(Teil 1 dieses Berichtes ist hier)
Wir waren also auf der Hunte unterwegs. Die Maschine stellten wir auf 1500 Umdrehungen, das reichte für knapp 5 Knoten und war dabei noch angenehm leise. So langsam setzte sich die Sonne durch, es war aber noch frühmorgendlich kühl. Das schreckte uns nicht, wir waren natürlich vorbereitet: Öljacke an, Mütze auf, Sonnenbrille parat. Unsere Hauptfahrtrichtung wird Osten sein; der Sonne entgegen. Sonnenaufgang war zwar schon um 05:15 Uhr gewesen, aber nun stand sie genau so hoch, dass sie uns fein in den Augen kitzelte, wenn die Wolken vorüberzogen. Irgendwie angenehm, auch wenn man ständig versuchte, an vorbei zu gucken.

Und in der Tat hatten wir anfangs noch etwas Strom mit uns: Unsere Fahrt erhöhte sich auf weit über fünf Knoten. Gut: Denn das, was wir jetzt schaffen, das haben wir! Später wird es noch langsam genug werden.
Bei der Eisenbahnbrücke Oldenburg waren es locker 4m Durchfahrtshöhe. Man kann das echt nicht einschätzen: Wir waren nur ca. 2,5m hoch, aber trotzdem peil man irgendwie, ob es passt.
Wir wechselten uns an der Pinne ab, wie es gerade passte: Mal machte der eine sich ein Brötchen, mal die andere nen Kaffee. Weil wir unsere Omnia zuhause vergessen hatten, backte ich die Brötchen in der Pfanne auf. Die Schafe blökten auf dem Deich, während wir Brötchen kauend weitestgehend nur Steinwälle zu beiden Seiten sahen: Wir saßen tief zwischen den Huntedeichen. Fährt man bei und um Hochwasser, dann befindet man sich locker zwei einhalb Meter höher, das macht schon was aus! Aber wir sind die Hunte inzwischen so oft auf und ab gefahren, wir haben eh schon alles gesehen. Uns kann das nicht mehr begeistern. Im Gegenteil: Ich mag das Stück Hunte zwischen der Autobahn und der Eisenbahnbrücke Elsfleth eigentlich nicht besonders, denn es gibt kaum eine Chance, irgendwo rechts ran zu fahren oder irgendwie Raum für irgendwas, wenn man mal Maleschen hat (das muss gar kein Motorschaden sein, aber wenn man mal ne Plastiktüte in den Propeller bekommt oder ähnliches…).
Es kamen uns später sogar Binnenschiffe entgegen, deren Namen wir schon lange kennen: Hildegard und Elternzeit. Die nutzen wohl – wie wir – aus, dass es nun in keiner Richtung mehr stark strömte. Irgendwann erhöhten wir die Drehzahl auf ca. 1800, immer noch angenehm. Ich wusste: Bei der Hunte Brücke (Vereinsintern auch Heinrichbrücke) werden wir statt Beschleunigung noch mal richtig langsam werden. Dort wird die Hunte sehr schmal. Bei ablaufendem Wasser hat man dort locker 2,5 Kn Strom mit. Jetzt wird es gegen uns fliessen, wenn auch nicht so stark. So war es dann auch: Unsere Fahrt fiel erst auf unter 5 Knoten, dann ging es Richtung vier Knoten und kurz vor der Brücke waren es nur noch 3,2 Knoten. Aber immerhin Fahrt voraus 😉 Gleich hinter der Brücke wird es wieder breiter, da ging die Fahrt wieder auf vier hoch. Und ich wusste: Noch ne halbe Stunde weiter, dann kommt das nächste und letzte Hindernis auf der Strecke: Die Elsflether Eisenbahnbrücke! Danach steht einem als Segler quasi die große weite Welt offen. Und unser Ziel ist dann auch nicht mehr weit: Noch am Stadtanleger vorbei durchs Sperrwerk, zweimal links rum und schon ist man vor der Schleuse. Angela rief sie an: Kommt man her, Tor ist auf.
