Den Weg nach Helgoland finde ich ohne weitere Navigationsunterstützung. Dennoch lassen wir z.B. Navionics am iPad gerne mit einer Route mitlaufen, weil wir so auch angezeigt bekommen, wann denn unsere ETA wäre. Deswegen hat Angela einfach mal das Autorouting getestet.

Und da waren wir schon etwas überrascht, dass diese Route nicht die Weser raus sondern über den Wurster Arm geht. Okay, dachten wir uns: Da sind wir noch nie lang gefahren, die Weser dagegen schon sehr oft. Es ist schön, einen an sich bekannten Weg mal auf einer anderen Strecke zu fahren. Hier ist auf jeden Fall kein Verkehr mit dicken Pötten. Aber aus diversen Gründen denke ich, das ich dort nicht wieder langfahren werde:

  1. Die W-Tonnen sind sehr weit auseinander und recht klein. Wir hatten klare Sicht und ruhiges Wasser, aber dennoch konnten wir die nächste Tonne erst ausmachen, wenn wir die andere passiert hatten.
  2. Es strömt dort (subjektiv) weniger. Das ist vielleicht gut, wenn man unbedingt gegenan raus muss oder zu spät/ früh dran ist, aber mit dem Strom will man doch jeden Knoten mitnehmen.
  3. Der Weg führt weiter draußen nahe an den Nordergründen vorbei, ein Flach unter Wasser. Dort baut sich der Seegang unangenehm auf. Nur eine viertel Meile weiter westlich ist das Wasser 12 statt 7m tief und der Seegang „glatter“.

Wir hatten gerade die hubbeligste Stelle hinter uns, da sahen wir, dass der Segler,

Kursänderung für Kontakt

der schon die ganze Zeit aus der Weser kommend fast neben uns her fuhr, näher an uns ran kam. Irgendwann kreuzte er unsere Kurslinie und wurde langsamer. „Du, der will was“, sagte Angela, „der hat Zeichen gegeben“. Wir hängten den Pinnenpilot aus, Angela übernahm das Ruder, reduzierte die Fahrt, ich ging an die Wanten und so näherten wir uns. Da sah ich, dass er seinen Bootshaken quer außer Bords hielt und am Ende, am Haken, da baumelte was. Offenbar war das eine von diesen dünnen Kunststoff-Tütchen für Gemüse und so. Im Beutel glaubte ich eine Getränkedose zu erkennen. „Ist das für uns?“ fragte ich noch mal ungläubig rufend nach, was er mit einem sehr klaren „Jaaa“ beantwortete. Er war ein relativ junger Mann, der scheinbar alleine an Bord unterwegs war. Ich war in dem Moment ein blöd dreinschauender Mann, dem nicht klar war, was diese Geste sollte. Wir sind ja schon so manchem unterwegs begegnet, und man tauscht auch mal Grüße aus, aber Geschenke? Sowas ist mir echt unbekannt. Vorsichtig krabbelte ich mit meiner „Beute“ zurück ins Cockpit, es herrschte noch immer recht kabbelige See.

Im Cockpit schaute ich genauer nach: Es war eine Dose Cola, aber eine von Red Bull. Okay, kann auf See bei langen Wachen sicher nicht schaden. Angela nahm derweil wieder etwas Abstand und gab etwas Gas. Mir wurde gerade klar, dass wir (warum auch immer) einfach was geschenkt bekommen haben und tadelte mich selbst, dass ich nicht spontan was in die Tasche gesteckt hatte, was ich hätte rüberwerfen können. Eine kleine Buddel Rum müsste noch da sein…. ob ich damit das Cockpit getroffen hätte? Wäre ja auch schade, sowas zu versenken, statt zu verschenken.
Also, Skipper der Breeze: Wenn du das hier liest, melde dich gerne 🙂

SY Breeze

Etwas später kreuzte noch der „kleine“ Schleppverband unseren Weg, der vom Wesertraffic alle Stunde erwähnt wurde. Erkennt man das auf dem Bild ganz oben? Das sah schon skurill aus: Ein einzelner Schlepper zog an einer seeeehr langen Schleppleine eine rechteckige Plattform, wohl einen Ponton hinter sich her. Offenbar mit purer Gewalt, denn der Ponton sah nicht besonders, äh, schiffig aus. Wie die wohl Nachts mit Beleuchtung aussehen? Ob wir das sofort erkennen können? Nicht, dass man meint, eben „zwischen den komisch leuchtenden Dingern“ durchfahren zu können… spannende Frage, aber auf die Antwort kann ich gerne warten.
Wir hatten zwar das Groß die ganze Zeit oben, aber der schwache Wind half überhaupt nicht. Erst zwei Stunden vor Helgoland kam eine östliche Brise und wir rollten noch die Genua aus.

Erst, nachdem wir gegen 21:00 Uhr im recht leeren Südhafen festgemacht hatten und wir unser Anlegebier geniessen wollten, begann der Wind kräftig ins Cockpit zu pusten. Aber da wurde es auch schon dunkel… irgendwas ist ja immer. Vom vermeindlichen Seehund bzw. einer weiteren Fenderrettung auf diesem Weg erzählen Angela oder ich später 🙂

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