Von Klintholm wollten wir weiter, auch wenn es schön hier ist. Wir haben noch ca. 14 Tage, um bis nach Flensburg zu kommen. Das ist viel Zeit, aber es ist ja auch viel dänische Südsee dazwischen.
Ursprünglich wollten wir zum ersten Hafen im Sund (HäreBöllehavn?), aber irgendwie hatte ich kein Bock auf Hafen, Steg und Nachbarlieger. Mal wieder Ankern, das wollte ich! In der Seekarte waren einige Ankerplätze eingezeichnet. Das sah schon gut aus, da brauchte ich gar nicht weitersuchen. Von Klintholm auch nur ca. 20 Meilen entfernt, das kann man bequem schaffen. Also wie immer morgens in Ruhe frühstücken. Dann haben wir Wasser gebunkert und wollten dann los, bevor es zu heiss wird. Denn die Sonne brannte schon ordentlich, und es war erst halb zwölf. Einer der vielen Vorteile beim Ankern: Man kann nicht zu spät kommen, es ist immer „ein Platz frei“. Anders als in den Häfen, wo nach 16:00 Uhr die meisten Plätze belegt sind… irre.
So war es dann auch kein Problem, dass der Wind gemäß den Vorhersagen wirklich nicht kräftig war. Und andere Segler waren auch mit uns unterwegs. Das ist immer ein gutes Zeichen: Wir haben wohl nicht alles falsch gemacht. Da wieder mal Segler an uns vorbeizogen, war ich am grübeln, ob ich den Blister setze, doch die rollende See vertrieb mir den Gedanken. An die vier Knoten kratzten wir aber oft, trotz des zarten Hauches. Bis zwei Dinge passierten: Wir waren erst eine knappe Stunde unterwegs, da wurde der Wind immer schwächer und vor uns zog ein Wetter auf, dass nach Regen aussah. Regen ist zwar doof, aber kein Wind ist doofer, wenn man segeln will. Wir schmissen die Maschine an und unterstützten den Wind. So tuckerten wir auf die Ansteuerungstonnen des Groensund zu und ab dort konnten wir auch wieder fein segeln, weil wir unseren Kurs in den Sund hinein ändern mussten. Und schön dem Tonnenstrich folgen, zu beiden Seiten kann es flach werden! Wir reduzierten dann schnell wieder die Motordrehzahl und machten ihn bald ganz aus. Wir waren im Sund, wir segelten und der Regen hat uns verschont. Soll es doch noch Stunden so weitergehen, wenn auch langsam; hauptsache schön!
Wir fuhren an allen Häfen vorbei, wunderten uns, das nach den Regenwolken auf einmal wieder so viele Segler auf dem Wasser waren und tuckerten unserem Ankerplatz entgegen. Weit entfernt voraus sahen wir ein Schiffsungetüm auf uns zu kommen. Erst dachten wir, das wäre ein mit Netzen und Fahnen vollbeladener Fischer, aber es war ein Baggerschiff. Und es liess an Backbord einen riesigen Schwall Ladung raus (das war bestimmt Wasser mit Sand?). Genau an einer Stelle, wo laut Seekarte eine Untiefe sein soll… die will wohl gepflegt sein, damit es dort untief bleibt? Zumindest beharrte er nicht auf seinem Kurs sondern zog in guter Entfernung Steuerbord an uns vorbei.
Dann näherten wir uns dem gewählten Ankerplatz. Eine ca. 2m tiefe Ausbuchtung zum Backbord-Ufer hin, wo es sonst überall viel flacher ist. Das Vorsegel rollte ich ein und nur mit dem Groß segelten wir mit knapp 3 Knoten voran. Die Wassertiefe blieb zunächst bei 11 Meter und nahm dann sehr rasch ab…. 9, 8, 7, 5, 4, 3… das Echolot schwankte endlich bei ca. 1,5m. Also gute 2m Wassertiefe. Ich wies Angela an der Pinne ein: „Ich gehe aufs Vorschiff und löse den Anker. Wenn ich dort bin gehst du in den Wind“. So machten wir es. Ich steckte gut 8m Kette und ging wieder ins Cockpit. Hier drückte ich den Baum rüber, so dass das Groß back stand. So sollten wir uns nach dem Wind ausrichten und der Anker kann etwas eingegraben werden (hoffentlich, man kann viel hochgewachsenes Kraut durch das klare Wasser auf dem Grund sehen).
Um 17:07 Uhr waren wir dann fest vor Anker. Ohne Maschineneinsatz, ganz leise, ich mag das! Daraufhin gönnten wir uns einen Anlegeschluck (ja, auch ohne „anlegen am Steg“) und ein lecker Bierchen in der Sonne. Später machte ich uns noch was warmes zu essen (die Kartoffeln hatte ich schon in Klintholm mit Strom aus der Steckdose gekocht) und nun sitzen wir hier im Cockpit, sahen gerade den Sonnenuntergang und haben schon wieder ein Bierchen in der Hand 🙂