Unser nächster Schlag sollte nur bis Rendsburg gehen. Da wir ja den NOK das erste mal befahren, wollte ich mir Zeit nehmen und alle relevanten Stellen gut wahrnehmen. Über dieses Stück Kiel-Kanal muss ich eigentlich nicht viel schreiben. Der Giselau-Kanal liegt bei km40 und die Einfahrt zum Obereidersee bei km66. Tuckern mit fünf Knoten und irgendwann nach gut drei Stunden ankommen. Ich hätte so gerne die Schwebefähre live gesehen, aber: Schwebe war da, Fähre nicht. Da ist mal jemand gegen gefahren und bisher ist die nicht wieder heil.

Aber über die Wahl des Liegeplatzes bei Rendsburg kann man schon reden: Der See liegt von uns aus hinter Rendsburg und in dem See (der meiner Meinung nach mehr eine sehr tiefe Bucht als ein eigenständiger See ist) sind einige Werften, Yachtservices und Vereine beheimatet. Heutzutage ist man versucht, den Liegeplatz so zu wählen, dass das nächste (Covid)Testzentrum nicht weit ist. Was für ein Quatsch. Wir wollten schön liegen, was von der Gegend sehen und Duschen wäre Klasse.
Auf den ersten Blick mussten wir uns entscheiden zwischen „ganz nach hinten durchfahren“ und beim Regattaverein Rendsburg landen oder vorher in eine kleine Bucht hinein, wo u.a. eine Marina, der Obereider Yachtservice, seine Dienste anbietet. Angela rief dort an, als wir bei km64,5 waren: Ja, kein Problem, die hätten gerade erst wieder aufgemacht, wir könnten kommen und uns hinlegen, wo frei ist und ja, Duschen geht auch (müssten sie nur noch eben reinigen). Bis gleich!
Die Einfahrt zum See können sich Wesersegler gut merken: Wenn man das „bekannte“ Lürssen-Dock an Steuerbord sieht, muss man links rein 🙂
Was ich wusste: In der entsprechenden Bucht sind viele Stege. Was ich nicht wusste: Welche gehören nun zur Marina? Ach, da wird schon ein Schild am Steg sein! Die Hallen an Land sieht man ja von weitem, nur im Gewusel der liegenden Boote im Wasser war keine Struktur zu erkennen. Und kein Schild.
Aber da hinten rechts, da war eine Reihe von Liegeplätzen mit Dalben und da waren auch welche unbelegt und das grüne Schild sah man so deutlich, als riefe es „kommt, kommt her zu mir!“. Angela war an der Pinne. Ich sagte, was ich dachte: „Da wollen wir rein!“. Angela sagte auch, was sie dachte: „Da wollen wir rein?“ Als wir fast halb in der Box waren, ging ich an die Pinne und Angela aufs Vorschiff, weil netterweise schon jemand am Steg stand, um Leinen anzunehmen. Wir hatten aber noch keine greifbar parat. Ich konzentrierte mich darauf, eine Heckleine über einen Dalben zu werfen, war aber voller Ruhe: Kein Wind, kein Tidenstrom, also alle Zeit der Welt.
Dabei bemerkte ich, dass ich gar nicht in der Box war, wo das grüne Schild hing sondern eine daneben… es war keine Sorgleine von dem einen Dalben zum Steg und der Steg machte einen kleinen Knick. Aber die helfende Hand am Steg klärte auf: „Hier ist auch grün, das Schild liegt nur zwei Meter tiefer“. So tüdelten wir uns langsam fest.
Man liegt dort wirklich gut und geschützt! Alles niedlich aber funktional, inkl. Duschen. Jetzt wollten wir aber erstmal zum Testzentrum, weil… tja, weil die aktuellen Corona-Verordnung von SH das so vorsieht. Gefragt wurden wir bisher in keinem Hafen nach irgendwelchen Testergebnissen. Wir bekamen Hinweise, wie wir da hinfänden, und auch, wo wir einkaufen können und machten uns auf den Weg. Kaum waren wir bei der Hauptstraße angekommen, da rauschte auch schon ein Bus an und wollte auch gleich weiter. Ich winkte und er machte die Türen wieder auf. Da ja Busse immer in zwei verschiedene Richtungen fahren, wollte ich nachfragen. Und er gab nett Auskunft, war aber bezüglich des Testcenters nicht auf neustem Stand. Im Gegensatz zu einem Fahrgast*: Eine ältere Dame meldete sich und sagte: „Ich weiss, folgen sie mir einfach“ und widersprach dem Busfahrer einfach. Zu Recht. Wir fanden das mobile Testcenter (Arsenalstraße 2-10) dann doch recht flott (durch den Torbogen) und das Testen ist auch schnell erzählt: Es war keine lange Schlange, man musste sich ins WLAN vom Testbus einloggen, konnte das Formular schon am Handy ausfüllen und dann im Bus ausdrucken. Die riefen einen dann auf, wenn man dran war.
Die junge Dame rief alle beim Vornamen, das war irgendwie niedlich. Was ganz und gar nicht niedlich war: Sie nahm die Probenentnahme wirklich ernst und schob uns das Wattestäbchen in die Nase bis hinter die Ohren. Ehrlich! Noch Stunden später sitzen Angela und ich hier und putzen unsere Nase, weil die Schleimhäute massiv gereizt wurden. Und: Beide negativ, mit Stempel, obwohl wir unseren Perso gar nicht vorzeigen mussten.
Wir wollten uns eigentlich (wieder) mit lecker Essen gehen oder ähnliches belohnen, aber das uns noch fremde Rendsburg lies uns nicht dazu kommen… nach einem Bier in der Strandbar (wir konnten glaub ich unseren Mast von dort aus sehen) gingen wir zum Boot und dort kochte ich Spagetti mit Mampf (heiss und lecker). Danach fuhr ich mit Baxter noch einkaufen, Bier und Cola waren fast alle 😉

Morgen wollen wir dann den Rest des NOKs machen. Das sind 33 Km, und dann kommt noch die Schleuse Holtenau. Wie lange das dauert, wissen wir noch nicht. Deswegen wissen wir auch noch nicht, wo wir morgen landen werden. Thiessenkai? Stickenhörn? Laboe? Strande? Es kommen nicht alle uns empfohlenen Häfen in Frage, weil nicht alle Duschen etc. haben… aber dann werden wir in der Kieler Förde sein, wir werden berichten!

*wie lautet die weibliche Form von Gast? Ach, ich will das gar nicht wissen 

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