Der langsame Tod einer Starterbatterie

Am 12.07. erwähnte ich es: Swantjes Motor sprang nicht an. Schon einen Tag vorher kündigte sich das zaghaft an, als wir wegen unserem Steglieger das Päckchen auflösten und uns wo anders hinlegten. Ich wollte den Motor starten und es kam nur noch ein müdes Klacken.

Aber bevor ich mich richtig wundern konnte, sprang er gleich danach sofort an. Wenn sowas passiert, dann weiss man doch eigentlich: Die Batterie ist leer. Nur: Warum? Zumal es ja danach doch noch funktionierte. Als dann am nächsten Tag auch nix ging und ich mich auf Ursachen-Suche begab, maß ich an der Batterie 12,5V. Das ist weit entfernt von „leer“. Komisch. Und dann sprang er ja auch wieder an, Seltsam, seltsam. So ein Verhalten kannte ich bisher noch nicht. Was könnte das sein? Kontaktprobleme waren als Ursache auch wahrscheinlich. Ich schraubte das Motorpanel im Cockpit raus und sah es mir von hinten an (siehe Bild oben). Nix auffälliges oder schäbiges zu erkennen. Ich trennte zwei Stecker voller Kabel und bei dem einen war etwas Korrosion an den Kontakten. Die reinigte ich. Masse-Klemme und die Anschlüsse am Anlasser im Motorraum sahen super sauber aus, wie geleckt, wie neu. Ich tauschte mich per Telefon und Mail mit meinem Motor-Joker Robert aus und er klärte mich nach einigen „Kontrollfragen“ auf: Die hat einen Zellenschluss!
Deswegen wurde die auch so heiss: Typische Batterien bestehen aus 6 Zellen, welche jede nominal 2 Volt Spannung hat. Zusammen macht das dann 12V. Geladen werden diese durch ca. 10% höhere Spannung: Ca. 14,2V liefern die meisten üblichen Lichtmaschinen. Wenn nun eine dieser Zellen in der Batterie den Dienst quittiert (warum auch immer), dann hat die nur noch 10V. Die Lichtmaschine weiss das natürlich nicht und lädt munter volle Pulle weiter: Die Batterie wandelt die überschüssige Energie irgendwann in Wärme um. Ich maß exakt 11V. So gesehen war sie randvoll, aber leider nur fünf Zellen! Das hätte auch schlecht enden können (Auf dieser Webseite gibt es genauere Infos dazu: Klick).
Fakt ist: Dieser Zellenschluss tritt offenbar nicht von jetzt auf gleich ein, sondern eher so schleichend… fiese Sache. Da denkt man glatt darüber nach, an den Batterien einen Temperatursensor zu verbauen. Mal sehen.

Als ich dann auf Norderney eine neue Batterie kaufte, ging ich wie von Bibo empfohlen zum Bootsservice de Boer. Die sind gleich um die Ecke am Hafen. Ich wusste nicht genau, wo der „offizielle“ Eingang ist und ging einfach auf die Halle zu. Das war offenbar die Rückseite. Das Tor war weit auf und drinnen war alles voller Werkzeugmaschinen. Tolle Werkzeugmaschinen. de Broer war eigentlich eine Schlosserei, die ihr Geschäft um Bootsservice und einen Laden dazu erweitert hatten. Ein Mitarbeiter in Blaumann latschte über den Hof, in der Halle war sonst keiner am arbeiten. Er sagte, ich könne ruhig durch die Halle gehen. Cool, ich liebe diesen öligen Geruch von Stahl und dem Werkzeug. Und da gab es alles, was das Schlosserherz begehrt: Bandsägen, Rohrbieger, alles für Blechbearbeitung, sogar eine Stanze. Ich ging durch die Tür zu den Büros und erzählte der netten Dame von meinem Wunsch einer neuen Batterie, max. 275mm lang (das Maß des Kastens der Batterie im Motorraum). Die kaputte hatte ich auf dem Roller gebunden und so hier her gebracht. „Na, dann komm mal mit“. Ich folgte ihr durch den schmalen Laden nach hinten, während sie mit suchendem Blick die Regale abscannte. Nett fragte ich: „Was suchst du denn?“. „Einen Zollstock…“ . Ich guckte kurz und zeigte ihr den gewünschten. „Vier Augen sehen mehr als zwei“ sagte sie, worauf ich antwortete: „Naja, ich bin Schlossermeister, nen Zollstock erkenne ich sofort“. Da guckte sie überrascht auf: „Schlossermeister??? Warum bleibste nicht auf Norderney? Wir suchen dringend Leute!“ Und was soll ich sagen: Ich denke zumindest drüber nach. Zur ihr sagte ich: „Klar, für Geld mache ich fast alles!“ 🙂

Die vom Maß passende Batterie sollte 75Ah haben und 125,50 Euro kosten. Meine ursprüngliche Batterie war mit 70Ah angegeben. Das 65Ah-Modell im Laden war wenige Zentimeter kürzer, kostete aber nur 85,50 Euro. Na, für die Differenz kann man ja schon zum Griechen gehen! Die Ampere-Angaben halte ich eh teilweise für Marketing-Aussagen und vermutlich würde sogar eine 50Ah-Batterie reichen, um den Motor zu starten. Ich bezahlte mit Karte die 65er, band sie auf dem Roller fest und ging zurück zum Hafen.
Dort war sie schnell eingebaut und ich musste bzw. wollte den Motor gleich dreimal hintereinander starten, um mich zu vergewissern, dass das nun in Ordnung ist.
Zellenschluss, wer hat sich son Mist nur ausgedacht!

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