Anstatt nun wie erst geplant innen durch über die Inseln zu hüpfen, wollen wir nun einen längeren Schlag außen rum machen. Nach Anzahl der Tage kommen wir quasi am gleichen Tag auf Norderney an 🙂
Wir gönnten uns einen Ruhetag in Horumersiel und dann wollten wir direkt nach Norderney. Das machten wir gestern, also Dienstag (schön, wenn man erst überlegen muss, welchen Wochentag wir haben). Hauptsächlich warteten wir wegen dem Wind. Der drehte nämlich auf Ost. Etwas spannend war die Törnplanung schon: Wir können natürlich erst los, wenn wir aufschwimmen. Und eigentlich hat man dann immer noch Zeit. Wenn man die Jade raus will, dann nutzt man die Tide und fährt nach Hochwasser los. Aber das ist zeitlich knapp, denn bei Norderney würde um 21:00 Uhr Niedrigwasser sein. Und wenn man nach HW, also gegen 15:00 Uhr startet und mit durchschnittlich 5kn Fahrt rechnet, dann kommt man gegen 23:00 Uhr an. Und wir wären um NW genau vor dem Seegatt, auf dem Dovetief. Also wollten wir eher losfahren, eben sobald Swantje schwimmt. Das war um 12:50 der Fall. Unser Kiel zog eine Spur durch den Schlick am Steg und wir waren im tieferen Hafenbecken. Wir gingen davon aus, trotz noch auflaufendem Wasser auf der Jade wegen dem Ostwind schön segeln zu können und einigermassen flott voran kämen könnten. Pustekuchen. Der Prickenweg war kein Problem, und an dessen Ende setzten wir gleich das Großsegel, gingen auf Kurs und rollten die Genua aus. Der Wind war eine schwache drei und wir machten mal gerade 2 komma irgendwas Knoten Fahrt. Mist, das war langsam! Wir liessen die Maschine mitlaufen, aber blieben so bei gut 3 Knoten Fahrt über Grund. Naja, was solls. Irgendwann wird die Tide kippen und nimmt uns dann bis Norderney mit. Um kurz nach vier hatten wir dann Wangerooge quer ab, fuhren also gen Westen und guckten uns die Bedingungen an: Von hinten rollte eine leichte Dünung heran, das war nix schlimmes. Der Wind kam auch direkt von hinten und nun wirds interessant: Wenn wir an Bord so 7 – 8 Knoten Wind haben und selbst 5 Knoten fahren, dann sind das zwar 4 Windstärken, man bemerkt sie aber nicht! Blöd ist eigentlich nur: Genau von Hinten. Wir passten den Kurs etwas an, aber das Vorsegel schlackerte wegen der Dünung andauernd. Also rollten wir es weg (ausbaumen wollte ich nicht, ich setzte nur einen Bullenstander für das Groß), erhöhten die Motordrehzahl auf 2000 1/min und freuten uns nun über deutliche 6, manchmal sogar an die 7 Knoten Fahrt. Wenn das so durchhält, dann wären wir noch vor Niedrigwasser am Ziel! Es gab da nämlich noch ein kleineres Ereignis, dass wir gerne live miterlebt hätten: Das Halbfinale Spa-Fra der EM24, das startet auch um 21:00 Uhr 🙂
Doch das war jetzt sekundär: Gute Fahrt und gutes Ankommen war wichtiger. Aber auch: Gutes Essen! Weil es relativ ruhig war, fing ich unterwegs an, Essen vorzubreiten: Wir hatten noch frische Karotten, ein paar Leberkäse-Scheiben, ne Zwiebel, ein Glas Kartoffeln. Das alles schnibbelte ich im Cockpit in einen Topf und kochte es danach unten auf dem Gasherd. Etwas Brühe dazu, ein paar Gewürze und gegen 18 Uhr konnten wir lecker essen. Und der Mensch an Land glaubt gar nicht, was man unterwegs für Energie verbraucht! Ständig gleicht man mit dem Körper, mit den Beinen, die Bewegungen des Bootes aus und immer muss man sich irgendwo festhalten.
So zogen die Seeseiten der ostfriesischen Inseln an uns vorbei und man erfährt immer wieder neu, warum Langeoog so heisst. Aber schon bald konnte man den Nordeneyer Leuchtturm in der Ferne sehen! Unterwegs passierte auf dem Wasser sonst nicht viel. Ein paar Vögel, in der Ferne ein Fischerboot oder die Seabed Explorer, die unseren Kurs wohl kreuzen würde und die wir deutlich im AIS sahen. Aber recht deutlich drehten die ab und fuhren dann hinter uns durch. Ob die unseren Motorkegel gesehen haben? Auf jeden Fall zogen die irgendwas hinter sich durchs Wasser. Ich vermute, irgendeine Sonde, ein Messgerät…
Bei recht ruhigem Wasser und mit trüben Sonnenschein fuhren wir dann ins Dovetief und folgten brav den Tonnen. Bei der D4 soll es am flachsten sein, aber wir waren schon eine Stunde vor NW hier, dieser Plan ging schon mal prima auf!
Wie wir dann um das Westende der Insel fuhren, nahm der Wind scheinbar zu, weil wir ja nun einen Am Wind-Kurs hatten. Nun sah und fühlte man die 4 Bft auch 🙂
Noch vor der Hafeneinfahrt holten wir das Groß runter und brachten schon die Fender aus. Am Hauptsteg war scheinbar schon alles belegt (seeehr viele Holländer lagen dort), aber hinten links am Kaisersteg (heisst der wirklich so? Da vor der Sliprampe) ging ich kurzerhand an einem anderen Segler längseits. Langsam fuhr ich ran, Angela stand mitschiffs bereit und ich wollte gerade beherzt aufstoppen, da… blieb Swantje von alleine stehen! Aha: Hier war es flach. Angela konnte bequem auf das andere Boot übersteigen und ich gab noch mal mit der Maschine etwas Schub, um uns noch einen Meter weiter nach vorn zu bringen. So zogen wir eine weitere Schlickspur in den Grund.
Kaum festgemacht, klappte ich unser Bimini aus, machte den Logbucheintrag so wie den Anlegeschluck fertig, packte mein Macbook aus und um 21:03 Uhr konnten wir uns beim Anlegebierchen das EM-Halbfinale ansehen 😉
Im Gegensatz zu den Franzosen waren wir froh, dass es keine Verlängerung gab, denn wir waren richtig schön müde und freuten uns auf die kuschelige Koje.