Endlich wieder Segeln – Teil 2

(Teil 1 ist hier)

Wir hatten also die Nacht vor Anker auf der Weser verbracht. Ich hatte gar nicht erwähnt, dass ich lecker was auf dem Origo gekocht hatte? Nudeln mit Dings und Bums. Alles aufgegessen: Gutes Zeichen.
Als nächsten Schlag wollten wir uns einerseits nicht zu viel für den Anfang der Saison zumuten und andererseits müssen wir ja einen Hafen finden, der auch Gäste aufnimmt. Netterweise ist das beim Bundesland Bremen der Fall und Grohn an der Lesum gehört zu Bremen. Da liegen wir sowieso gern.

Die Tide kippt gegen 10 und Angela hatte die Idee: Lass uns doch das Drehen des Bootes nutzen, um gleich den Anker auf zu holen. Gedacht, gesagt, getan. Nun hatten wir eine ganze Tide Zeit, um die knapp 9 Seemeilen nach Grohn zu schaffen. Und wir hatten sogar Seitenwind! Da wir das neue Vorsegel noch nie ausprobieren konnten, wollten wir das jetzt tun: Es war auch doofer Wind vorhergesagt: 4 Bft, in Böen 6. Also packten wir das Gross gar nicht erst aus und wollten mal schauen, was das Vorsegel so kann. Fazit vorweg: Es kann. Und die Rollanlage funktioniert super. Erst war der Wind etwas spitz, doch mit jedem Weserbogen passte es besser. Leider kamen dann die Hallen der Lürssen- und Fassmer-Werften und deckten den Wind ab. Und wir waren nicht so abgewichst wie der Segler an Backbord, der einfach die andere Fahrwasserseite nutzte und entgegen der üblichen Fahrtrichtung etwas besseren Wind zum segeln verwendete. Das müssen wir uns merken und beim nächsten mal auch trauen…
Aber wir waren so Zeitnah an der Lesum Höhe Vegesack, dass es rechnerisch eigentlich noch zu nahe an NW war. Der Hafen von Grohn war doch recht flach? Ach komm, es ist nicht mal Mittag, der Wind weht und da vorn hören die Hallen auf: Wir segeln 15 min. weiter, für den Rückweg brauchen wir dann mindestens doppelt so lang und so wird eine Stunde später das Wasser in Grohn schon passen. Das Segeln gegen die Tide war richtig spannend: Mit zubbeln und reissen holten wir 2,2kn über Grund raus. An Land passiert nix, aber Fahrt durchs Wasser fast 5 Knoten. Und dann kam noch eine Böe, die uns richtig überraschte. Gut, dass unser Boot nicht einfach umkippen kann 🙂

Beim Abbiegen in die Lesum wurde es noch mal eng, weil einige Segler dort rauskamen und wir gleich durch den Strom auf über 5 Knoten beschleunigt wurden… aber gucken und winken hilft. Die Einfahrt in den Grohner Hafen war dann einfach, wenn man es kennt! Man muss wirklich gut gegen den Strom halten und fährt schräg in den Hafen. Tut man das nicht, knallt man gegen die Spundwand. Wassertiefe war ausreichend, so drehte ich im Hafen ein paar Kreise, bis Fender und Leinen klar waren und wir uns abgesprochen hatten, in welchen Liegeplatz wir wie warum rein wollten. Neben Greta. Der Anleger, so gut er anfing, war nicht schön. Beim Aufstoppen zog das Heck nach Backbord, während der Bug den Wasserhahn des Schlauches am Steg öffnete. Und die Fingerstege sind dort so wabbelig, dass man nicht einfach draufspringen kann. Klampen, um eben eine Leine umzu zu werfen? Fehlanzeige. Hatte ich ganz vergessen. Ich dachte, das wäre nur noch in Elsfleth so… aber es ist nichts kaputt gegangen und so waren wir bald fest am Steg.
Wir hatten solchen Hunger, dass wir erst oben in der Gaststätte was essen wollten, bevor wir uns vor Müdigkeit kurz hinlegten. Die Bedienung hatte Mundschutz, wir notierten unsere Anschrift und erfuhren, dass sie heute erst aufgemacht hatten und leider nix da hatten, was Angela essen konnte. Aber ne Pommes mit Majo ging. Ich schämte mich fast, den Fischteller bestellt zu haben (war aber lecker, mit Bratkartoffeln). Ein Bierchen ging auch und dann mussten wir uns aber erstmal hinlegen und die geankerte Nacht zumindest eine halbe Stunde nachschlafen. Später besuchten uns noch Freunde an Bord und wir genossen die 6er Böen im Cockpit. Kaum waren die Freunde weg, es war ca. 20:00 Uhr, da schlief auch der Wind ein. Unglaublich. Wir machten uns noch ein Brot, das Bier wollte nicht richtig schmecken und es war noch keine zehn Uhr, als wir gemütlich kuschelig im Vorschiff lagen. Dort gönnten wir uns die neusten Folgen von Sailing Insieme und schliefen uns richtig aus. Da waren wir uns schon einig, dass wir am nächsten Morgen früh ablegen wollten, weil das Wetter den Tag über nicht besser werden würde. Böiger Wind und Regen, das muss ja nicht sein.
Neun Uhr wollten wir morgens los, 9:15 ist es dann geworden. In der Hafeneinfahrt waren da, zwei Std. vor HW, noch ca. 2,30m Wassertiefe. An der Spundwand vorbei und der Strom hatte uns wieder: Aus 3kn Fahrt wurden 5+, der Wind fast von vorn und sorgte für steile Welle mit Schaum. Das hatten wir fast erwartet: Erstmal an den Hallen vorbei, Kurs etwas nördlicher, dann haben wir raumen Wind. Leider war das erst bei Berne der Fall, aber das war dann schönes Segeln! Und das war so schön, dass wir erstmal an der Hunte-Einfahrt vorbei gesegelt sind. Es war kurz vor elf und die Brücke am Sperrwerk würde bald schließen. Dann lieber Segeln! Angela war am Ruder und son büschen Knoten- und Lagekrank ist die auch… leider war der Wind auch nicht mehr so üppig, von Angelas ersegelten 7,2 Knoten ging es runter auf 4kn. Dafür fing es auf dem Weg zur Hunte volle Pulle an zu regnen. Ich war so nett und habe aus dem Niedergang unter der neuen(!) Sprayhood ein Foto von der nassen Angela im Cockpit am Ruder gemacht… muss ich mal raussuchen, das Bild.

Dann konnten wir bei Sonne das Stück Hunte bis zum Stadthafen fahren, dort elegant anlegen und haben an Bord rumgemuddelt, gegessen, aufgeräumt und natürlich Mittagsschlaf gemacht, bis unser Sohn uns gegen 17:00 Uhr abholte.

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