Auch unser nächster Schlag war mit knapp 11 Meilen nicht sehr weit, war aber schon was besonderes. Aus zweierlei Gründen.

Der erste Grund: Es waren für den Tag starke Winde aus ca. West angesagt. Morgens nur eine 4, aber zum Nachmittag 6 und mehr mit Böen dazu. So entschlossen wir uns morgens spontan, auf das Frühstück zu verzichten und loszufahren. Das sollte keine drei Stunden dauern und dann können wir gemütlich im Zielhafen frühstücken. Es wurde dann aber doch 10:00 Uhr, bis wir loskamen. In das Groß hatten wir schon den Tag zuvor ein Reff eingebunden. Das war auch an sich alles kein Problem und locker zu schaffen, aber: Orth auf Fehmarn liegt in einer schönen Bucht. Von dort aus fährt man in den Fehmarnsund, der von West nach Ost verläuft. Man fährt also erst durch die geschützte Bucht und sobald man aus der Abdeckung raus ist, kommen die langen Wellen angelaufen. Und wir mussten unseren eher südlichen Kurs noch ein Stück weiterfahren, bis wir in den Sund einschwenken konnten. Sehr ungemütlich, dieses Rollen! Über UKW Kanal 68 (Fehmarn Sund Traffic) hörten wir sogar Böen bis 8 vorhergesagt. Gut, dass wir zeitig losfuhren!

Rot: Wind und Dünung. Gelber Kreis: Unser Ankerplatz neulich 😉

Wir versuchten, möglichst früh auf einen östlichen Kurs zu gehen, damit wir nicht länger als notwendig diese nervigen Schiffsbewegungen mitmachen müssen. Dazu kam noch der Umstand, dass die Sonne – die durchaus mal raus kam – uns natürlich in die Augen schien und im Sund einige Berufsschiffe unterwegs waren. Unter anderem ein riiiiesiger Schlepper, der da scheinbar planlos genau auf unserer Kurslinie rumeierte und irgendwann ohne Fahrt stehen blieb. Wir passierten ihn dann mit vielleicht 20m Abstand (Angela hat hier ein Foto davon) und stellten fest, dass er mit „Guard“ beschriftet und das Deckshaus gelb gestrichen war. Also kein normaler Schlepper. Aber was der für einen Auftrag hatte, wissen wir nicht.
Wir hatten das Vorsegel schon ausgerollt und im Sund machten wir dann auch über 6 Knoten Fahrt, nicht schlecht! Vermutlich strömte es auch gut durch den Sund.

Der zweite Grund: Die Fehmarnsund-Brücke. Ich war noch nie auf oder unter ihr und natürlich konnten wir sie schon seit Tagen von weitem sehen. Das ist schon beeindruckend, die mal im Ganzen zu sehen und da mal durchzufahren! Haben wir natürlich auch gefilmt…
Auf der anderen Seite der Brücke schien noch mehr die Sonne, der Wind schob uns von hinten und die Küstenwache dümpelte dort rum. Wir hatten die Maschine noch mitlaufen (als Unterstützung bei der Dünung) und aber keinen Motorkegel gesetzt. Weil ich eigentlich ein sehr gesetzestreuer Bürger bin, wurde mir regelrecht mulmig, als die KüWa leicht ihren Kurs änderte… aber letztendlich kümmerten die sich nicht um uns (Nein, auch über Funk kam nix).

Das letzte Stück unseres Weges mussten wir dann hoch am Wind (viel Höhe schafft Slocum nicht) laufen und ich war verwundert, dass sich trotz der Landabdeckung weiße Kämme auf den Wellen bildeten… wir jagten mit ordentlich Lage auf unser Ziel zu: Die Untiefentonne, die das Ende der zerstörten Mole markiert. Und selbst in der Großenbroder Bucht mit ihren vielen Häfen war das Wasser vom Wind aufgewühlt.
Angela hatte vorher den Hafenmeister kontaktiert und der schickte uns sogar Luftbilder, damit wir unseren Liegeplatz finden konnten: West-Steg, Box 21. Klasse Service! Das Anlegen ging auch alles super, Angela und ich kriegen da wirklich Übung drin. Nur den Lee-Dalben erwischte ich nicht mit der Leine, die waren wirklich weit auseinander. Letztendlich kletterte ich mit der langen Leine in der Hand kurzerhand auf das Nachbarschiff, während Angela bei uns am Heck stand, damit wir gemeinsam die Leine rüberwuppen konnten. Was ein Spaß 😉

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