Gestern Abend saßen wir noch lange im Cockpit und genossen die hereinbrechende Nacht auf Wangerooge. Der Wind nahm ziemlich zu und mit dem nahenden Hochwasser spritzten schon vereinzelte Wellen über die Mole.
Noch war nordöstlicher Wind, aber er sollte Richtung West drehen. Deswegen guckten Angela und ich noch nach den Fendern und besserten nach. Wir lagen nämlich genau zwischen zwei Pfählen, die den Steg halten und diese Pfähle haben eine wuchtige, eckige Halterung, die in den Liegeplatz ragt. Da will man nicht mit dem Boot gegendonnern. Angela sagte mehr als Scherz: „Wenn es heute Nacht rumst, dann müssen wir sofort aus den Kojen hüpfen und nachsehen!“.
Und wie wir dann später so schön schlummern, da hören wir doch in der Tat plötzlich ein dumpfes Geräusch und es ging ein Ruck durch das Schiff. Wir beide waren sofort wach und sprangen zum Niedergang. Dort mussten wir erstmal einen Kormoran verscheuchen, der es sich auf unserem Cockpitsüll bequem gemacht hatte. Wir hüpften auf den Steg, ich leuchtete mit einer Taschenlampe, wir suchten die Bootsseite ab. Aber alles war okay, die Fender hingen, wo sie sein sollten und wir lagen noch in der gewünschten Position. Sehr seltsam. Wir hatten es doch beide gehört und gemerkt? Also kletterten wir wieder ins Cockpit und dabei fiel mir unsere Heckleine auf: Die war nämlich hinter dem Pfahl auf einer Klampe belegt, ging also um den Pfahl herum. Und dieser eckige Pfahl hat hier und da schon Kerben. An genau so einer Kerbe hatte sich die Heckleine verhakt. Und nicht nur das: Die Leine läuft ja hin zum Steg, um die Klampe und wieder zurück, also führen zwei Leinen am Pfahl vorbei. Die eine verlief in einem ganz normalen Winkel, aber die andere, die hing nicht nur in der Kerbe, nein: Es hatte sich ein dicker „Splitter“ vom Pfahl abgespalten und die andere Leine hing dahinter. Das war also der Ruck: Die erste Leinenhälfte hatte sich mit einer stärkeren Welle lösen können. Die zweite war eingeklemmt. Ich langte vom Heck aus rüber und riss diesen langen Splitter ab. Jetzt fiel die Heckleine sofort in ihre normale Position. Puh. Großer Schreck und simple Ursache. Auf dem Bild unten, das ich heute morgen machte, kann man die Stelle, wo der Splitter ursprünglich am Pfahl saß, einigermassen erkennen: