Neulich in einem Artikel (hier klicken) erwähnte ich, dass wir die Slocum bis zum 10.07.2020 in Norddeich liegen haben wollen. Und nun erzähle ich euch kurz, warum.
Ich und meine Freunde pokern schon seit über 30 Jahren unregelmäßig mit einander. Wir machen auch viele andere Sachen, aber eben auch mal Pokern (hier habe ich vor knapp 10 Jahren mal die Regeln erklärt: Klick). Und da wir das ab und zu mal an anderen/besonderen Orten machen, dachte ich: Warum nicht mal auf unserem Boot pokern? Die Beteiligten waren gleich einverstanden und wir einigten uns auf Norderney (irgendwie stehen männliche Landratten besonders auf Norderney?). Angela und ich hatten noch einen Nebengedanken: Ende Juli haben wir Urlaub und wollen endlich mal Richtung Holland. Norderney wäre schon mal ein guter Startpunkt, schon ein ganzes Stück im Westen. Aufmerksame Leser unserer Seiten werden festgestellt haben, dass wir es nicht bis Norddeich geschafft haben, trotz einiger Versuche und gutem Willen.
Freitag Abend schrieb ich eine Mail an den Spiekerooger Stegwart, um uns anzumelden und rief meinen Kumpel an: Kommt bitte nicht nach Norddeich sondern nach NeuH’siel.
Irgendwann bekam ich auch eine Mailbestätigung, dass sich die Spiekerooger auf uns freuen und wir bitte das Hygiene-Konzept beachten sollen. Klar. Angela liess sich vom Sohn abholen und ich hatte zwei Stunden Zeit, um noch etwas klar Schiff zu machen und mich etwas auszuruhen. Gegen halb zwei kamen die Kumpels und schleppten das Gerödel (Schlafsäcke, Bier etc.) an Bord. Mit vier Männern an Bord segeln, leben und schlafen wird sportlich! Die Slocum hat insgesamt fünf Schlafplätze: Einer davon ist die Hundekoje und zwei sind im Vorschiff. Also nur vier, denn außer Angela pennt sicher keiner da vorne neben mir, beste Freunde hin oder her 🙂
In der Hundekoje haben wir immer die Kühlbox stehen, da lagern auch die Seekarten, das Bimini, Ersatzsegel, Baumpersenning, Kissen, Leergut, Öl für den Motor, ein Rettungsfloß. Das mussten wir vorher auf- bzw. ausräumen. Treta und andere Dinge nahmen wir mit nach Hause, Kissen, Karten etc. packte ich ins Vorschiff auf Angelas Seite. So hatte jeder seinen Platz.
Dann sprach ich noch eine Anweisung aus, gekoppelt mit einer weiteren: Die Jungs sollten nicht die Bordtoilette verwenden, weil… und außerdem an Bord nicht rauchen (die quarzen wie die Verrückten und ich habe vor zwei einhalb Jahren aufgehört). Also gab ich den Tipp: Wenn ihr pinkeln müsst, verbindet das mit einer Raucherpause beim Gang zum Klohaus.
Dann kam die Zeit, ca. zwei Stunden vor Hochwasser (wie immer) und es wurde spannend: Ich holte die Seekarte und zeigte den Jungs, wo wir lang fahren werden. Vermutlich haben die nix kapiert. Dann verteilte ich Rettungswesten (keine Schwimmwesten!) und zeigte jedem Einzelnen, um welche Leine er sich beim Ablegen kümmern sollte. Ich glaube, die waren echt aufgeregt! Im Grunde hätte ich das auch alles alleine machen können, aber wenn man schon mal drei weitere dicke Kerle an Bord hat und die sonst auf dem engen Boot nur im Wege stehen, dann kann man sie auch einbinden. Die sollen ja auch was erleben… also rückwärts raus aus der Box, der vom Nachbarboot half noch mit den Leinen (der hat wohl mitbekommen, was ich mir da an Bord geholt hatte) und raus aus dem Hafen. Der Wind sollte eine knappe 4 sein, das kam auch gut hin. Wolken am Himmel, aber auch Sonne, schön. Damit die Jungs nicht wie wild rumlaufen, habe ich die gleich mal beschäftigt: Einer musste immer die Wassertiefe am Echolot ablesen und ansagen und der nächste: Ran an die Pinne und schön gerade an den Pfählen vorbei. Wie viele andere Laien auch, hat er die Pinne natürlich erstmal in die falsche Richtung bewegt und nicht den Kurs exakt halten können. Aber ich stand ja daneben, guckte nebenbei auf Plotter und Echolot und versuchte, trotz aller Verantwortung die Fahrt zu geniessen.
Der Weg rüber nach Spiekeroog ist wirklich einfach und man braucht keinen Plotter: Am Ende der Mole kann man schon die Grün-rot-Grüne suchen und ansteuern, die nächste Rote rechts lassen und die nächsten beiden Grünen suchen und links lassen. Und überall ist breites tiefes Wasser. Und dann sieht man bald schon die grünen Tonnen der Einfahrt nach Spiekeroog. Diese Grünen sind aber ziemlich weit Steuerbord vom eigentlichen Prickenweg! Also nicht zwischen Pricken und Tonnen reinfahren sondern zwischen die beiden Prickenreihen. Nun braucht man nur noch dem Weg folgen, bis man im Hafen ist. Wir hatten schon gleich nach der Mole bei Neuh’siel das Vorsegel ein Stück rausgerollt. Maschine lief mit, aber so war es ein bisschen wie Segeln. Nun, bei den Pricken war das Segel wieder eingerollt, die Jungs waren schon ein wenig nervös und beeindruckt von allem. Die Fender hatte ich übrigens gleich draussen hängen lassen, was solls…
Im Hafen suchten wir eine freie grüne Box und ich fuhr ein paar Kreise, damit wir die Leinen klar machen konnten. Als ich an den gewünschten Platz fuhr, da kamen aber schon zwei von anderen Booten und hielten das Boot. Danke noch mal! Die Überfahrt hatte mit allem drum und dran vom Ablegen bis Anlegen nur eine gute Stunde gedauert, die Sonne schien und wir waren am Ziel!
Ich trank erstmal ein Bierchen, die anderen schmökten die xte Fluppe und wir freuten uns. Und weil ich schon wieder so viel geschrieben habe, mache ich mal einen Zweiteiler davon. Also: Fortsetzung folgt: Klick