Es handelt sich zwar nicht um eine Weltumrundung, die wir vollzogen haben, aber immerhin einmal um Juist und Borkum. Zwei Inseln quasi auf einen Streich 🙂

Ursprünglich wollten wir noch einen Tag auf Juist bleiben und gucken, aber wir mussten uns entscheiden. Und wenn ein Segler die Wahl hat, dann meistens zwischen Schiet und Schandiedel, selten zwischen schön und sehr schön… für heute waren kräftige Winde angesagt. Stärke 5, in Böen 6 und natürlich genau aus der Richtung, in die wir wollen. Da bleibt man doch gern im Hafen! Morgen dagegen mindestens eine Windstärke weniger und auch einige Grad gedreht. Viel besser, aber noch ein aber: Laut Wasserstandvorhersage soll das nächste Hochwasser minus 0,3m haben… könnte klappen, könnte aber auch eng werden. Was wählen wir also: Wind und Welle oder etwas Wind und wenig Wasser?
Ich ging auf den Steg um zu gucken, wie „draußen“ das Wellenbild ist: Weiße, abschreckende Wellenkämme oder vielleicht doch irgendwas beruhigendes? Dabei sah ich, dass unser Nachbarlieger am Boot rumtüdelte. Ich fragte, wann es denn weiter gehen sollte. Er überlegte einen kleinen Moment: „So in zehn Minuten.“. Aha. Und wohin? Norderney. Aha! Wir tauschten uns kurz aus und ich traf die Entscheidung: Wir laufen auch aus, aber erst in einer knappen Stunde, näher am Hochwasser.
An Bord waren wir eigentlich gerade erst mit einem leckeren aber drömelig langem Frühstück fertig. Schnell machte ich den Abwasch, Angela klarierte dies und das und um 11:50 Uhr warfen wir die Leinen los. Bei unserem Nachbarn half ich vorhin noch, das Boot zu halten, damit der Wind es nicht gegen den Steg drücken würde. Wir lagen auf der anderen Seite und wurden vom Wind aus der Box rausgedrückt. Schnell Fender und Leinen klarieren und raus gehts aus dem Hafen. Und da drückte der Wind von der Seite! Aber nur bis zum Ende der langen Zufahrt, danach hatten wir für die nächsten drei Stunden den Wind aus der vorherrschenden Richtung: Von vorn. Diese Fahrt war was zum Abgewöhnen, was eine Schaukelei und ein Gehopse. Und dabei musste man stets acht geben, nicht zur Seite gedrückt zu werden, denn überall neben uns wird es flach.

Juister Hafen im Kielwasser

Irgendwann (nur ne gute halbe Stunde später) waren wir am Memmert WfW, dort ist es schon ziemlich tief. Aber einige Wellen von vorne waren so gewaltig, dass unser Bug in die Welle stieß, unter Wasser war, wieder hoch kam und der Swantje mit der nächsten Welle zu beiden Seiten riesige Flügel aus Gischt bescherte. Das muss von außen beeindruckend ausgesehen haben…
Man konnte Norderney bzw. die diversen Gebäude schon deutlich sehen, aber der Ritt sollte noch gute zwei Stunden dauern. Und mit der einlaufenden Dünung aus dem Seegatt wurde es auch nicht angenehmer.
Als wir endlich ins Fahrwasser zum Hafen kamen, hatten wir durch den Schutz der Insel kaum noch Wellen. Nun war es nur noch ein kurzes Stück, doch das entgegenkommende, nun ablaufende Wasser bremste uns gewaltig aus. Mit gerade mal 3 Knoten näherten wir uns der Hafeneinfahrt, während sich von hinten die nächste Fähre näherte, wie immer. Aber dieses mal gewannen wir das Rennen: Ich gab etwas mehr Drehzahl und mit 3,4 kn reduzierte sich unsere verbleibende Fahrzeit um, äh, zwei Minuten. Noch vor der Fähre da!

Was waren wir froh, im Hafen zu sein, denn die vorhergesagten 5 bis 6 hatten wir die ganze Zeit! Nun mussten wir nur noch einen freien Liegeplatz finden und sehen, dass wir trotz Starkwind gut reinkommen. Wir fuhren einmal um den ganzen Hafen. Mann, war das voll! Da wollten wohl einige abwettern. Da sah ich doch noch einen freien Platz mit Fingersteg und fuhr beherzt drauf zu. Am Steg warteten schon helfende Hände und nahmen die Leinen an. So war das Anlegen gar kein Problem! 14:58 Uhr waren wir wieder fest auf Norderney. Neben uns liegt eine große Pedro-Yacht, so dass wir sogar gut vor dem Wind geschützt sind.
Auf unserer anderen Seite war noch Platz für ein weiteres Boot, auch wenn dort kein Fingersteg ist. Und es kamen noch einige Yachten rein! Wo kamen die nur alle her? Der erste Holländer machte zwei Versuche, in die Box zu kommen, wurde aber immer vom Wind vertrieben. Der kam nicht wieder. Dafür ein anderer, ein Zweimaster, der kurzerhand rückwärts reinfuhr. Wir nahmen wieder Leinen an, eine legte ich auf meine Heckklampe und noch viele andere irgendwo anders hin.

So waren wir wieder im sicheren Hafen und waren froh, den Schlag gemacht zu haben. Was man hat, das hat man, auch wenn es nicht so schöne Bedingungen waren. Dafür, wie zu Anfang erwähnt: Umrundung vollzogen, Borkum und Juist von allen Seiten gesehen! Und die Swantje steckt sowas locker weg, sie hat ein dickes Lob bekommen.

Juister Strand nach Sonnenuntergang

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