Viel später als all die anderen Jahre steht nun der Mast auf der Swantje. Sonst haben wir das schon immer so um Anfang April gemacht (Klick), aber dieses Jahr ist ja alles etwas anders. Und ich muss sagen: Das ging diesesmal alles noch besser als vorher gedacht! Natürlich gab es auch ein Problem. Ich erzähl mal kurz von dem Tag.
Es war ein Konflikt, den wir lösen mussten: Der Mast sollte bald stehen, denn erst dann kann man sich richtig mit dem Boot beschäftigen. Andererseits ist es sehr praktisch, wenn die Swantje in Oldenburg liegt. So kann man „eben schnell“ hinfahren und Sachen machen, hinbringen etc. Aber weil ja die Eisenbahnbrücke in Elsfleth defekt ist, können wir den Mast nicht in Oldenburg stellen. Bis dahin liegt der Mast längs über das ganze Boot und man kann sich an Bord nicht richtig bewegen. Außerdem muss nach dem Stellen noch das Rigg korrekt eingestellt werden, damit alles gerade, fest und funktional ist. Und dann müssen die Segel angeschlagen werden, Fallen und Schoten wieder verlegt, Reffleinen und Lazy Jacks platziert werden… eben das, was für die Landratte „das ganze Leinengewusel“ ist. Das schafft man zwar an einem Nachmittag, aber dann liegt das Boot nicht mehr in Oldenburg und wenn die Zeit immer knapper wird, dann… wie heisst es so treffend wie sinnlos: Man weiss ja nie.
Dazu kommt: die nächsten Wochenenden haben wir auch immer was um die Ohren und irgendwann wird die Zeit knapp (Stand jetzt sind es NOCH zehn Wochen). Also wollten wir das dieses Wochenende machen. Das Stück Hunte von Oldenburg nach Elsfleth kann man natürlich auch mal in der Woche an einem Abend machen, wenn die Tide passt. Aber auch dann muss man sehen, wie man zum Boot hin und von Elsfleth später wieder heim kommt. Und außerdem liegt das Boot da allein und man zahlt (viel) Liegegeld.
Also verbanden wir das eine mit dem anderen, das Schöne mit dem Praktischen: Freitag Abend war Spargelessen im Bootshaus. Angela fuhr mit dem Bus hin, ich kam nach, weil ich noch bis 18:00 Uhr arbeiten musste. Sohn Nr.2 fuhr mich hin und wir nahmen noch ein paar Sachen mit. Dann genossen wir den Abend mit lecker Essen und Club-Kameraden und begaben uns später an Bord. Ich musste noch die (China-)Heizung in Gang kriegen (erzähle ich vielleicht später von) und dann liessen wir muckelig den Abend ausklingen. Mir war das die Nacht über sogar zu warm mit den eingestellten 19°.
Am nächsten Morgen legten wir um 7:00 Uhr ab. Eiiiigentlich war das ganz anders geplant: Üblicherweise fährt man die Hunte mit ablaufendem Wasser bis nach Elsfleth. Man braucht dann für die Strecke 1,6 bis 2,5 Stunden, je nach Tidenstrom und Drehzahl.
Nun war an dem Tag in Elsfleth um 18:56 Uhr Niedrigwasser. Weil wir aber auch noch jemanden finden wollten, der mit uns den Mast stellt (im Vorfeld war das nicht zu klären und abzusprechen), wollten wir nicht so spät los. Also orientierten wir uns am Hochwasser in Oldenburg: Das war um 13:53 Uhr. Och, Blöd. Dann wäre man ja auch erst gegen 16 Uhr in Elsfleth. Und dazu kommt: Bei Hochwasser kann es sein, dass wir nicht unter die Eisenbahnbrücke Oldenburg durchpassen und eine Öffnung erbeten müssen (was zwar meist klappt, aber keiner weiß, wie lange man warten muss). Also doch etwas eher los… nach 12er Regel könnten wir gegen 12 Uhr noch durchpassen, müssten dann aber die ganze Zeit gegen den Strom fahren. Wie man es dreht: Genau an dem Tag passt es gar nicht, alles Kacke.
Ich schaute mir den Gezeiten-Kalender noch mal an: Das Morgen-NW war in OL um 8:42 Uhr. Auch wenn das NW in Elsfleth schon eher ist; ein wenig ablaufendes Wasser hätten wir noch mit uns, wenn wir… ja, eben: Früh aufstehen! Das schafften wir auch super, planten das Frühstück gleich für unterwegs statt vorher. Zeit genug werden wir ja haben! Also nur Heisswasser für die Thermo-Kanne, warme Klamotten an und los.
Beim Ablegen gab es gleich mehrere Herausforderungen: Wir lagen relativ eng zwischen zwei anderen Booten, wir mussten mit dem Strom (statt wie es besser wäre gegen den Strom) ablegen uunnd: Seit einiger Zeit baut sich eine Sandbank vor dem Buschhagen-Steg auf, da können wir mit unseren 1,4m Tiefgang nicht einfach los, sondern müssen schön nah um den Steg und dann bei der ersten Tonne in den Küstenkanal abbiegen, auf keinen Fall zur zweiten Tonne, wie es früher problemlos möglich war. Wir besprachen das Ablegemanöver und dann hat es auch genauso geklappt. Und auf dem Weg zur ersten Tonne zeigte unser neues Echolot auch kurz nur 0,2m Wasser unterm Kiel an. Das hat schon mal geklappt: Wir sind unterwegs. Als Bonus entwickelte sich das Wetter eher Richtung Sonnenschein statt angesagten 60% Regen. Übrigens zogen wir dieses Mal Gudrun hinter uns her. Ich hatte es neulich aus zweierlei Gründen aufgepumpt: Erstens testete ich den Akku vom E-Außenborder (soll ich davon auch noch berichten?) und zweitens fehlte bislang der Heimathafen „Oldenburg“ am Heck. Die bestellte und gelieferte Folie klebte ich dann vom Schlauchi aus hinten dran. Es war wackelig aber erfolgreich.
Nun war Gudrun also aufgepumpt und wieder gab es zwei Gründe, das so zu lassen: Denn wenn man sie leer pumpt und an Deck verstaut, dann wird es bei gelegtem Mast richtig eng. Und zweitens: Ich hatte noch nie ein Schlauchi hinterher geschleppt und wollte das mal machen. Da bot sich die ruhige Hunte doch sehr an. Aus angelesener Erfahrung weiß ich: Es gibt verschiedene Methoden, um das zu machen. Es gibt kein Richtig oder Falsch sondern je nach Anwendungsfall besser oder schlechter. Ich entschloss mich, sie relativ kurz (und hoch) anzubinden: Sie folgte brav der Swantje, ohne seitlich auszubrechen und der Bug vom Schlauchi wurde etwas angehoben, so dass sie leicht übers Wasser glitt und nicht bremste. Das hat prima geklappt. So gut, dass ich gar nicht mehr an sie dachte, als wir beim SWE in die Schleuse fuhren. Aber davon erzähle ich später, denn erstens ist das noch gar nicht dran und zweitens habe ich jetzt schon wieder viel zu viel geschrieben, es wird also einen zweiten Teil von diesem Bericht geben.