Heute haben wir noch einen weiteren langen Schlag gemacht: Von Leeuwarden bis nach… Henk. Das kam so:

Gleich vorab: Henk ist kein Ort sondern eine Person. Wegen der Windvorhersagen versuchten wir erst gar nicht, durch die Waddenzee zu fahren. Immerhin hatten wir ja auf dem Weg nach Harlingen etwas davon schnuppern können. Nun hat sich in bzw. kurz vor Leeuwarden der Kreis wieder geschlossen: Wir haben unseren alten Kurs an der Kurve gekreuzt, wo es zu den Eisenbahnbrücken geht, wo wir auf dem Hinweg einiges an „Action“ hatten. Also haben wir uns gedacht: Wir knattern die Staande Mastroute zügig ab und machen Strecke, ab hier haben wir ja alles schon mal gesehen. Nicht unbedingt früh am Tag anfangen aber schon so lange wie möglich. Auf Grund der Taktung ergab es sich auf jeden Fall so, dass wir nicht an den Orten übernachteten, an denen wir schon waren und es eigentlich in zweieinhalb Tagen bis Delfzijl schaffen müssten. Also fuhren wir durch Dokkum (immer wieder schön) und übers Louwersmeer (nicht so mein Ding: Viele Boote, viele Tonnen und wenig Wasser unterm Kiel) an Zoutkamp vorbei und wussten schon, dass wir es bis Groningen auf keinen Fall schaffen werden. Auf der SM-Karte suchten wir uns den ein oder anderen potentiellen Jachthaven raus. Kurz nach 18:00 kam der gewünschte Hafen in Sicht. Elektra? Hiess so der Ort? Aber zum einen sah das alles aus der Ferne nicht einladend aus und zum anderen war das genau an einer (Schutz)Schleuse mit Brücke… wenn wir die auch noch schaffen? Bis 19:00 Uhr würde ja gebrückt werden. Und sieh an: Wie wir da so rumeiern und überlegen, da geht das eine Schleusentor auf und ein Boot kommt von vorne durch. Also wollen wir auch! Für uns musste dann nur noch die Brücke heben. Kurze Rede: Tat sie auch. Danach kam ein weiteres langes Stück Kanal mit roten und grünen Tonnen. Der nächste Jachthaven sollte dann vor der nächsten Brücke liegen: Roodehaan.

Während ich aufmerksam durch den Kanal steuerte, laß Angela noch mal im Führer und wir erkannten, dass dort nur 6 Liegeplätze für „Passanten“ vorgesehen waren. Das war nicht viel. Wenn die belegt wären? Ich war mir sicher, dass sich für uns schon was finden lassen wird, Angela guckte als Alternative nach Liegeplätzen am Kanal (davon kommen immer wieder mal welche und werden auch gut benutzt). Unser Zielhafen liegt genau an einem Campingplatz neben einer „Grasdachferienhaussiedlung“. Die haben sogar eigene Liegeplätze, gehören aber nicht zum Hafen. Oder besser: „Fast ein Hafen“, denn das war wirklich mikrig. Ein kleines Motorboot lag dort, ein weiteres, dass vermutlich schon länger nicht benutzt wurde und ein Segelboot längsseits zwischen zwei Fingerstegen (mannmann). Dahinter Boxen mit kleinen offenen Booten, die man leihen konnte.
Gleich am Anfang vom Steg gab es eine freie Seite eines kurzen Fingersteges und eine Leiter, wo sich ein Haufen Kinder im Wasser vergnügte.
Ich sah es und wusste: Unser Liegeplatz, der wird es werden! Der Fingersteg endete genau auf Höhe unserer Mittelklampe, aber immerhin waren Klampen am Steg und Angela warf eine Leine rüber. Ich stand mittlerweile auf dem Vorschiff (Slocum war schon aufgestoppt fast am Liegeplatz) und wollte eine Vorleine über die Klampe am Steg kriegen. Da stand ein Junge in Badehose und ich bat ihn: „Leg doch bitte die Leine eben da rüber“ und er glotzte und tat nix. Ich zeigte auf meine Leine und auf die Klampe aber der Kleine war wohl kein Friesländer: Er verstand es nicht. Erst, als eine Frau im Wasser ihm was sagte, da schnappte er sich die Leine und wollte ziehen: Niedlich 🙂

Aber sie kam dann über die Klampe, wir legten noch eine Spring und bevor uns jemand vertreiben konnte war der Motor aus und ein Bier aufgerissen: 18:56 Uhr. Wir stiessen an, tranken in Ruhe das Bierchen und sahen zu, wie die Lichter der Brücke auf Doppelrot sprangen: Nun war es amtlich, wir bleiben hier!
Jetzt konnten wir auch jemand Offziellen suchen, zum Bezahlen. Also latschten wir über den Campingplatz, fanden Toiletten, eine Theke, Tische… und in einem Häuschen ein handgeschriebenen Zettel auf Niederländisch. Verstanden wir nicht. Also fragte Angela draussen, wer deutsch konnte und so wurden wir weiter vermittelt und einer Frau mit Schürze konnten wir unser Anliegen erzählen.

„Okay, da müsst ihr Henk anrufen!“ sprach sie und führte uns zu einem Schild, dort hing eine Tafel und auf der stand:

Camperen? Bel Henk 06 – 50970903

Wie es immer so ist hatten wir weder Handy noch sonst was mit. Also merkte ich mir die Nummer und wir gingen zum Schiff zurück. Dort endlich rief Angela den Henk an und der sagte wohl irgendwas von wegen das ginge eigentlich nicht aber er müsse eben gucken und kommt deswegen. Aha.
Keine zwei Minuten später kam ein zauseliger Mensch auf einem Fahrrad bis zum Boot gefahren (über Stock und Stein und Rasen) und als wir nett lächelten und unseren Wunsch äußerten, hier liegen zu bleiben, da sagte er nur, wir müssten noch eine Landleine legen, weil das mit dem kurzen Fingersteg… und bezahlen, ja, das wären dann wohl 18 Euro (der Reiseführer sagte was anderes) und aber Tourist-Steuer müssten wir ja auch noch bezahlen, das wäre leider so und aber Okay, 20 Euro passt schon. Wir holten ne Leine und nen Schein und Henk wackelte dankbar davon, natürlich bekamen wir keine Quittung 😉

Aber die letzten geschafften Meilen, die kann uns keiner mehr nehmen, die brauchen wir morgen nicht mehr fahren!

Mit dem Hintern fast im Fahrwasser

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