…ein gutes Beispiel für schlechte Seemannschaft. Und wenn ich es hier nur schreibe, damit es anderen hilft, so einen blöden Fehler zu vermeiden – es geht um ein simples Stück Leine.

Samstag war das EM-Spiel Italien – Österreich. Und unser Liegeplatz im Hafen von Kloster so ziemlich an der Grenze zu gutem Mobilfunkempfang. Also hatte ich eine klasse Idee: Ich packe unser Bord-iPhone in einen Beutel und befördere es etwas höher. Auf dem Boot ist man ja immer irgendwie ganz nah an Meereshöhe und wir alle wissen, dass für einen guten Antennenempfang Höhenmeter förderlich sind. Und zufällig habe ich mitten auf dem Boot eine senkrechte Stange, die zehn Meter nach oben zeigt: Den Mast.
Und ich hatte ja noch ein Reserve-Fall, welches ich verwenden kann (das andere hängt ja oben, seit ich den Bilster….). Also Beutel angetüdelt und ein Stück hochgezogen. Ich wollte mich an die ausreichende Idealhöhe rantasten, denn andersrum muss das vom iPhone ausgesendete WLAN ja auch empfangbar bleiben. Getestet: Nee, das hat noch nichts gebracht. Höher. Irgendwann dachte ich mir: Ach, hoch damit, wird schon reichen. Wieder vom Mast zum Cockpit, aufs Macbook geschaut: Hat nix gebracht.
So ging ich wieder zum Mast zwecks Rückbau der Versuchsanlage. Und da fiel mir dann sofort ein, was ich vorher nicht bedacht hatte: Der Beutel an der Strippe kam allein nicht mehr runter. Die Umlenkrolle des Falls ging etwas schwergängig und das Gewicht von iPhone plus Powerpack reichte bei weitem nicht.

Und was war mein seemännischer Fehler?
Ich hätte natürliche eine weitere Sorgleine rantüdeln sollen. Irgendwas dünnes hätte gereicht, Hauptsache man kann dran ziehen. So aber baumelte der Beutel einen halben Meter unter der Mastspitze und das obligatorische „Lose in die Leine geben und nach oben schütteln“ bringt natürlich üüüberhaupt nix. Bei allem Grübeln und Ärgern, es hilft alles nix: Ich brauche ein Kind! Hä? Naja, Bootsmannstuhl haben wir, aber Angela möchte nicht so gerne Hochgezogen werden, ich wiege reichlich 25Kg mehr als sie, also kann sie mich nicht und ich mich nicht selbst hoch ziehen. Fazit: Jemand leichtes, ein Kind. Ein aufgeweckten aber gelangweilten Jungen vom Nachbarboot. Sowas gab es hier aber leider nicht.
Die nächste naive Hoffnung: Wir fahren los und durch stärkeren Wind, Geschaukel etc. wird sich das lösen und im nächsten Hafen ist es wieder tief genug. Denkste. Allerfeinst an Wanten, Stagen und Dirk vertüdelt.
Dann konstruierte ich in Gedanken die Möglichkeit, unsere Großschot im Zusammenspiel mit der Dirk zu verwenden. Die Talje der Schot ist 6fach untersetzt, damit „wiege“ ich nur noch 15 Kg. Aber die Schot ist bei weitem zu kurz, die müsste ja über 50m lang sein! Nächste Hoffnung: Im Stralsunder Hafen ist ein Kran oder eine passende Brücke oder zufällig ein Steiger am Steg. Ratet mal: nix davon.

Aber Angela hatte Mut geschöpft und erklärte sich bereit, sich hochziehen zu lassen. Es ging ja auch um wertvolles Datenvolumen, da muss man Opfer bringen!
Und nun baute ich was tolles: Mit dem Großfall zog ich einen Block nach oben, durch welchen ich eine lange Leine gezogen hatte. Dann fragte ich einen jungen Mann samt Freundin, die mit einem Jollenkreuzer da waren, ob sie mir mal helfen könnten. Er sagte sofort ja. Mein geheimer Plan war, die leichtgewichtige Freundin zu überreden, sich hochziehen zu lassen, aber das konnte ich mir schnell abschminken. Immerhin hielt sie die Dirk, welche wir als Sicherung an den BMS gehakt hatten. Dann zogen der junge Mann und ich die tapfere Angela nach oben, die sich fest vornahm, nicht nach unten zu schauen. Musste sie aber doch, weil ich die Dirk falsch angeschlagen hatte und diese hinter den LazyJacks hakte… das übliche Leinengewusel auf einem Segelschiff. Also liessen wir sie wieder runter, klarierten und zogen wieder hoch. Das ging echt gut, und ich hatte nie das Gefühl, da könnte was nicht halten.
Angela schon. Sobald sie an den Beutel kam, mussten wir mit dem Hochziehen aufhören. Sie zog ihn runter, wir hatten es geschafft! Aber Angela liess sich auf Teufelkommraus nicht überreden, die restlichen zwei Meter auch noch zu machen, um die andere Leine auch gleich zu retten… naja. Zwingen wollte ich sie dazu nicht. War doch das alles nur passiert, weil ich nicht daran dachte, eine extra Leine am Beutel zu befestigen.

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