So ein großer Schutzhafen wie auf Borkum muss doch auch eine Tankstelle für Diesel haben? Na klar! Aber eigentlich ist Frank Weber nur auf große Abgaben eingerichtet… ich bin trotzdem voller guter Hoffnung mit meinem 10L-Kanister losgelatscht.

Es ist auch gleich links um die Ecke vom ersten Ponton, wo immer alle Gastlieger festmachen. Die Zapfsäule ist schnell entdeckt. Das dazugehörige Büro war nicht ganz so leicht zu finden. An der Säule ist zwar eine Zeichnung, aber die deutet man gerne falsch und latscht zur ersten Tür, die man rechts findet. Der nette Herr dort weist einen dann darauf hin, dass „die Offshore machen“, den Weber findet man, „warte, ich zeige es dir“, hier um die Ecke in dem roten… Gebäude.
Gut, Danke. Da latsche ich hin und alles wirkt unscheinbar. Höflich klopfe ich an die Tür, drinnen startet wildes Hundegebell. Offenbar von sehr kleinen Hunden. Dann hört man von innen jemanden murmelnd über die Hunde schimpfen und während ich warte, überfliege ich die Zettel, die als Aushang im Türfenster zu finden sind. Unter anderem steht dort:

„Betankung von Sportbooten nur mit telefonischer Anmeldung am Vortag, Mindestabgabe 400 Liter.“

Oha, weder mein Kanister noch mein Tank an Bord fassen so viel. Mal sehen, ob mich mein Charme weiterbringt 😉
Die Tür wird geöffnet und eine nicht mehr ganz junge Dame, der man ansieht, dass sie kaum noch was schockieren kann, steht vor mir. Ich hebe meinen Kanisterarm: „Darf ich hier meinen Kanister betanken?“. Sie schaut mich gar nicht lange an: „Klar, aber die Hunde, hm, die kann ich hier nicht alleine lassen“.
Lösungsorientiert wie ich bin biete ich an, allein zur Säule zu gehen und… nee, das würde nicht gehen. „Ja, dann nimm den Hund doch mit“. Nee, das geht auf keinen Fall! Meines Erachtens haben wir nun ein typisches Dilemma. Sie sagt: „Ich will mal eben sehen, dass ich eine Karte hole und… ich komme gleich wieder“, geht rein und schliesst die Tür wieder. In Gottvertrauen warte ich draußen in der Sonne und bewundere, wie Gegenden aussehen, wenn sich keiner besonders darum kümmert. Wie mein Garten zuhause. Nach einer Minute oder so kommt sie wieder raus, schliesst die Tür ab und wir latschen los. „Leckerlis verteilt?“ frage ich (eigentlich un)interessiert. „Nee, das hilft nicht!“. Hm. Ich bin ratlos, denn anscheinend hilft bei dem Hund gar nix. „Was hat er denn?“ frage ich also. „Ach, als Welpe wurde der auf der Straße ausgesetzt, dann angefahren und dann operiert. Nun ist der ein Jahr alt und weiss nix vom Leben. Der macht, was er will“. Traurige Story, aber dafür bin ich wirklich der falsche Gesprächspartner.
Wir kommen bei der Zapfsäule an und sie kümmert sich um alles, inklusive Kanister befüllen. Vorher hatte ich schon im Kopf überschlagen, wie viel das kosten wird. Ich mache solche Kopfrechnereien ja immer sehr gerne. Ich wusste schon, dass der Liter 1,73 kosten würde. Und ebenso wusste ich, dass in den Kanister locker 11 Liter reinpassen. Also 17,30 plus 1,73 und noch nen Schluck Diesel, da müssten wir fast an die 20 Euro rankommen. Ich wollte so oder so auf 20 aufrunden, manchmal bin ich so nett. Und aber ich hatte hier einen echten Profi am Werk: Sie tankte locker über die 10 Liter, irgendwann stand die Preisanzeige bei 19,03 und sie sagte mehr zu sich selbst: „Ob da noch ein Euro reinpasst?“ und machte weiter. Bei 19,98 war ich eigentlich zufrieden, aber sie gab noch nen Schwups und exakt bei 11,5 Liter und 20,00 Euro stoppte sie. Ich war beeindruckt: „So eine Punktlandung habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen!“ Sie blieb bescheiden: „Wer kann, der kann.“ Ich zückte gleich einen 20er Schein und sagte zum Abschied noch anerkennend: „Ein Zeigefinger wie ein Scharfschütze!“ Dann ging ich zufrieden durch die Sonne(!) zurück an Bord.

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