Weiter gehts mit den Erlebnissen rund um meine Winter-Watt-Segel-Idee. Hier erstmal eine weitere Antwort eines Segeln-Forums-Teilnehmers (heisst das so? Nee nä?) vom 21.10.2024:

Hallo Holger,
ich bin begeistert von der Idee, auch im Winter durch die Watten zu segeln. Grundsätzlich spricht nichts dagegen; man muss sich nur ausreichend vorbereiten.
Auch ich spiele mit dem Gedanken, im Winter zu segeln. Warum auch nicht? Die Watten frieren schon lange nicht mehr zu und ich lasse mein Boot (eine kleine Leisure 17) auch im Winter im Wasser, um genau diese Tage zu nutzen: kalt, sonnig, genügend Wind, passende Tide.
Vieles ist bereits von anderen Seglern kommentiert worden und diese Tips sind Gold wert! Ich möchte daher nur zusätzliche Ideen mit einbringen:
– es gibt kleine Standheizungen für 12 Volt (Kosten gerade mal €100,- plus/minus).
Die reichen für kleine Boote völlig aus und man muss sie ja nicht stundenlang laufen lassen.
– Be- und Entlüftung an Bord ist ebenfalls nicht zu vernachlässigen! Ich schlafe bei Frischluft (auch wenn sie kalt ist) deutlich besser als bei stickiger Raumluft und man muss am nächsten Morgen nicht erst einmal den Innenraum von Kondenswasser trocken wischen.

Ich koche morgens an Bord vor und fülle es in einen tragbaren Thermo-Behälter. Gleiches gilt für einen heißen Tee oder Kaffee in der Thermoskanne.
– Yachthäfen sind in der Regel außerhalb der Saison ziemlich abgerüstet. Vorher klären, ob man überhaupt irgendwo Versorgung (Toilette, heiße Dusche, etc.) bekommt.
– Sicherheit ist gerade im Winter wichtig. UKW sollte an Bord sein, ausreichend geladenes Mobiltelefon und es macht auch gar nichts, wenn an Land jemand über die Pläne (Boot, Crew, Route, Erreichbarkeit, etc.) bescheid weiß, falls die Seenotleitung mal nach Daten fragt.

….so…, mehr fällt mir nun auch nicht ein….. :winking_face: Vielleicht trifft man sich mal auf einen Kaffee.., Varel und Hooksiel sind ja nun nicht sehr weit voneinander entfernt….

Das sind doch aufmunternde Worte, oder nicht? Während ich noch auf passendes Wetter wartete, um bei der Fam mal daheim den Mast zu stellen und Segel zu setzen, gingen meine Planungen weiter. Ein Thema war bzw. ist auch, die Wassertiefen im Watt feststellen zu können. Die Fam hat kein Echolot und ich wollte auch keines besorgen und einbauen. Schon, weil das bei ganz flachen Wasserständen eh nicht zuverlässig anzeigen wird. Aber es gibt ja noch klassische Lösungen. Ich dachte mir etwas aus, dass ich konstruieren und auf meinem 3D-Drucker selbst ausdrucken könnte.

Im Forum schrieb ich das am 30.10.2024 so nieder:

(Zitat von mir selbst vom 27.10.) Gleich modelliere ich mir mal eine neue „Spitze“ für einen Bootshaken, die nicht spitz ist sondern irgendwie Tellerförmig oder so… wenn ich damit die Wassertiefe abstochern will,

Zumindest bei diesem Part geht es weiter:

Ich habe hier noch ein langes Alu-Rohr mit 30mm Durchmesser und am anderen Ende ist sogar schon ein Griff dran. Das wartet in der Tat schon seit Jaaahren zu Hause auf offenbar genau diesen Einsatz. Mein „Wattstecher-BH“ hat eine Grundfläche von 80x30mm. Das ist nicht üppig, aber das Gegenteil von Spitz :winking_face: Ein büschen Haken ist ja auch noch dran. Für die üblichen BH-Aufgaben sollte das reichen

Wieder ein paar Antworten, bis zum 15.11.:
– Richtig tolles Abenteuer! Nix wie los! :thumb: 
– Und wie spannend es bleibt! Wir warten sehnsüchtig auf den Start der Expedition… :winking_face: 
– Holger, wenn du weiter son Gas gibst, wir das ein gemütlicher Frühsommertörn :smiling_face:
– Cooler Plan, ich bleib da mal dran. Beizutragen hab ich nichts außer der Tatsache das ich die frühen und späten Tage im Wasser immer sehr genieße. Ist allerdings aufgrund der Ausrüstung meines Bootes mit Standheizung etc. kein Hexenwerk. Und ich rede hier von März und Oktober auf dem Chiemsee und nicht im November im Watt

Es wurde der 17.11.2024. Ich schrieb:

Na toll. Heute will ich „eben schnell in Ruhe“ aufriggen:

Amtliche WARNUNG vor WINDBÖEN
für Kreis und Stadt Oldenburg
gültig von: Sonntag, 17.11.2024 10:00 Uhr
voraussichtlich bis: Sonntag, 17.11.2024 18:00 Uhr
ausgegeben vom Deutschen Wetterdienst

Das ganze Leben ist ne Challenge….

