(Hier findet man Teil 1)
Da haben wir es also auf nem Freitag noch nach Baltrum (Hafen 2 nach Norddeich) geschafft. Wir kamen gegen 19:00 Uhr an, muddelten etwas an Bord und ich lud meine Frau auf ein Bierchen an Land ein. Wir gingen ins „Sturm-Eck“, wo es trotz Corona nicht leer war und man einen schönen Abend verbringen kann. Wir konnten uns auch einen langen Abend leisten, denn am nächsten Tag würden wir nur nach Langeoog fahren und die Tide war ja dann noch ne Stunde später, also Hochwasser so gegen 18:04 Uhr. Das Morgenhochwasser* gegen 7 kam natürlich nicht in Frage 🙂

Was wir ab Samstag Morgen merkten: Der Wind nahm wieder zu, wie vorhergesagt. Ganz kurz hatten wir Muffe und Respekt vor den sechs Windstärken, aber: Ach was! Erstens hatten wir sowas schon er- und überlebt, zweitens kam der Wind aus der richtigen Richtung und am besten war drittens: Das BSH meldete nun 0 bis 2 dm höheres Hochwasser, statt wie am Vortag niedriger! Das Wattenhoch bei Baltrum hat ja nur 1,6m Tiefe, könnte also eng werden. Bei unseren Nachbarliegern hatten wir uns auch erkundigt: Die wollten nämlich in die gleiche Richtung waren der gleichen Meinung wie wir: eine halbe Stunde vor Hochwasser reicht, bis zum Hoch sind es nur 2,5 sm. Und wie immer und überall in diesem Revier erkennt man die Korrektheit seiner eigenen Planung daran, dass sich überall Skipper und Crews bereit machen. So legten wir fast als erster ab, nach uns folgten noch einige Boote mehr. Als hartnäckigste Verfolger (zwei Boote sind eine Regatta) zeigte sich aber unser Nachbarlieger und ein fetter Katamaran, der aus Richtung Norderney zu uns aufschloß. Vorbei kam keiner, Angela war an der Pinne 🙂

Wir hatten zwar die Maschine mitlaufen (was im Wattenrevier ehrlich empfehlenswert ist), aber wir holten das Vorsegel nach und nach raus, bis es voll draussen war und ich versuchte immer, „automatisch“ zu halsen**, wenn der Prickenweg einen Knick machte. Der Gashebel war nur im Hafengang, aber dennoch kratzten wir an den 7 Knoten, cool! Dazu kam, dass der spürbare Wind an Bord nur noch ein leichter Hauch war, trotz der 5 Bft. Die Wellen rauschten von hinten unters Boot durch und dieses rauschen konnte man viel mehr hören als sehen, beeindruckend!

So ging der Schlag bis nach Langeoog (Hafen 3) eigentlich viel zu schnell vorüber, aber es war ja schon abends, was soll man machen. Wir sind (noch) keine Nachtfahrer. Im Hafen legten wir ganz Außen längsseits (wieder wie gekonnt im großen Bogen ran an den Steg und gut) an und nach uns kamen noch fünf, sechs Boote. Auch der fette Kat und unser Nachbar aus Baltrum, die uns nicht eingeholt hatten… am Steg trafen wir noch Dirk, unseren Clubkameraden vom OYC, der mit seinem Segelboot auch dort lag – immer wieder nett!
Ulla, die Hafenmeisterin, kam uns mit der Höhe des Liegegeldes entgegen, weil wir gleich am nächsten Morgen wieder los wollten. Wir wären ja keine 12 Stunden auf Langeoog… Hochwasser nächsten Morgen: 7:52 Uhr. Das ist zwar ein Sonntag, aber was solls. Wir machten noch einen kleinen Spaziergang auf Langeoog, und da ich schon auf Baltrum lecker gekocht hatte, brauchten wir nun nur noch ein paar Bier trinken und früh in die Koje zu krabbeln, traumhaft!

Als Sonntag früh der Wecker um sechs bimmelte, waren wir uns schnell einig, dass man viiiel besser in Ruhe in Bensersiel frühstücken konnte und so blieben wir noch einige Momente liegen. Aber um 7:12 legten wir in aller Ruhe und ohne irgendwas in letzter Minute vergessen zu haben, ab. Und auch hier war der Steg wieder gefüllt mit Menschen in Segelhosen und mit Mützen auf dem Kopf, weil sie los mussten/wollten/sollten.
Weil drei Meter vor uns einer lag, der noch nicht ablegte, hat Angela einfach die Vorleine losgeworfen und die Slocum drehte wie von allein vom Steg weg, bis der Weg voraus frei war. Genau da schob ich den Gashebel nach vorn und löste auch die Heckleine. Wieder konnten wir wie die Profis ausm Hafen gleiten 😉

Die Überfahrt von Langeoog nach Bensersiel (Hafen 4) ist weder schwer noch lang: 4,3 sm durch meist tiefes Wasser. Wenn man aus dem Hafen rauskommt, dann schafft man immer auch den Rest. Die Tonnen sind etwas weit auseinander, aber das macht nix. Parallel zu uns fuhr ein Segler, der offenbar weniger Tiefgang hatte und durch seinen Kurs sogar Segeln konnte. Schneller war der aber nicht. Wir waren durch die ca. 10 Grad mehr so hoch am Wind, dass wir das Vorsegel gleich drin gelassen haben. Ohne den Gashebel anzufassen: Noch im Hafen von Langeoog hatten wir 3,7 Knoten, auf dem Weg zur ersten Tonne (etwas westlich) ging die Fahrt auf unter 2 Knoten und als wir um die rotgrünrote Tonne rum fahren, da wurden es 5 Knoten und mehr. Angela hatte noch im Hafen schnell einen löslichen Kaffee in die Thermobecher gezaubert und so genossen wir das morgendliche „ÜbersWattreiten“ ohne Mangel außer das noch zu erwartende Frühstück. Als dann die lange Mole kam, wurde es nahezu langweilig, weil die ca. 1,5 Meilen lang ist und eben die Molen ein vor seitlicher Abdrift schützen.
Im Hafen hatten wir dann schnell einen passenden Liegeplatz ausgemacht, in welchen wir ohne Probleme reinglitten. An den Fingerstegen sind auch gern gesehene riesige Klampen und ein Segler vor Ort kam und nahm Leinen an. Angela ging dann gleich zum Hafenmeister, kam wieder, weil der noch nicht da war, ging wieder hin und kam wieder: Wir müssen auf einen anderen Platz, gegenüber. Klar, kein Problem. Der war so schmal, da kann man sich gar nicht verfahren 🙂

Erst Sonntag morgen und schon der vierte Hafen seit Freitag: Wir waren bisher nie in Bensersiel und auf Anhieb muss ich sagen: Gefällt mir! Später wurden wir dann von Clubkameraden nicht nur besucht sondern auch abgeholt und bis nach Hause gebracht, nicht ohne vorher touristisch Hafenbummel nebst Kaffee und Kuchen genossen zu haben.

Vier Häfen, zwei Inseln, zehn Dutzend Seehunde, einige neue Bekanntschaften, etliche Bierchen und Sternenhimmel ausm Cockpit in nicht mal 42 Stunden und alles fühlt sich an wie eine Woche Urlaub. Ich mag Segeln!

***

* ich bin mir gerade mit den Tidenzeiten nicht mehr ganz sicher, aber es muss so gewesen sein.
**halsen: Mit dem Heck des Bootes durch den Wind gehen. Gegensatz: Wenden
*** Jaha, Fotos! Kohommt!

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