„Wenn ihr erstmal vom NOK in den Giselau-Kanal abbiegt, dann ist das so schön – ihr glaubt, ihr seid im Amazonas!“ So wurde uns dieser 40km entfernte Halt im NOK von einem weit rumgekommenen, erfahrenen Segler empfohlen. Und da in Brunsbüttel die Duschen nicht geöffnet wurden (trotz der angekündigten Lockerungen zum 17.05.) haben wir Mittags dort abgelegt und sind los getuckert.

Hinter uns…

Aber erstmal haben wir die pralle Sonne am Morgen genau so genossen, wie gestern Abend (wann saßen wir das letzte mal zum Sonnenuntergang im Cockpit?) und schön im Cockpit unter freiem Himmel gefrühstückt. Mit Brötchen, gekochtem Ei, Tee und Zeitung (aufm iPad). Dann sind wir noch zur Aussichtsplattform für die Schleusen gegangen und als es endlich zu regnen anfing, da wollten wir los 🙁
Bis aufs Wetter war der Zeitpunkt günstig: Die Schleusen war alle noch zu und füllten sich Elbseitig langsam mit den großen Schiffen. Aus Richtung Kiel kam nix großes. Die Fähre vor dem Hafen legte gerade an: Los! Erstmal auf die andere Seite kommen und dann geht die Kanalfahrt los. Im Grunde wie auf dem Küstenkanal… wie glücklich unsere Startzeit war, merkten wir erst später: Die Schiffe aus den Schleusen holten uns nicht mehr ein (was sie normalerweise hätten schaffen können), weil sie Platz für einen großen Entgegenkommer machen mussten. So hatten wir nur mit den Schiffen zu tun, die uns entgegen kamen. Aber das geht ja immer schnell und deren Wellen kann man relativ günstig ausreiten.
Ganz langsam kam von hinten ein anderer Segler näher. Der war vielleicht nen viertel Knoten schneller als wir? Ich hatte nicht voll Gas gegeben, also hätten wir auch noch – ich schätze einen halben Knoten – schneller fahren können. Aber warum den Motor so belasten? Wir haben doch keine Eile und ich finde es gut, wenn man zur Not immer noch mal extra Schub geben kann, um z.B. schnell auszuweichen etc. Ausserdem spart es Diesel
Irgendwann fuhr er vorbei und winkte nett.
Ansonsten war die Kanalfahrt so, wie man sie vom KüKa kennt: Meditativ. Ich versuchte zwischendurch ein Nickerchen, las in meinem Buch (Heide und Erich Wilts mit der Freydis zur Antarktis) und irgendwann kam ich auf die Idee, ich könnte mich ja rasieren. Also kramte ich den Akku-Rasierer hervor, stellte mich an den Heckkorb und rasierte die Stoppeln weg. Ohne Spiegel gar nicht so einfach: Man muss zwischendurch immer mal wieder tasten, wo noch was sein könnte. Zumindest das Grobe kriegte ich weg und die Akkuladung reichte auch. Angela kam es unterwegs in den Sinn, die Haare zu waschen. Nach einigen Tagen ohne echte Dusche ist das gar keine schlechte Idee und es hat gut geklappt. Warmes Wasser hatten wir auch, weil wir vor fast jeder Fahrt eben die Thermokanne voll mit heissem Wasser machen (meist für löslichen Kaffee).

Ziemlich pünktlich gegen 18:00 Uhr kam die Einfahrt vom Giselau-Kanal. Man fährt rein, das Wasser wird flacher und ja, na gut, die übers Ufer ragenden Bäume und Büsche könnten fast auch Mangroven sein. Zwei Segelboote lagen schon an den Stegen vor der Schleuse. Einer war der, der uns unterwegs überholte.
Während der Fahrt heckten wir einen Plan aus, wie wir an Bord duschen könnten und fast genau so setzten wir den auch um, als wir fest am Steg vor der Giselau-Schleuse waren. Bimini aufgebaut, Sonnensegel drüber, damit die Seiten dicht sind und hinten noch einen Schirm aufgespannt. Es wurde auch gleich etwas wärmer darunter. Ich verzichtete darauf, die Solarduschbeutel noch irgendwie da hingehängt zu bekommen. Wir nahmen Abwaschkumme und Messbecher und nutzten unser Cockpit als Wanne (sind ja zwei dicke Lenzrohre drin). Mit einem knappen Liter warmen Wasser aus dem Kessel wird das andere Wasser auch gleich etwas wärmer. Und wenn man erstmal eingeseift ist, dann kriegt man sich auch abgeseift. Unten in der Kajüte rubbelten wir uns ab und fühlten uns gleich wohler, so frisch „geduscht“.

Nun machte ich noch schnell Essen: Wir hatten noch Reis über von Vorgestern, dazu ein Glas daheim vorgekochte Hackfleischsauce und das beides in angedünstete frische Ziebeln und Paprika gerührt. Pfeffer, Salz, zwei Knoblauchzehen, darüber Parmesan und alles ordentlich heiss: Lecker und satt! Mittlerweile waren auch noch drei Boote mehr angekommen. Jetzt kann man erahnen, warum die Liegestellen zu beiden Seiten so lang sind… im Sommer ist hier bestimmt immer Seglerparty!

Wir saßen dann noch einen Moment im Cockpit (wo wir gegessen haben), aber dann wurde es doch schnell kühler. Worüber ich mich freute: Als ich neulich kurz nach Hause musste, da brachte ich eine neue Batterie mit (schrub ich darüber?). Und diese hält so fein die Spannung! Während der Fahrt hierher stellte ich unseren Hauptschalter so, dass beide Batterien zusammengeschaltet sind und somit wurden auch beide über die Lichtmaschine geladen… ich freu mich wirklich! So kann man entspannt ohne Landstrom mal wo liegen. Falls ich noch nicht drüber geschrieben habe und ihr wollt mehr darüber wissen: Sagt kurz bescheid.

Als es schon fast dunkel war sind wir noch eine kleine Weile spazieren gegangen. Und bestaunten in voller Ergriffenheit die zwischen den Bäumen in der Nähe der Schleuse flink und wild flatternden Fledermäuse. So viele! So kunstvoll! Ob es am Amazonas auch Fledermäuse gibt?

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