deren YT-Kanal auch Englisch-sprachige Berichte, täglich ca. ab Mittag. Für alle, die neugierig geworden sind: Es gibt einen guten Vorab-Film von denen über die Regatta: Klack.
Zurück zum Thema: Mit Virtual Regatta kann man genau diese Regatta live mitsegeln. Tolle Idee! In der App kann man dann auch die realen Segler neben sich sehen (wenn man mit denen einigermassen mithalten kann). Heute hatten wir auch Boris backbord querab. Er hat aber nicht gewunken 😉
Und die ganz oben erwähnte Begegnung ist so oder so wirklich eine irre Zufallsbegegnung: Aktuell machen ca. 700.000 Spieler mit (was die Server erstaunlich gut verdauen), Angela und ich segeln im Team „Segel Forum“ mit. Natürlich ist das Feld nach wenigen Tagen noch ziemlich dicht beisammen, doch diverse Taktiken und/oder Ausrüstungen sorgen für eine gewisse Streuung. Selbst wenn man es mit Absicht machen wollte, wäre es fast unmöglich, genau EIN bestimmtes Boot zu finden und dessen Kurslinie nahebei zu kreuzen. Dazu kommt, dass wir uns nicht abgesprochen hatten und weder Hopsdrops wusste, dass wir dort mitsegeln noch andersrum. Und es gibt immerhin zwölf Teilnehmer, die Slocum im Namen haben. Aber nur wir waren so pfiffig, uns dort „SY-Slocum“ zu nennen. Und dann werden wir fast über den Haufen gefahren 🙂