Es ist ja nicht lange her, dass ich über die vermutlich letzte Reise der „Schwan von Oldenburg“ berichtete. Schon zwei Tage später gab es etwas Hoffnung, denn als ich mir das ehemals stolze Schiff an Land anschaute, konnte man sehen, dass jemand den Rumpf geschallt hatte (Mittels Schallen kann man die Wandstärke des Rumpfes ermitteln):
Das lässt einen doch Mut schöpfen, zumal keiner der notierten Werte kleiner als 3,x mm war. Dazu gab es noch Gerüchte, dass sich eine Gemeinschaft gefunden hätte, die den Schwan von Oldenburg erhalten wollen. Diese Gerüchte hielten aber nicht lange an, denn schnell sprach sich herum, dass Kapitän Kruse die Schwan nun doch abwracken lässt, von Springer & Sohn.
Gestern war ich ganz in der Nähe und bin noch mal vorbei gefahren. Was ich dort sah, ist für Anhänger der Schwan von Oldenburg sicherlich kein schöner Anblick. Aber das ist der unwiederbringliche Lauf der Zeit: So ziemlich der ganze Rumpf war schon zerschnitten, die Aufbauten aus Aluminium schon lange herunter und nur der Abschnitt des Rumpfes mit den verbauten Maschinen lag, eigentlich jämmerlich klein und zerschunden, noch zwischen vielen Schrott-Containern.
Doch wie aus Trotz ragte dieser Rest hoch dem Himmel entgegen, denn ich blickte sicher auf ein Stück Rumpf von vier bis fünf Metern Länge, die man so bedächtig abschreiten konnte, dass man noch immer beeindruckt war. Vor wenigen Tagen stand ich zwischen diesen Motoren und machte Fotos.
Ich weiss natürlich nicht, wie es anderen dabei geht, aber ich war ja nun live an Bord, als sie die letzte Fahrt antrat und es geht mir doch etwas nahe, das so zu sehen. Und ich fühle mich dabei auch gleich ertappt: Denn so lange, wie die Schwan von Oldenburg ruhig an ihrem Platz am Stau im Wasser lag, habe ich mich nicht gross um sie gekümmert und kaum eines Blickes gewürdigt…
Geben wir ihr auf ihrer wirklich letzten Reise noch ein Gedicht mit:
Es zieht ein Schwan,
und leise
Fragt Oldenburg: sag an,
Wohin geht die Reise?
Nicht weiter mit der Hunte fort,
Nie mehr tiefre Fluten,
denn bei den Kränen dort
Muss der Schwan verbluten.
(Durch mich angepasstes Gedicht von Hermann von Linggs der Schwan)