U24a – Bis auf elf Meilen

In Glückstadt gelegen zu haben, war schön. Der Außenhafen hat irgendwie seinen eigenen Charme. Aber ein Stück die Elbe hoch fahren wollen wir noch, auch wenn wir nicht mehr ganz so üppig Zeit haben.

Vor Glückstadt liegt die Elbinsel Rhinplatte. Wir kamen von Norden. In der Seekarte konnte ich am Südende eingetragene Tonnen erkennen, aber auch viel Flach dort. Hm. Würden wir dort rausfahren können oder müssten wir ganz ums Nord-Ende fahren? Das muss sich doch rausfinden lassen.
Als wir gerade von Bord gehen wollten, um uns die Stadt anzuschauen, da kam ich noch kurz mit unserem Nachbarlieger ins Gespräch. Ein älterer Herr, der mit seinem Enkelkind den ersten Segeltörn machen wollte. Bei zwei Windstärken und schön Sonne eine schöne Idee! Ich wünschte gute Fahrt. Nach ein paar Metern übern Steg hielt ich an und kehrte um, weil er mir bestimmt weiterhelfen konnte: „Du bist doch Revierkundig. Kann ich unten rum raus oder muss ich um die Nordspitze fahren?“. Er guckte kurz die Swantje an, schätzte den Tiefgang auf 1,50 (ich korrigierte auf 1,4m) und dann sagte er: „Ja, da kommt ihr durch. Ungefähr eine Stunde nach Niedrigwasser los und immer schön an den grünen Tonnenstrich halten. Da ist harter Sand. Wenn ihr doch noch festkommt; einfach zwei, drei Minuten warten, dann gehts weiter.“
Klasse, das half mir! Ich bedankte mich und wir gingen in die City. Hatte ich erwähnt, dass es ein Supersommertag war? Vielleicht der heisseste Tag im August. Trotzdem nutzten wir die Gelegenheit und gingen noch bei Penny einkaufen, hauptsächlich Getränke… als wir wieder beim Steg ankamen, erkannte ich ein Segelboot, welches wohl gerade kurz vorm ablegen war. Es war eine Stunde vor Niedrigwassser. Ach, das war die Yacht mit der kleinen Familie, die gestern noch reinkamen! Ich fragte nett: „Wo soll es den hingehen?“. Antwort: „Die Elbe rauf“. Och, das passte mir. Ob er nun nördlich rausfahren würde? Nee, er versucht es oben… Tiefgang? Einfuffzig! Okaaaay. Ich sagte: „Büschen früh, oder?“. Er blieb gelassen. Wird schon passen. Ich scherzte: Wenn er nicht zurückkam, dann könnte ich ja hinterher fahren. Er kam nicht zurück in den Hafen.
Wir warten in Ruhe, bis es deutlich eine halbe Stunde nach NW war. Bis zur flachen Stelle waren es knapp zwei Seemeilen, mit langsamer Fahrt dauert das auch eine halbe Stunde. Und dann ist ne Stunde rum. Da kaum Wind war, konnten wir ganz entspannt ablegen und aus dem engen Hafen fahren. Um NW hatte ich kurz das Gefühl, als wenn unser Kiel im Hafengrund steckt, aber nun kamen wir „Reibungslos“ raus. An der Hafenausfahrt gab Angela einen (relativ) langen Ton ab. Wir sollten uns mal ein neues Horn gönnen…. Es ist gar nicht so einfach, langsam zu fahren, wenn die Tide einen schiebt. Ganz sinnig fuhren wir Richtung Süden, auf den Turm zu, der wie ein Fernsehturm aussah. Die Markierung in der Karte ähnelte ihm überhaupt nicht. War er das? Klar. Mit bloßen Augen konnte man bald erkennen, dass da vorne irgendwie Segler waren. Segelten die auf der Elbe? Kamen die uns entgegen? Na, die trauten sich was! Bald konnte Angela durchs Glas erkennen: Die haben den Ankerball gesetzt.
Als wir ganz nahe dran waren – immer schön an den (weit auseinander stehenden) grünen Tonnen, da erkannte ich Kinder in orangenen Feststoffwesten an Bord: Das war doch „unsere“ Familie! Kaum, dass wir näher waren, da holten sie ihren Anker auf und wollten auch wieder weiter. Sie fuhren so knapp schräg in unsere Richtung, wollten wohl auch ins Tiefe. Und wie Angela und ich uns das so interessiert anschauen, da nickt die Swantje plötzlich: Grundberührung! Ich nehme noch mehr Gas weg und steuere in Richtung des anderen Bootes. Dort ist es wohl tiefer? Es rumpelt noch zweimal sanft, dann haben wir wieder freie Fahrt. Mittlerweile bin ich dem Vorausfahrenden ziemlich nahe und bremsen kann ich nicht. Wenn der jetzt auf Grund läuft…. links neben der roten Tonne stehen die Möwen und schauen uns zu.
Wir kommen aber nun problemlos in die Elbe und queren erstmal das Fahrwasser. Währenddessen holen wir schon mal das Groß hoch. Es ist zwar Flaute und die natürlich von vorn, aber da hier wenig Traffic ist, die Elbe relativ breit und ausserdem noch einige Bögen macht, kann sich das wohl lohnen. Und zwischendurch haben wir auch einen Knoten mehr Fahrt drauf, bei weniger Drehzahl. Mit dieser Fahrt von fast 7kn werden wir auch keine drei Stunden bis nach Wedel brauchen. Unterwegs war es auch herrlich ereignisarm. Es kam man ein Binnenschiff auf, bei Stade wurde ein großer Frachter in die Elbe geschleppt, sonst nix. Nur dass ein Rudel Segelyachten auf der anderen, roten, Seite fuhr – sicherlich ausserhalb des Fahrwassers – und die näherten sich immer mehr, fuhren gar an uns vorbei. War das schlauer von denen, dort zu fahren? War da mehr Strömung? Auf jeden Fall war Wedel auf der Seite, die brauchten die Elbe nich mehr queren. Was solls, in Wedel sind 2000 Liegeplätze, da werden wir schon was finden. Im Gegensatz zur Aussage unseres Jan Werner-Revierhandbuches von 2017 muss man nicht an einen Wartesteg, damit der Hafenmeister einen einweist. Wir suchten uns eine freie Box aus, die nicht rot war und fertig. Nun waren wir in Wedel und wollten hier einen Hafentag einlegen. Ganz ursprünglich war ja direkt Hamburg unser Ziel. Wer hier mehr oder weniger regelmässig mitliest, der weiss, das wir einen ungeplant längeren Aufenthalt auf Helgoland hatten… die Zeit fehlt uns nun. Aber bis auf 11 Seemeilen sind wir heran gekommen, dass ist doch schon viel besser als bei unserem letzten Urlaub (Klick)!
Über alles weitere schreibt Angela sicherlich noch was 😉
(Bilder habe ich gerade gar keine)

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