Das sind für jeden von uns keine leichten Zeiten. Wobei wir uns auf keinen Fall beschweren wollen: Wir haben einen großen Garten und einen Teil der Familie in direkter Nachbarschaft. Aber diese Webseite dreht sich ums Segeln im Speziellen und Wassersport im Allgemeinen. Und nicht nur, weil unsere Pläne gründlich verhagelt wurden sondern auch, weil jetzt echt die Zeit wäre, mit der Slocum auf dem Wasser zu sein…. ach, es ist doof, aber es ist so.

Nun war das Wetter über Ostern ja wirklich schön und ich musste die Gelegenheit wahrnehmen, einen Aussenbord-Motor zu testen. Also packte ich Gudrun in den Kofferraum sowie den zu testenden Motor. Bei diesem Exemplar handelt es sich um einen Honda BF 2.
Zu Aussenbordmotoren muss ich mal kurz was anmerken: Ich habe bereits zwei Stück in der Garage, die funktionieren auch grundsätzlich. Aber der eine ist ein 5PS Parsun, der viel zu schwer ist für Angela (und auch für mich über die Reling etc.)  und der andere ist so ein echt billiges 3,5PS-Chinateil, welches technisch funktioniert, aber recht laut und „dreckig“ ist. Und ich habe echt schon schlechte Erfahrungen im Zusammenhang mit Aussenbord-Motoren gemacht. In irgendeinem Forum im Netz hatte ich schon mal ein wahres Erlebnis veröffentlicht, das war vor Slocum-Zeiten. Ich plane ganz fest, diese (irre) Geschichte in unserem ersten Segelbuch (Arbeitstitel: „Und mit der Fock streichelten wir die Pricken“) zu veröffentlichen. Ich muss nur dazu kommen, das alles aufzuschreiben…

Der Honda BF 2.3 scheint eine lebende Legende zu sein: Sehr zuverlässig, robust, und was mir sehr gut gefällt: Luftgekühlt, also keine Gefahr, dass der Impeller zerbröselt o.ä. Was nicht da ist, kann nicht kaputt gehen! Um es zu erwähnen: Der hier vorhandene Parsun (im Grunde ein China-Nachbau von irgendeiner Marke) funktioniert auch sehr zuverlässig, wenn auch etwas rappelig. Aber zwischen 12 Kg und 28 Kg ist schon ein gewaltiger Unterschied, gerade am kleinen Heckspiegel unserer Gudrun… wer einen guten Motor sucht: Ich werde den Parsun verkaufen (keine 20 Betriebsstunden!)

Das Testobjekt war aber kein neuer 2.3er sondern ein BF2 von 1998. Um die (Test-)Geschichte weiter zu erzählen: Gudrun wurde aufgepumpt (dauert ohne Stress keine 10 Minuten), ins Wasser gelassen und der Motor mit langem Arm ans Heck gehängt. Der sprang nach Auffüllen des Tanks auch auf Schlag an, toll! Erste kleine Hürde: Nach meinen Kenntnissen haben diese Motoren eine Fliehkraftkupplung, bei diesem drehte die Schraube aber permanent mit. So hatte man auch im Leerlauf etwas Schub im Boot. Nicht immer gut. Aber nicht kritisch. Ich stieg also ins Boot (dieser „Breite-Latten-Boden“ ist echt gut, man kann drauf stehen) und Angela kam elegant hinterher. Dann die Leine losgeworfen, etwas mehr Gas gegeben und losgetuckert.

Wir fuhren unter der neuen Ersatzbrücke für die Cäcilie unter durch, konnten selbige fast mit der Hand berühren, weil fast Hochwasser war und knatterten weiter über das glatte Wasser. Hier und da aber nicht zu nah waren auf beiden Seiten des Kanals immer wieder Oldenburger, die mit Abstand die Sonne genossen. Einige saßen auch auf ihren Balkonen und guckten, was da knattert. Was so gut wie alle Gemeinsam hatten: Sie freuten sich und winkten zaghaft, wir winkten zurück. Wir fuhren unter die Amalie durch, etwas weiter und sind dann gaswegnehmend Backbord zum Stadthafen abgebogen. Dort das gleiche Bild: Viele hatten sich ein Platz an der Kaimauer gesucht und winkten oder hielten ihren Daumen hoch, als sie uns sahen. Und für uns: Hach, war das schön, auf dem Wasser zu sein! Und das langsame Fahren war sogar noch schöner als mit mehr Speed. Vollgas habe ich eh nicht gemacht. Zum einen habe ich Respekt vor dem Alter des Motors und zum anderen muss man ja andere nicht unnötig mit Lärm belästigen. Was ich von technischer Seite noch erwähnen möchte: Ich wunderte mich über den Kühlstrahl, der seitlich aus dem Schaft kam. Der war satt und mittig und kühl, aber: Warum war der überhaupt da, wenn es doch Luftkühlung sein sollte?

Traurige Geschichte: der Segler im Hintergrund

Diese Fahrt über das Wasser war echt toll! Da wird das Ergebnis vom Test schon fast zur Nebensache: Ich werde mir einen BF 2.3 „in neu“ holen, dann weiss man was man hat. Denn: Die Zuverlässigkeit dieses 22 Jahre alten Motors hat mich überzeugt!

Und mal so ein ganz klein wenig Seeluft schnuppern hilft schon etwas gegen den Corona-Koller. Würde mich nicht wundern, wenn wir damit einen Schlauchboot-im-Oldenburger-Hafen-Boom ausgelöst haben, bei all den schauenden und winkenden Leuten am Wegesrand 🙂

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