Gelandet

Gestern kamen mehrere Dinge zusammen: Es war super Wetter, Hochwasser in Oldenburg war gegen 17:00 Uhr und ein paar Clubkameraden taten sich zusammen, um ihre Boote aus dem Wasser zu holen. Wir waren mit Swantje dabei.

Als ich am frühen Nachmittag meine Geldverdienenden Tätigkeiten eingestellt hatte, fuhr ich mit dem Fahrrad zum Stadthafen. Dort hiefte ich das Rad über die Reling, löste die Festmacher, stieß mich noch mit dem Bootshaken vom Steg ab, um am hinter mir liegenden Segler vorbei zu kommen und fuhr rückwärts raus. Und es war so schön warm und sonnig. Gut, dass meine Sonnenbrille noch in der Tasche unter der Sprayhood lag (die Sprayhood konnte dieses Jahr zum Mastlegen stehen bleiben, weil ich den Halter auf dem Vorschiff neu gebaut habe und gleich auf ausreichende Höhe geachtet hatte). So tuckerte ich gemütlich aus dem Stadthafen und bog unter der Amalienbrücke in den Küstenkanal ein. Beim Buschhagensteg angekommen fuhr ich gleich nach ganz vorne durch und legte am Ponton an. Klaus, ein ehemaliger Segler, der nun ein riesiges Motorboot hat, half mir beim Anlegen. Es ist so schön, wenn man sich dabei wortlos versteht und alles ganz ruhig vonstatten geht.

Ich war früh dran, Hochwasser ist erst in knapp zwei Stunden. Also holten wir erst eines der anderen (Motor)Boote raus, die brauchen kein tiefes Wasser. Das zog sich etwas hin, weil der Eigner das noch nicht oft gemacht hatte und noch eben nen Tampen holen musste, dort noch einen Holzklotz fixieren und zig anderen Kleinkram. Aber wir waren genug Leute mit ausreichend Erfahrung im Slippen und so ging alles Hand in Hand und ohne Gebrüll. Irgendwann war dann das Boot draußen und wir schoben es mit dem Trecker an die Seite, damit es dort noch mit dem Hochdruckgerät abgepustet werden konnte.
Nun holten wir die beiden nächsten Trailer. Unserer war im Grunde fertig zum slippen, ich musste nur die Rungen einstecken. Mit dem Trailer hatte ich ja schon die Slocum raus und rein geslippt, wir wissen also, was zu tun ist. Trotzdem ist man immer noch ein wenig aufgeregt, komisch. Nun stand er, ins Seil der Zugwinde eingepickt an der Sliprampe und wir (mein Sohn Thor und ich) gingen an Bord. Jetzt war es fast Hochwasser, es strömte eigentlich gar nicht mehr.
Wenn geslippt wird, sind komischerweise immer sehr viele Kameraden auf dem Platz, die mit der ganzen Aktion eigentlich gar nichts zu tun haben, aber sehr interessiert gucken. Falls sie auf Hafenkino etc. aus waren, musste ich sie wohl enttäuscht haben: Ich fuhr rückwärts vom Ponton weg, drehte die Swantje schon etwas, gab vorwärts etwas Gas und nahm gleich den Gang raus. So glitten wir erst Richtung Trailer und dann sanft zwischen die aus dem Wasser ragenden Rungen. Das klappte ganz reibungslos. Ich wusste: Wir müssen soweit reinfahren, bis die hinteren Rungen auf Höhe der Winschen sind. Nicht mal ein Fender blieb hängen, die ich ganz vergessen hatte. Dann nahmen wir die vorbereiteten Tampen, die unten am Trailer befestigt sind, zogen sie stramm und belegten sie auf den Klampen. Nun konnte das Boot nicht mehr vom Trailer rutschen, wenn er rausgezogen wird. Ein Zeichen an den Windenwart, wir fuhren hoch und je nach dem, auf wen man hörte, waren wir total schief oder standen astrein auf dem Trailer. Ich hörte auf den richtigen. Ungern wollte ich noch mal zurück und das alles „irgendwie“ neu justieren. Da wird man nur unruhig und macht Fehler.

Sitzt doch gut drauf!

Ruckzuck waren wir aus dem Wasser, es wurde eine Leiter gebracht und ich konnte von unten selber schauen: Alles supi. Interessanterweise saß an einigen Stellen dick der im Hooksmeer berüchtigte Kalkröhrenwurm. Besonders dort, wo im letzten Winter die Pratzen saßen und kein neues Antifouling hin kam. Unten am Kiel war noch ein wenig und ein paar Stellen, wo ich vermutlich zu dünn gestrichen hatte. Mit dem Hochdruckreiniger ging das alles problemlos runter. Das machte ich erst, als wir die Swantje auch an die Seite gestellt hatten.

Und weil noch zwei weitere Boote aus dem Wasser wollten, schoben wir Boot samt Trailer mit dem Trecker vorn in die Halle. Dann teilten wir uns auf: Draußen machten sie mit dem Slippen weiter und ich holte mir ein paar kräftige Leute: So schoben und rangierten wir die Swantje an ihren entgültigen Platz. Das geht bald besser, als mit dem Trecker rumzueiern, wenn sich das Team erstmal eingespielt hat: Einer sagt, wo es lang geht und alle anderen halten den Mund und schieben in die entsprechende Richtung. Das klingt vielleicht etwas barsch, ist aber effizient und damit befriedigend.

Das nächste Motorboot kam nicht ganz problemlos auf den Trailer, weil die vorderen Pratzen „umkippten“: Statt der Gummiseite standen harte Metallecken nach oben, Richtung Rumpf. Der Trailer musste noch mal hoch gezogen werden, wo wir die Pratzen mit Kreppband und dünnem Seil fixierten. Tja, das sind so die blöden Kleinigkeiten, die einen dann aufhielten. Das Wasser lief nun schneller ab als man glauben wollte und als letztes holten wir noch ein Segelboot mit 1,20m Tiefgang raus. Der hatte aber nen sehr flachen Trailer und stand dann quasi mit dem Dunkelwerden endlich an Land.

In der Halle bockte ich noch gemeinsam mit Imke den Trailer auf, um die Reifen zu entlasten, steckte Strom an und das wars. Nun können bald die Winterarbeiten an Bord beginnen, ich werde berichten.

2 Gedanken zu „Gelandet“

  1. Ich mag immer wieder deine Art zu schreiben, zu BEschreiben. Das vermittelt mir das Gefühl selbst dabei zu sein, anzupacken und was zu lernen.

    War sicher ein guter Tag für alle.

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