Wir lagen also längsseits an diesem Motorboot im Vorhafen von Hooksiel und wollten ablegen, um in die Schleuse zu fahren. Ich besprach das kurz mit Angela, wir warfen die Leinen los, ich legte den Rückwärtsgang ein.
Und nichts passierte. Doch, der Motor drehte höher, das soll ja auch so. Aber wir machten irgendwie keine Fahrt? Hö? Okay, dann vorwärts. Wie vermutet: Auch nix. Gerade hatten wir ins vom Mobo abgestoßen. Eben wieder ranziehen war nicht. Mir war klar: Was auch immer die Ursache ist, alleine kommen wir hier erstmal nicht weg. Die rostige, mit Muscheln besetzte Spundwand war noch ein gutes Stück entfernt, aber… ich kramte eine lange Schleppleine aus der Backskiste und ging aufs Vorschiff. Angela rief zu dem Mobo-Fahrer rüber, wo wir vorhin noch fest waren. Der verstand uns nicht gleich, konnte wohl auch nicht mehr so gut hören. Als er erkannte, was wir wollten, erklärte er, er sei allein an Bord und… ja, Okay, das verstehe ich. Der Vorhafen war ja voll mit Sportbooten, wir bräuchten also nur eines auf uns Aufmerksam zu machen.
Etwa 50m weiter war ein anderes Motorboot. Ca. 12m lang, schick, nicht alt. Auf dem Vorschiff saßen Leute, im Cockpit auch. Ich winkte vorne mit dem Tampen und Angela rief rüber: „Wir müssen geschleppt werden!“. Und was riefen die als Antwort zurück? „Aha, wir nicht.“ Hatte ich richtig gehört? Bevor ich mich darüber aufregen konnte, kam von hinten eine Segelyacht näher, mit Skipper, Mutter, Kind an Bord. „Wir schleppen euch“. Dazu murmelte er noch was über Seemannschaft und andere Leute und… nun ja. Wir besprachen das Manöver, ich warf die Leine rüber und fuhren in die Schleuse. Die Pütz hatten wir schon parat, um bremsen zu können. Wollten sich da nicht noch Motorboote vordrängeln und vor uns in die Schleuse fahren?! Der andere Skipper und ich waren uns einig, dass Schleppende ja bitte Vorrang haben und konsequent fuhren wir rein, schön bis ganz nach vorne. Nun kamen die anderen Boote hinterher. Auch da gab es etwas Gerangel und der Platz in der Schleuse wurde nicht ideal ausgenutzt, es gab große Lücken. Wir nutzten die Zeit, um zu besprechen, wie es gleich weiter geht. Er hätte uns zu unserem Liegeplatz geschleppt, aber das macht ja wenig Sinn. Gleich hinter der Schleuse ist die Werft Hooksiel. Dort gingen wir längsseits an ein Boot, die Leinen wurden losgeworfen, wir bedankten uns herzlich und er tuckerte davon. Am Steg kam gleich einer und half uns, die Swantje noch eben um die Ecke zu verholen, ans Ende vom Steg vor dem Kran.
Da lagen wir: Sonntag, feinstes Sommerwetter und eigentlich wollten wir in den alten Hafen tuckern und beim Maibaum-Stellen dabei sein. Stattdessen telefonierte ich mit Rainer, dem Vorbesitzer, holte den Knarrenkasten und wir schraubten den unteren Deckel im Cockpit ab, der sitzt genau über Motor und Getriebe. Die Bowdenzüge und den Hebel hatte ich schon gecheckt: Tipptopp. Mit der Großschot hoben wir den Deckel an und guckten: Alles einwandfrei, wie neu. Schade. Es wäre mir recht gewesen, wenn ich einfach irgendwas wieder einhaken kann und fertig. Und nun? Während ich den Deckel wieder anschraubte, ging Angela über das Werft-Gelände und kam mit zwei Informationen zurück: Eine Notfall-Handynummer und ein anderer Yachtie würde uns mit unserem Gepäck zu unserem Auto fahren. Nett!
An die Handynummer schrieben wir, was los war und Tanno schrieb, dass sie ab Dienstag wieder da sind. Dann wurden wir vom Skipper der Courage gefahren und machten uns auf den Weg nach Hause.
(Fortsetzung folgt)