 

Es kamen ein paar tröstende Worte, aber ich liess mich nicht abhalten. Noch am gleichen Tage schrieb ich abends ins Forum:

Dem Sturm getrotzt!

Ich wolltewolltewolllte das unbedingt einmal alles stehen haben. Also Mütze auf und raus. Gleich das Ergebnis vorweg:

Das war aber bei weitem nicht mal eben schnell (hatte ich mir aber auch schon gedacht). Erstens war ich alleine. Habt ihr schon mal einen Jollenkreuzer auf einem Trailer per Hand gezogen und rangiert? Durch dickes, nasses Laub? Egal, ich bin nicht nur stur, ich bin auch groß und kräftig. So zog ich alles erstmal ein wenig vor und nutzte dann das Dach vom Carport als Maststütze. Den Mast kann ich wunderbar alleine heben und bändigen. Jetzt war er schon mal so auf 40 Grad. Dann tüdelte ich die Wanten an, verlängerte das Vorstag mit einem Tampen, legte diesen um den Bugkorb ins Cockpit und drückte den Mast mit einer Hand in die… fast Senkrechte. Bei ca. 60 Grad ging es nicht weiter, weil mein Grundstück von Bäumen um- und überwachsen ist. Äste stellten sich dem Mast im Weg. Also noch mal runter lassen. Leiter holen, Astschere holen, Gartenarbeit machen. Ich bekam nicht alles weg (in der Tat hatte ich radikale Ideen, aber wir haben ja Sonntag…). Ich machte ein paar Luftpeilungen von verschiedenen Standpunkten und endlich zog ich den Trailer noch ein Stückchen vor, drehte alles um drei Strich und versuchte es nun noch ein mal. Und es ging! Na gut, bis auf die letzten 20 cm oder so. Ein dicker Ast oben gab nicht genug nach. Ich hatte größte Mühe, das Vorstag einzuhängen. Ein Achterstag gibt es glücklicherweise nicht.

 

Ich will euch nicht mit Details die Zeit stehlen, der Rest ist schnell erzählt: Aus der Kajüte pulte ich den Großbaum, holte die beiden Segel und fing an zu tüdeln. Bei all dem stellte ich fest, dass diverse nicht vorhandene Schäkel etc. durch irgendeinen Voreigner durch M6-Schrauben ersetzt wurden. Hm. Ein Pluspunkt für Kreativität, 10 Punkte Abzug für „Was soll der Scheiss?“. Bei den Segeln war ich angenehm überrascht: Das Vorsegel wird fliegend gesetzt, es hat ein eigenes Drahtvorliek. Das gefällt mir. Und das Groß ging mit seinen Kordel-Kedern sehr geschmeidig in die Nute. Und sogar die beiden oberen, wichtigen Segellatten sind noch vorhanden.

Ich erwähne mal besser nicht, dass der Wind plötzlich nachliess, als der Mast stand und es zwischendurch immer wieder regnete. Während ich mich mit allem beschäftigte, pöbelte ich einfach laut das Wetter an. Das half mir ein wenig, dem Wetter wars offenbar egal.

Immerhin weiss ich nun: Es ist alles grundsätzlich da und auch funktional. Doch viele Kleinigkeiten muss ich noch klarieren. Denn so, wie es jetzt ist, kann man vielleicht im Sommer Kreise auf dem Z‘ ahner Meer segeln, aber nicht im Winter durchs Watt. Und ich will das trotzdem! Und wenn es statt einer Woche nur ein Wochenende wird. Ich habe auch schon gepeilt, wo ich die Fam ins Wasser lassen könnte: Neuharlingersiel scheint mir sinnvoll (und sonst ist mir auch keine passende(!) frei verfügbare Sliprampe bekannt).
Kleines Fazit: Ich mag die FAM. Alles ist wunderbar einfach gehalten, aber sehr funktional. Man braucht wirklich nicht viel, um segeln zu gehen.

Fortsetzung folgt 🙂

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