Das Wetter heute auf Norderney war alles außer beständig. Laut den Vorsagen in Windy & Co. wollten wir heute lieber nicht los: Viel Regen mit Böen von 5 Bft und Gewitter. Aber irgendwie hatte ich es satt, im Päckchen an der Kaiserpier zu liegen und irgendwie weiter gehen muss es ja auch.
Was besonders in diesem Urlaub total auffällig und typisch ist: IMMER ist genau in dem Zeitfenster, in dem wir unterwegs sein wollen bzw. können, KACKwetter mit allem Schiet und Schandieddel. Das nervt gewaltig. Und Regen ist mir mittlerweile egal, wenn denn der Wind einigermassen zur Tide und Fahrtrichtung passt. Nur Blitz und Donner muss ich nicht gerade unterwegs haben.
Die Daten für einen möglichen Schlag nach Baltrum für heute, den 16.07.2024:
Hochwasser Baltrum 19:41 Uhr
Norderneyer Wattfahrwasser flachste Stelle: 2,20m (6,5sm bis dahin)
Gesamtstrecke 8,5sm
Wasserstand laut BSH: Minus 0 bis 3dm
Ich rechnete aus, dass wir frühstens 16:15 Uhr los können, 16:30 wäre noch etwas sicherer. Wir könnten aber auch wesentlich später los, weil der Prickenweg recht weit entfernt von Ney ist und ziemlich tief. Nun ratet mal, wann Regen und Gewitter kommen sollten? Erst ab 15, dann ab 16 Uhr. Es ist zum verrückt werden. Angela und ich standen im Cockpit und schauten den Wolken zu, wie sie sich zusammenbrauten. Es wurde immer dunkler. Aber es könnte an uns vorbeiziehen? Wir machten einen Deal: Ich füllte noch den Kanister-Inhalt in den Tank, um noch einen Kanister voll zu holen. Auf den anderen östlicheren Inseln wäre dazu keine Gelegenheit und: Was man hat, das hat man. Auch wenn unser Tank noch mehr als ein Drittel voll ist. Während ich den Tank füllte, fing es an zu regnen. Okay, Geduld haben. Wir haben Zeit, massig! Das ist echt eines der Wattenhochs, wo man ein riesiges Zeitfenster wahrnehmen kann. Angela war so weit, dass sie gar nicht mehr los wollte. Und wir hatten abgemacht: Wenn einer nicht will, dann machen es beide nicht. Aber… morgen wäre auch kackiges Wetter und wer weiss, was noch so kommt. Das war ihr auch klar. Glücklicherweise klarte der Himmel nach dem letzten Schauer wirklich auf. Ich ging los, Diesel holen (und weil ich 30 Sekunden zu spät bei der Tanke ankam, musste ich auf einen Bus warten, der mal eben 140L tankte). Zurück an Bord guckten wir uns kurz in die Augen: Klar, los! Es war 17:30 Uhr. Ich brachte die Chipkarte zurück zu Bibo und Angela machte inzwischen alles startklar: Die äußeren Fender rein, Spring weg, Motor lief auch schon. Das Dach der Kuchenbude liessen wir stehen, falls es wieder regnen sollte. Mit Segeln war eh kaum zu rechnen.
So tuckerten wir aus dem Hafen, bogen links ab und ich war fast enttäuscht, weil uns das auflaufende Wasser nicht besonders beschleunigte. Es war eben schon näher an Hochwasser… egal. Wir folgten den vielen roten Tonnen und rollten die Fock aus, die uns bis zum Prickenweg einen Knoten mehr Fahrt brachte. Und wir hatten wirklich super sonniges Wetter und nur leichten Wind, der gar nicht störte. Geil! Bei den Pricken rollten wir das Vorsegel wieder ein, um diese besser sehen zu können. Am Westende von Norderney sahen wir bestimmt hundert Seehunde liegen, auch dort führt das Fahrwasser sehr nahe ans Land, ähnlich wie bei Spiekeroog. Nun war es nur noch ein kurzer Weg bis in den Baltrumer Hafen, wo ich mich erst wieder erinnern musste, wie der anzusteuern wäre. Aber auch das hat geklappt. Hinten im Hafenbecken sahen wir zwar eine freie Box, aber dort war ein rotes Schild. Bei anderen auch, schade. So gingen wir am Kopfende des Steges bei einem Segler längsseits. Es war 19:35 Uhr.
Wir kochten und aßen lecker Essen, nachdem wir uns ein Anlegebierchen gegönnt hatten. Bis zum Sonnenuntergang um 21:52, bei welchem wir wenigstens versuchen wollten, ob wir ihn sehen konnten, war es noch etwas hin. Also machte ich den Abwasch. Danach fing es, ach sowas, wie aus Eimern an zu regnen. Wir machten uns langsam frisch und startklar und gerade rechtzeitig hörte es auf zu tröpfeln. An der Start- und Landebahn vorbei gingen wir zur Seeseite der Insel und: Wir wurden wirklich belohnt! So ruhig, so idyllisch, nur wenige Menschen dort; fast schon kitschig schön! Man kann diesen Moment wirklich nicht mit einem Foto festhalten (was uns nicht davon abhielt, dutzende Fotos zu machen)