Aus der Hunte raus zum SWE braucht man gar nicht erst die Fahrwasserseite zu wechseln: Noch vor der grünen Tonne gehts wieder rum. Aber da das Wasser nun auflief, fuhr ich noch ein Stückchen weiter, sonst werden wir gleich gegen das Ufer gedrückt. So fuhr ich beschleunigt in die Schleuse, die immer viel enger aussieht als sie ist. Dort warteten schon die Kameraden, um mit langen Haken die Leinen anzunehmen. Aufstoppen und fertig. Ach, Gudrun hängt ja auch noch hinten! Na, die rutsch so mit rein und sucht sich ihren Platz. Wir waren ja allein in der Schleuse (es gab auch Zeiten, da waren wir sechs Boote auf einmal da drin). Weil wir aufwärts geschleust wurden, konnte ich in Ruhe von Bord gehen und das Formelle machen: Anmelden und bezahlen. Erstmal bis nächsten Donnerstag, Himmelfahrt, dann weitersehen. Der Computer kannte uns noch.
Aus der Schleuse raus fuhren wir gleich bis hinten durch und suchten auf der inneren Seite eine freie Box. So wären wir bei Bedarf schnell beim Mastkran. Um 10:30 Uhr waren wir fest. Gleich auf dem Steg sah ich Leute und ging hin: „Wen kann ich den bitte fragen wegen Maststellen?“ Der angesprochene ältere Herr antwortete nicht gleich sondern guckte zum Mastkran, dann am Steg entlang und murmelte sowas wie „ist ja keine große Sache“. Dann fragte er mich: „Wo liegt hier denn?“ Na, gleich hier! „Dann macht euch mal fertig, fahrt zum Mastkran und wenn ihr so weit seid, dann sagt bescheid.“ Ich war ganz baff und sagte ihm, dass wir ca. in einer Stunde so weit wären, okay? Okay!
Gleich zum Boot: Wir mussten noch Funkantenne, Verklicker und Windmessgerät im Masttopp anbringen. Dazu drehten wir Swantje und ich legte rückwärts an. So konnten wir das vom Steg aus montieren. Leider ging dabei unser Bootshaken verloren, offenbar war er nicht schwimmfähig. Nun zum Mastkran, das Boot dort richtig positionieren und gut festmachen. Wenn der Mast gestellt wird, dann soll sich möglichst wenig bewegen. Wie es ungefähr sein musste, das wusste ich noch vom letzten Jahr Mast legen. Ich sagte „Bescheid“. Während wir am Kran warteten, kamen andere Kameraden vorbei und wollten Tipps geben etc. Letztendlich halfen noch zwei mit beim Stellen und das war ganz gut so, denn Angela konnte alleine nicht die Vorstage mit den Rollanlagen halten, während ich den Mastfuss führte. Und ich musste die Elsflether Kameraden überzeugen, dass das alles so richtig ist, wie es ist, denn: Die machen das hier etwas anders, weil deren Mast üblicherweise nicht auf dem Boot liegen bleibt sondern extra eingelagert wird. Die legen meist eine Schlaufe um den Mast, die dann unter den Salingen hängen bleibt. Wir machen das so beim Legen (hab ich von Dirk M. gelernt): Mit einem Festmacher einen Palsteg um den Mast knoten, den in den Kranhaken einhängen und hoch. Währenddessen kommt das lange Ende vom Festmacher in die Mastwinsch. Dort kann man dann die Länge perfekt variieren und hat immer eine Leinenverbindung zur Schlaufe am Haken. Wenn dann der Mast liegt, dann verbleibt der Festmacher so wie er ist – mit Palsteg und allem – am Mast. Beim Stellen muss man hier nur noch wieder einpicken und hoch. Das muss passen, ging beim Legen ja auch!
Klappte auch alles: Achterstag fest, Vorstagen fest, Oberwanten fest. Nun konnte der Kran abgelassen werden: Der Mast stand! Vielenvielen Dank an die Kameraden vom SWE Elsfleth, das war sehr freundlich und ging ruckzuck. Es war jetzt gerade mal 12 Uhr, vor anderthalb Stunden sind wir erst angekommen und nun hatten wir wieder eine „richtige“ Segelyacht.

Nun mussten wir noch diverse Feineinstellungen vornehmen, Baum anbringen und irgendwann die Segel. Aber das konnten wir ohne weitere Hilfe durchführen. Allerdings wurde der Wind kräftiger, es gab Regenschauer. Nicht ideal, um die Segel anzuschlagen, damit warteten wir noch. Im Nachhinein hatten wir heute morgen eeecht Glück mit dem Wetter während der Überfahrt! Und das war echt noch der selbe Tag? Kommt mir viel länger her vor…. und von den Problemen erzähle ich in einem anderen Beitrag 😉

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