Erstaunlicherweise waren sich die diversen Quellen für die Anzeige, wann Niedrigwasser in Bremerhaven sei, nicht einig und schwankten zwischen 12:40 und 13:20 Uhr; das ist schon beachtlich. Für uns war es aber nicht ganz so wichtig. Wir wissen: In Bhv „strömt es noch nach“ und vor 14:00 Uhr brauchen wir nicht los. Bis nach Elsfleth sind es ca. 16sm und eigentlich schafft man das in drei Stunden, denn das auflaufende Wasser würde ordentlich mitschieben.
Ich funkte die Schleuse an und wir durften gleich gemeinsam mit der Geestemünde (Dicke-Pötte-Tour) rein. Und die wiederrum riefen uns in der Schleuse zu: „Fahrt mal ganz nach vorn, ihr dürft auch als erste raus“. Daumen hoch! So verliessen wir den Schleusenvorhafen bereits um 14:18 Uhr und machten uns bereit für die Hoppelei. Denn das kennen wir auch schon: Wind aus Süd und Flut macht eh schon große Wellen und dort bei Blexen, wo die Weser noch einen weiten Bogen nach Süden macht, ist es oft kabbelig. Mit unserem damaligen Motorboot, ein Stahlverdränger, hätten wir uns vor Muffe in die Hose gemacht, mit der Slocum fährt man halt durch die Wellen, die auch mal an beiden Seiten hoch- und bis ins Cockpit spritzen können.
Aber leider wurde es nach dem Bogen nicht ruhiger sondern hier bauten sich richtige Wellen auf, die erst weiße Kämme bekamen und dann brachen. Da hoppelt dann auch die Slocum. Auf Dauer ist sowas schlicht unerträglich, gerade diese relativ kurzen Wellen und dazu der Wind, der einen regelrecht bremst. Nicht nur
unsere Fahrt war langsamer als erwartet, die ganze Flut wurde zurückgepustet, so dass 30cm weniger Wasser in die ganze Weser einfliessen! Als die Buhnen kamen, ging ich dazu über, in deren geschützten Bereich zu fahren und machte dadurch nicht nur einen Zickzack-Kurs sondern auch einen längeren Weg. Das machte aber nix, denn wir konnten uns mittlerweile abschminken, bis 17:00 bei der SWE-Schleuse zu sein. Die schleust in der Woche nämlich nur alle zwei Stunden, das nächste mal wieder um 19:00 Uhr. Also nahm ich Gas raus, der Motor musste nicht mehr so ackern, dafür schob nun die Tide und die ganze Fahrt wurde etwas ruhiger, aber kaum langsamer.
Irgendwann nach 18:00 Uhr waren wir in Sichtweite der Schleuse und hätten wohl geankert, wenn wir nicht den Mooring-Ball dort gesichtet hätten. Das war ja viel besser! Es ist nicht der, der direkt vorm Hafen liegt, aber das war uns egal. Angela ging an die Pinne und fuhr den Ball gegen den Strom an. Ich stand auf dem Vorschiff und wollte mit dem Bootshaken die Öse oben auf dem Ball zu fassen kriegen, um ihn anzuheben und flott eine Leine durchzuziehen. Das Einhaken hat auch gleich beim zweiten Versuch geklappt, prima! Leider gar nicht prima war, dass ich den Ball überhaupt nicht anheben konnte und er mir stattdessen langsam den Bootshaken aus der Hand zog. Und ich konnte diesen nicht aushaken, weil soviel „Zeng“ auf dem Ball war. Es kam wie es kommen musste: Der Haken wurde mir aus der Hand gezogen und fiel ins Wasser. Und schwamm dort. Haken über Bord!
Kurze Manöverbesprechung: Den retten wir! Angela sollte so nah ran wie möglich, ich stand mit einer Leine inkl. Palstek auf dem Vorschiff und plante, diese irgendwie so auf den Haken zu werfen, dass wir ihn einholen könnten. Nach einigen Minuten war ich mindestens zweimal um das ganze Schiff gelaufen, immer den Haken im Blick, während Angela den besten Kurs suchte, was nicht so einfach war. Irgendwann konnte ich die Leine werfen, zweimal um den Schaft schlingen, mich längs übers Heck legen und den Haken ergreifen. Gerettet!
Dann erblickten wir den „echten“ Mooring-Ball vom SWE (wo UWE drauf steht), fuhren da ran, ich legte mich aufs Vorschiff und zog die Leine gleich durch die Öse und belegte das Ende auf der Klampe. Fest, Ha!, ein Klacks!
Der Wind hatte mittlerweile nachgelassen, nun konnten wir etwas die Abendsonne geniessen und bald schon kam der Schleusenwärter. Wir fuhren rein (mit viel Routine und ohne Probleme), bezahlten und fuhren wieder raus in den Hafen, suchten uns einen feinen Liegeplatz (kein Wind im Cockpit aber möglichst Sonne), legten wieder mal perfekt an (ehrlich) und später gönnten wir uns noch eine Pizza bei Cosimo. Hier übrigens noch die elektronischen Aufzeichnungen zum obigen Geschehen: