(Der letzte Teil dieses Berichts. Hier findet man Teil 1)
Wir hatten also die Reede so ziemlich passiert und so langsam hatte ich echt kein Bock mehr. Aber eben Rechts ranfahren und Pause machen ist nicht. Wenn wir den Wegpunkt erreicht haben würden, dann ist ja auch immerhin (erst???) gut die halbe Wegstrecke geschafft!
Und obwohl man ganz in der Ferne manchmal schon Fahrwassertonnen sah, waren wir noch ein Stück weg vom geschützten Gewässer. Wir befanden uns noch auf offener See. Aber ich wusste: Würden wir erstmal Scharhörn quer ab haben, ist das gröbste hinter uns. Bis dahin waren es noch ca. 7sm, also vielleicht eine Stunde Fahrt. Immerhin verzogen sich die grauen Wolken und es klarte etwas auf. Was aber den starken Wind, der leider gar nicht mehr nur aus West sondern eher Südwest kam, nicht hinderte, uns das Wasser um die Ohren zu schlagen. Aber ja, doch: Die Wellen wurden niedriger. Und das war gut so, denn das „Ausreiten“ war wirklich sehr anstrengend.
Natürlich kamen sowohl von vorn als auch von achtern große Frachter, als wir gerade vorhatten, das Fahrwasser zu queren, um auf die grüne Seite zu kommen. Auch das meisterten wir natürlich, indem wir dem von vorn kommenden hinters Heck durchfuhren und den hinteren vorbeiliessen, indem wir ein Stückchen auf der roten Seite fuhren. Dank AIS wussten wir, dass er 17 Knoten schnell ist. Da ist er dann bald vorbei und ich hielt quasi auf ihn zu, um zügig auf die andere Fahrwasserseite zu kommen. Zu aktivem AIS werde ich auch noch was schreiben und ich kann es jedem Sportbootfahrer nur dringend ans Herz legen!
Nun waren wir bei der Elb-Tonne 5 oder 7, die Wellen wurden wirklich flacher. Und sogar der Wind liess nach, wie schon seit 11 Uhr angekündigt. Wie spät war es jetzt? So ungefähr halb drei. Bald waren wir an Scharhörn vorbei, Neuwerk näherte sich. Wir kramten den Pinnenpiloten (der übrigens Orsco heisst) raus und ich liess nach vielen Stunden endlich die Pinne los. Und, ach wie schön: Die Sonne setzte sich durch! So fuhren wir durchs Elbe-Fahrwasser und lobten die Swantje ganz tüchtig. Alles, was jetzt kommt, wird ein Klacks sein.
Schon eine Weile hatten wir quer ab einen anderen Segler wahrgenommen. Kam der auch von Helgoland? Auf jeden Fall war er vor uns ins Fahrwasser abgebogen. Das war vielleicht keine schlechte Idee, in Bezug auf Bequemlichkeit. Dafür müsste man dann vorher einiges mehr höher am Wind laufen, was wiederrum bei diesen Bedingungen echt sch… schwer ist. Wir guckten, welcher UKW-Kanal hier für Elbe Traffic verwendet wird (Ch71) und schalteten die Handfunke auf Dual Watch: 71 und 16 wurden „gleichzeitig“ abgehört. Voraus, die Elbe hochgeschaut, wunderten wir uns: Was will denn der dicke Pott da auf unserer Fahrwasserseite? Ein Blick auf den Plotter: Die Aquarius dümpelt da mit 0,5 Knoten Fahrt rum. War das ein Forschungs- oder Mess-Schiff oder so? Darüber grübelnd hörte ich nur mit halbem Ohr dem einkommenden Funkspruch zu. Erst, als deutlich „Swantje“ zu hören war, da wurde ich aufmerksam. Das war auf Kanal 71. Dann kam noch mal was auf Ch16, auf englisch. Irgendwas in dieser Art: „Sailing Yacht Swantje at Buoy 21 for Aquarius…“ Och, die meinen uns? Ich ging auf Kanal 16 und sagte: „Swantje hört“. Gleich sagte die andere Seite: „Ach, gut, da seit ihr ja. Kanal Null Fünf bitte“. Ich bestätigte den Arbeitskanal, indem ich 0-5 wiederholte, wechselte dahin und sagte gleich wieder: „Hier ist SY Swantje“. Gespannt wartete ich auf das, was wohl kommen würde. Es war banal: Die Aquarius machte dort irgendwas (was genau habe ich leider nicht verstanden) und bat um einen Passierabstand von mindestens 100m. Das bestätigte ich gern – Platz war hier wirklich genug, auch wenn die auf der „falschen“ Seite fuhren – und ich fragte noch nach, auf welcher Seite die es denn gern hätten. Das dürfte ich mir aussuchen. Alles klar, gute Weiterfahrt! Wünschten wir uns gegenseitig. Funk ist genau so toll wie AIS. Auf unserem Plotter hatte ich einen Kreis mit einem Radius von einer viertel Meile um unser Boot eingestellt. Damit konnte ich nun wunderbar prüfen, dass wir nicht zu nahe kämen. Grob halber Radius sollte locker reichen.
Die bekannte Kugelbake ist ca. bei Tonne 31, die Einfahrt zum SVC noch ein Stück dahinter. Von Tonne 21 war das noch ein ganzes Ende. Aber da nun die Sonne schien, uns die Tide etwas schob und die See ruhig war, hatten wir keine Eile. Irgendwann nach 18:00 Uhr bogen wir mit 5kn in die Hafeneinfahrt ein, wo wir mit jeweils zwei anderen Yachten schon mal eingebogen waren (Auszeit Klick und Savi Überführung Klack (extern)). Wir bekamen schon vorher den Hinweis: Es wird wohl voll dort sein. Holländer, die auf Grund von Wetter nicht nach Hause segeln können, „parken“ ihre Yachten hier, um sie später zu überführen. Noch auf der Elbe rief Angela beim Hafenmeister an. „Ja, da sind noch freie Plätze“. Gut. Im Hafenbecken machten wir Fender und Festmacher klar und ich fuhr in die mittlere Gasse. Auf zweidrittel fanden wir in der Tat eine freie Box, die auch noch „grün“ war und legten bei völliger Windstille und Sonnenschein an. Als alles fest war, guckte ich auf die Uhr: 18:45 Uhr. Eben noch den Logbucheintrag vervollständigen und dann war es das.
Wir gönnten uns gleich zwei Schnapsgläser mit Portwein nacheinander und genossen das Anlegebier sehr. Das haben wir gut gemacht: Angela, Holger und Swantje!
Auf dem Rückweg vom Hafenmeister sagte von einem Boot aus einer zu mir Moin. Hä? Ach! Das war der Segler von Helgoland, der vor uns fuhr. Er fragte, wie es uns ergangen sei und noch bevor ich antworten konnte sagte seine Frau: „Wir haben immer nach hinten geschaut, ob ihr noch da seid. Mit eurem kleinen Boot tatet ihr mir richtig leid!“ Danke, nett, aber unbegründet. Laut deren AIS waren wir zwei Seemeilen zurück, das geht ja noch. Sie hatten eine Besucherin da. Er fragte mich, ihr zunickend: „Sag, wie hoch waren die Wellen?“ Ich sagte: „Auf jeden Fall viel mehr als vorher gesagt!“. „Genau, bestimmt drei Meter“, bestätigte er daraufhin.
Ich dachte mir: Okay, dann waren das auf unserem kleinen Boot bestimmt vier Meter…