(07.12. Überarbeitet!)
Wir haben UKW-Funk an Bord. Und wir beide, Angela und ich, haben dementsprechend die dazugehörigen Funkzeugnisse: SRC und den UBI. Aber es gibt ja noch mehr? Dazu kommt: Schon immer fasziniert es mich, möglichst unabhängig zu sein, auch auf die Technik bezogen. Das bedeutet sowohl „möglichst ohne Technik auskommen“ als auch „die richtige Technik für den passenden Zweck“. Deswegen habe ich übrigens auch UKW-Funk an Bord: Einfach sehr hilfreich.
Ich bin noch in Zeiten aufgewachsen, wo man ohne Internet durch Alltag und Freizeit kam. Heutzutage ist das Internet allgegenwärtig und haut keinen mehr vom Hocker. Im Gegenteil: Es wird eher doof geguckt, wenn man mal kein Netz hat, es kein WLAN gibt oder keine passende App für was-auch-immer man gerade machen will. Gleichzeitig verweichlicht man aber auch, oder besser: Man macht sich immer mehr Abhängig vom Internet und allem drum rum.
Ich kenne z.B. keinen Sportbootfahrer und insbesondere Segler, der nicht Windy oder Windfinder auf dem Smartphone hat. Und das ist natürlich eine feine Sache, auch wenn die erhaltenen Informationen trügerisch sein können. Das ist nicht jedem bewusst! Jetzt sind wir beim eigentlichen Thema: Wo bekommt man Wettervorhersagen her, wenn man kein Internet hat? Okay, wir sind Inhaber eines SKS und dort ist auch ein guter Teil Wetterkunde enthalten. Das hat mir bzgl. dem Verständnis, wie wann wo Wind kommt, sehr viel gebracht! Und ich weiss jetzt: Eine klassische Wetterkarte ist viel ehrlicher in der Aussage als eine App, die behauptet, an diesem und jenem Punkt wird der Wind um 11:15 Uhr für eine halbe Stunde mit 14,3 m/s aus 324 Grad wehen.
Und was hat das nun mit Funk zu tun oder mit meinem Faible für Unabhängigkeit? Nun, wenn man mit dem Segelboot weit draußen ist und vielleicht auch einen längeren Schlag macht (über Nacht?), dann ist da vielleicht kein Mobilfunknetz mehr. Und woher weiss man dann, woher der Wind weht? Klar: Nase raushalten und auf Grund des aktuellen und gestrigen Wetters zuzüglich der Beobachtungen über Bewölkung, Windrichtung, Temperatur/ Luftdruck (Anstieg oder Fall?) eine eigene Vorhersage machen. Aber machen wir uns nix vor: Für eine gute Vorhersage benötigt man großräumige Informationen. Was nützt es mir, wenn ich auf Norderney so ziemlich ausreichend ahnen kann, wie das Wetter wird, wenn ich ein paar Stunden später mitten auf der Deutschen Bucht kurz vor Helgoland bin? Jetzt kommt Funk ins Spiel: LTE hat eine Reichweite von 2 -3 km. 5G schafft immerhin 15 – 20 km bei noch akzeptabler Datenrate (man ist ja verwöhnt). 3G käme noch weiter, ist aber schon abgeschaltet. UKW-Seefunk schafft immerhin 30sm (für Landratten: ca. 55 km). Also so ganz ungefähr bis nach Helgoland.
Und wenn man noch weiter weg möchte? Der moderne Mensch würde jetzt antworten: Da nimmst du ein Satellitentelefon. Iridium vermutlich. Und so richtig geil wird es mit Starlink. Ich habe von einigen Seglern gehört, die absolut begeistert sind, sowohl von der Stabilität der Verbindung auf See als auch von den hohen Geschwindigkeiten, mit denen man im Netz unterwegs ist. Aber man ist dann wieder (wie beim Mobilfunk) an einen Vertrag gebunden, an monatliche Zahlungen, an einen Anbieter. Selbstverständlich kann man zumindest bei Starlink das Internet nicht nur fürs Wetter benutzen sondern quasi für…. alles, was man so macht. Streaming, fette Mails, Home- bzw. Boatoffice. Aber ich will das beim Segeln gar nicht (Iridium ist übrigens viel zu teuer, mehrere Hundert Euro pro Monat, mit einer bescheidenen Datenrate).
So, wo will ich denn nun drauf hinaus: Es gibt neben UKW-Funk ja auch noch andere Arten, nämlich Kurz- und Grenzwellenfunk. Damit kann man beachtliche Reichweiten erzielen. Es gibt übrigens einen Seefunk-Standard dafür, das ist kein Amateurfunk oder so. Um es klar zu formulieren: Ein Amateurfunker darf nicht einfach so am Seefunk teilnehmen und ein Seefunker nicht am Amateurfunk (natürlich darf ein segelnder Amateurfunker an Bord eine Amateurfunkanlage betreiben, aber das ist dann immer noch kein Seefunk).
Für den Nachweis der Fähigkeiten vom Kurzwellenseefunk gibt es den LRC. Im Gegensatz zum SRC ist das das Long Range Certificate. Und irgendwie habe ich Bock, diesen Schein zu machen. Zumal es ähnlich wie für den UBI eine Ergänzungsprüfung gibt, wenn man den SRC schon sein Eigen nennt. Dann sind es für die Theorie nur noch 76 Fragen. Pöh, dafür brauche ich doch keine Schule? Und aber natürlich muss man auch Praxis nachweisen bzw. eine praktische Prüfung bestehen. Das schafft man bestimmt nicht, in dem man nur ein paar Seiten in einem Buch liest. Aber davon erzähle ich euch im nächsten Teil zu diesem Thema 🙂