Erst wollte ich diesen Beitrag „Willkommen in den 90ern“ nennen, denn seit gestern Morgen (Donnerstag) haben wir bis heute Abend (Freitag) 90sm abgerissen: Von Wedel über Cuxhaven mit 14 Stunden Aufenhalt und dann heute weiter quasi querfeldein bis nach Horumersiel. Beide Törns je 44sm laut Karte, über Grund etwas länger.

Da der Törn gestern mit unerwartet schlechtem Wetter endete, waren wir uns heute nicht sicher, ob die Windvorhersage recht behalten würde. Aber um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein schöner, sommerlicher Segeltag! Allerdings mit Motorunterstützung: Als wir auf der Elbe so knapp sechs Knoten Fahrt machten, blies der Wind natürlich fast von vorn und an unserem Windmesser mit maximal 11 Knoten. Das macht gerade mal 5kn „echten“ Wind.
Gestartet sind wir eine dreiviertel Stunde nach HW Cuxhaven und ich hatte mir erhofft, dass die Tide schon gekippt hätte und uns schon ein wenig schob. Wir legten ab und noch im Amerika-Hafen zogen wir das Groß hoch. So ging es raus auf die Elbe. Dort war Ententeich. Also fuhren wir erstmal rüber auf die rote Seite in der Hoffnung, einen besseren Windwinkel zu erreichen. Aber die 10 bis 20 Grad halfen uns bei dem lauen Lüftchen nicht. Zudem war doch reichlich Verkehr auf der Elbe. Frachter diverser Größen, Baggerschiffe, Schwimmkräne usw. Wie auf einer Modellbauanlage tummelte sich alles mögliche auf kleiner Fläche. Und wir dazwischen. Wieder erwischte ich mich dabei, zu koppeln: Wenn wir die nächsten sieben Meilen mit sechs Knoten… nee, ich liess es bleiben. Geplant war eh nur grob: Gegen 16:20 Uhr ist Niedrigwasser am LT Alte Weser. Dann wollte ich aus der Elbe raus sein. Bis dahin waren es jetzt noch knapp vier Stunden. Und wenn wir dann die Weser queren und uns dem Heinrichpunkt nähern, dann darf die Tide gerne wieder schieben.

Lange vorher fuhren wir nun auf der roten Seite bei Cuxhaven die Elbe raus und ich guckte, wie wir hier etwas kreuzen konnten. Dabei fiel mir auf, dass von hinten der riesige Schwimmkran Enak näher kam, gezogen von einem Schlepper, Fahrt 8,4kn, laut AIS. Wir machten gerade gut 5kn Fahrt. Also ist er 3kn schneller und er war eine halbe Meile entfernt (auch lt. AIS). Kleiner Dreisatz: 3kn = 1sm/ 20 Minuten, also ist er in zehn Minuten an uns vorbei. Nach der halben Zeit änderte ich unseren Kurs 50° Backbord. So fuhr ich knapp hinter ihm durch (Bilder kommen später 😉 ). Wir nutzten die Gelegenheit und fuhren rüber auf die grüne Seite. Wenn ich die anderen Sportboote dort so sah, schien das eh der übliche Weg zu sein. Und ja, da war es irgendwie entspannter. Nur, dass irgendwann der kleine Bruder vom Enak (echt jetzt!) hinter uns auftauchte: BVT Athlet. Er hatte auch die Fahrwasserseite gewechselt, war nun relativ knapp vor uns eeetwas langsamer. Angela wurde ganz hibbelig. Ich dachte mir, dass der sicher in die Weser will und deswegen hier ausserhalb des Fahrwassers den selben Weg nimmt wie wir. Also wäre es blöd von uns, den innen zu überholen, weil er auch seinen Kurs in die Richtung ändern würde. Ich legte mich lang ins Cockpit und ruhte. Derweil versuchte Angela doch noch einen Plan auszuknobeln, am Kran vorbei zu kommen. Vermutlich haben die irgendwas bemerkt, denn plötzlich bogen der Athlet scheinbar in die falsche Richtung ab? Sie fuhren einen Kreis, um hinter uns zu gelangen! Nette Geste.
Nun mussten wir nur noch Strecke machen und auf die Tide warten. Der Wind war hier immer noch so lala. Als klar war, dass wir keine Wende mehr fahren werden, rollten wir die Genua dazu aus. Das brachte auch einen halben Knoten Fahrt. Und die See war sehr glatt. Das kennen wir hier auch ganz anders (Klick). Man konnte schon sehr zeitig den LT Alte Weser erkennen, nebst vielen anderen kleinen Seezeichen. So fuhren wir „endlich“ an Roter Sand vorbei, querten das Neue Weser-Fahrwasser und weil unser Kurs so gut gewählt war, konnten wir einfach weiter über den Heinrichpunkt fahren.
Es fühlte sich an, als wenn wir ewig nicht mehr hier gewesen wären. Dabei sind wir gerade jetzt in dem Bereich, wo wir vor zwei Wochen schon mal waren: Vor weniger als einer halben Stunde querten wir unseren ehemaligen Kurs, der uns von Bhv nach Helgoland führte und gleich sind wir genau an der Linie, wo wir mit der Nachtfahrt nach Bhv unsere eigentliche Urlaubszeit begannen. Schon vor einer Weile passierten wir die Stelle am Elbfahrwasser, an der wir letzten Sonntag von Helgoland angehoppelt kamen.
Weltumsegelungen gelten als vollendet, wenn der eigene Kurs gequert wird. Das mag jetzt gern auch exemplarisch für diesen Urlaub gelten, mit zwei Einschränkungen: Wir haben nicht zwei mal den Äquator gequert und unser Urlaub ist noch gar nicht ganz vorbei. Jetzt gerade liegen wir in Horumersiel und haben noch den Sams- und den Sonntag vor uns. Rechnerisch könnten wir noch nach Spieker… hm.

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