Wenn man längere Strecken segelt als nur die Jade hin und her oder auf der Weser, dann möchte man früher oder später auch ein Beiboot haben. Wir haben ja seit einigen Jahren unsere Gudrun und sehen auch noch keinen Grund, was neues zu holen. Aber beim Antrieb, da bin ich noch hin und her gerissen. Es hat eben alles seine Vor- und Nachteile. Sogar die vorhandenen Paddel.
Obwohl ich damals schon den Parsun 5PS besaß, wollte ich für Gudrun was anderes haben. Der Parsun war mir im Handling zu schwer, wenn man ihn immer wieder runter vom Beiboot und rauf aufs Beiboot wuppen muss. Und Angela kann den gar nicht heben. Schon damals liebäugelte ich mit sowas wie den Honda BF 2.3, weil er so schön simpel ist und dank Luftkühlung gibt es auch keine Sorgen um den Impeller. Aber zu teuer… seinerzeit wählte ich einen Elektro-Motor, hier habe ich über meine Gedanken und Erkenntnisse berichtet: Klick. Natürlich wäre ein Torqeedo supercool gewesen, aber die sind ja noch unbezahlbarer… naja. Der „kleine“ E-Motor funktioniert prima, solange relativ ruhiges Wasser herrscht und die Batterie tiptop in Schuss ist. Außerdem muss man die Kontakte zur Batterie gut pflegen, sonst gibt es dort unnötigen (Strom-)Widerstand. Am besten statt der vorhandenen Kabel-Klemmen Batteriepolklemmen anbringen.
Irgendwann fand ich dann ein Angebot für einen (wenig) gebrauchten, sehr gut gepflegten Honda BF 2.3 zu einem wirklich fairen Preis. Das ist ein toller Motor, mit dem wir ja auch in unserer Ostsee-Auszeit unterwegs waren. Also dort dann mit dem Beiboot 🙂 Anhand dieses Motors schrieb ich aus damals aktuellem Anlass auch diesen Artikel: Wie man einen Außenborder zum Laufen kriegt
2022 ist uns dann Victor, die Fam zugelaufen (Klick). Mit im Paket war auch ein Yamaha-Motor in unbekanntem Zustand. Optisch: Alt, aber nicht schrottig. Ich stellte ihn an die Seite und wollte mich irgendwann später drum kümmern. Die Fam hatte letztes Jahr im Wasser erst den alten E-Motor, was aber weder in Schub noch in Reichweite besonders beeindruckend war. Dann hängten wir den Parsun daran. Damit ist die Fam schon fast übermotorisiert 🙂
Jetzt steht die nächste Auszeit kurz bevor (Stand jetzt: noch 133 Tage) und wir müssen die kleine Swantje mit Bedacht vollpacken. Üblicherweise kommt dann ein Außenbordmotor an ein dafür vorgesehenes Brett am Heckkorb. Aber unser Heckkorb ist schon ziemlich vollgepackt. In der Mitte sitzt die geniale und unverzichtbare Windsteueranlage, daneben die Badeleiter. Dann ist da noch ein Heckanker, GPS-Antennen, der Halter mit dem Solarmodul… und dazu kommt dann noch, dass wir vermutlich in den Mittelmeerhäfen etc. mit dem Heck zur Pier anlegen und dann darüber noch vom und aufs Boot gehen müssen (Fenderbrett als Gangway ist in Planung). Und dann soll da noch ein AB zwischen? Ja, das könnte ich hinbekommen. Ich plane, das Mittelrohr vom Heckkorb etwas tiefer zu setzen, um uns den Ausstieg zu erleichtern. An Steuerbord könnte ich ein Stück Rohr stehen lassen, welches gerade so lang ist, dass man den AB da hinhängen kann. Aber ich glaube, ich habe eine bessere Lösung gefunden: Denn als ich wieder mal bei Kleinanzeigen.de nach diversen Sachen suchte, die ich evtl. noch gebrauchen kann, stach mir eines von vielen Torqeedo-Angeboten ins Auge, ein 401S. Die sind nicht mehr ganz brandneu, aber dieses Modell hat eine coole Sache: Der Schaft ist klappbar! So passt der Motor in eine Tasche und damit z.B. in die Backskiste. Und man muss sich keine Sorgen um Benzingepansche etc. machen. Was dieses Modell leider nicht hat: Die Möglichkeit, den Akku direkt über 12V zu laden. Aber das soll mich nicht schrecken.
Ich nahm also Kontakt zum Verkäufer auf und plauderte ein wenig mit ihm. Bei allem fachlichen Austausch wollte ich so auch seine Vertrauenswürdigkeit prüfen, denn es geht immerhin um 400,- Euro. Da half mir ein Hinweis in der Verkaufsanzeige: Er sucht einen 2Takt-AB, 6 bis 10 PS, würde ggf. auch tauschen. Also erwähnte ich bei meiner Anfrage, dass ich noch einen Yamaha hier hätte, aber ich gerade nicht sagen kann, wie sein Zustand sei, weil der länger nicht lief. Das war der Motor, den ich mit der Fam dazu bekam. Es kam zu einer freundlichen Unterhaltung, ich schickte ihm Fotos vom Yamaha, er nannte mir seine IBAN und ich schickte das Geld dahin. Puh! Da ich aber erstens feststellen musste, dass mein Yamaha nur 5 PS hat und zweitens schon ziemlich alt, lehnte er mein Angebot in aller Freundlichkeit ab. Das schrieb er:
Moin Geld ist drauf . ich werde heute Nachmittag das Päckchen packen.
Dein Motor ist eher nix für mich. Etwas zu alt. Ich suche das letzte Modell Zweitakt fürs Dinghi. Mit diesem kommt man zu zweit noch ins gleiten und er ist noch leicht In der Karibik sind die Strecken größer als in der dänischen Südsee
Gruss Rxxx
In die Karibik! Okay, wir wollen ja „nur“ Richtung Mittelmeer. Ob der Torqeedo dafür überhaupt ausreicht, müssen wir noch testen. Ich hoffe, er kommt die nächsten Tage an. Es ist ja endlich mal wieder etwas wärmer draußen, da kann man doch Gudrun ins Wasser bringen und den Motor hinten dran und mal ein paar Testrunden drehen? Denn falls sich rausstellt, dass er für unsere Zwecke doch nicht so geeignet ist (ich gehe auf jeden Fall davon aus, dass er wesentlich besser ist als der oben erwähnte E-Motor), können wir ihn wieder verkaufen. Oder er kommt an Victor 🙂 Auf jeden Fall könnte ich dann den Parsun verkaufen… und aber, ach ja: Im Garten steht ja nun der Yamaha, weil ich dort die Fotos von ihm machte. Was ist eigentlich mit dem? Davon erzähle ich im nächsten Beitrag!