Wo endete unser letzter Bericht? Ach ja, Angela schrieb „…und die weitere Route geplant“. Das war ein Tag, bevor wir über Nacht bis nach Delfzijl segeln wollten und ein Tag, bevor mein „Rücken“ kam… gestern.

Von Norderney nach Delfzijl sind es – je nach dem, wen man fragt – 55 bis 60 Seemeilen, also übern Daumen und ohne Tide ungefähr 12 Stunden. Fahren wir Abends um 17:00 los, dann sind wir morgens um 5 Uhr da. Und das Niedrigwasser bei Borkum passte auch so ungefähr: 22 Uhr, dann fahren wir bis zur Ems mit ablaufendem und ab dort mit auflaufendem Wasser. Den Tag über mussten wir vorher noch ein paar Sachen erledigen: Noch mal zum Penny, Vorräte bunkern und einen Kanister voll Diesel holen. Am Vorabend im Bett fiel mir noch ein, mal „mit Gewalt“ nach dem Echolot zu gucken, ich erzählte schon davon.
Irgendwann füllte ich dann den Helgolanddiesel aus dem Kanister in den Tank. Dank Schlauch mit Pumpball muss man nicht daneben sitzen, während der Sprit läuft. Ich stand also von der Cockpitbank auf, um nach dem Echolot zu sehen und…. aua! Wie ein Messer stach es in meine Lendenwirbel. Einfach so, ohne falsch gelegen oder schwer gehoben zu haben. Dafür hatte ich doch gar keine Zeit! Aaah… das geht bestimmt wieder weg, Bewegung hilft da doch! Ich humpelte rum wie ein Opa, der was sucht und wollte unbedingt bei der Echolot-Verkabelung nachschauen. Bis wir los wollten waren es noch einige Stunden hin. Ich warf eine Ibu ein und legte laaangsam los. Das Ergebnis kennt ihr ja. Aber leider waren die Schmerzen im Rücken doch zu stark und schränkten mich zu sehr ein. Über Nacht segeln? Abwechselnd, weil man auch mal schlafen muss? Angela kann doch nicht alles alleine machen!
Neuer Plan: Wir verschieben den Start auf nächsten Morgen, die Tide ist dann ja ähnlich. Für 5:00 Uhr stellten wir den Wecker, damit wir um sechs starten können. Bis dahin sollte ich mich ausruhen, den Rücken schonen. Wir verholten Swantje noch an den Steg, weil wir bis dahin im Päckchen lagen und der Innenlieger näher an die Steckdose musste. Dabei stutzte ich kurz, weil der Motor nicht wie gewohnt sofort ansprang. Na, wohl etwas länger vorglühen. Es ist ja kalt, wir haben nur Juli.

Okay, am nächsten Morgen war mein Rücken weit entfernt von „super“, aber es würde schon gehen. Es war ein lauer Morgen und fast kein Wind. Also motoren, tja. Ich ging in die Knie, drehte den Startknopf und statt brummbrummplätscher kam nix! Nur ein leises Klacken. Oh Mann, was soll das denn nun! Meine erste Diagnose war, dass die Starterbatterie zu leer war, um die Maschine zu starten. Aber eigentlich hatte ich die Bordinstallation so verstanden, dass immer erst die Starterbatterie geladen wird, dann der Rest. Und überhaupt: Die Starterbatterie muss ja nur den Motor starten, wird dann gleich wieder voll geladen und muss nur warten bis zum nächsten Einsatz. Alles andere machen die Verbraucherbatterien. Wir lagen hier allerdings seit, äh, zwei Tagen ohne Landstrom. Aber solar wurden die Batterien immer schön geladen (so weit die Sonne schien), an unserem BMS kann man das immer schön sehen. Morgens sind die Akkus so auf 70 bis 80% runter und wenn die Sonne da ist, sind sie noch vor Mittag wieder voll. Aber geht dieser Ladestrom auch bis zur Starterbatterie? Ich glaube nicht. Unten im Salon nahm ich die Motorabdeckung weg und zeigte Angela die vorhandene Elektrik: In dem Kasten da ist die Starterbatterie („Ach da, aha!“), da drüber hängt das Trennrelais und das da ist das Ladegerät. Nun holten wir unsere Kabeltrommel raus und nahmen uns auch Landstrom. Es war kurz nach sechs, die Ampere flossen. Vorher hatte ich an der Starter die Spannung gemessen: 12,5V. Nicht üppig aber eigentlich locker genug, den Motor zu starten.
Ich hatte auch keine weitere Ausrüstung mit, um irgendwas machen zu können. Ein Überbrückungskabel wäre toll. Wieder ein neuer Plan: Ich lege mich noch mal hin und schone meinen Rücken und Angela würde bis um acht warten, um dann z.B. den Hafenmeister oder bei der Tanke zu fragen. Um 07:40 Uhr wurde ich durch Angelas Unruhe geweckt und plötzlich hörte ich den Motor brummen. Sie hat es versucht und es hat geklappt! Dann lag es doch am Strommangel? Na gut, um Details würde ich mich später kümmern. Wieder ein neuer Plan: Wir legen ab, obwohl es zwei Stunden hinter unserem eigentlichen Plan ist und fahren nur bis Borkum.

Die folgenden Ereignisse erzähle ich dann im nächsten Teil.

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