Wir bekamen am Mittwoch noch einen Nachbarlieger: Ein recht großer Katamaran mit Heimathafen Bremen. Drei junge Leute waren auf der Kiss, alle ebenso nett wie offenbar Segelerfahren. Sie kamen gerade von Greetsiel und waren vorher auf Amrum…

Es gab für uns aber gleich drei Gründe, dieses nette Päckchen zu verlassen: Der Spalt zwischen dem Innenliegenden Motorboot und der Kaimauer war so groß, dass Angela da auch nicht immer rüber kam. Manchmal habe ich das Boot mit den Leinen etwas rangezogen, oft hat der Eigner sein Boot einfach mit Bug- und Heckstrahlruder rangedrückt, damit man übersteigen konnte. Ging alles, aber war nicht optimal. Dazu kam, dass er heute morgen um halb sechs ablegen wollte. Wir hatten erst überlegt, dann auch loszufahren, aber Tide und Wind und Wellen sprachen dagegen. Am Donnerstag sollte der Wind zwar etwas nachlassen, aber auf alte Dünung in Verbindung mit knapper Tide hatten wir keinen Bock.

Es wurde, trotz des starken Windes, der ein oder andere Liegeplatz am Steg frei. Ich ging zum Hafenmeister und fragte. „Jo“, sagte der, da hinten ist einer für euch. Da wir aber noch warten mussten, bis die Kiss uns Platz machen konnte (die Crew war wohl unterwegs in der City), gab er mir ein rotes Schild mit, ich ging zum freien Liegeplatz und hängte das dort hin.
Wir hatten zwar schon Hunger, aber mit dem Kochen wartete ich, bis wir am neuen Platz waren. Derweil besprachen wir das Ablegemanöver. Ich wollte rückwärts dort weg, weil nach vorne wenig Platz und die Ecke des Hafenbeckens war. Das klappte prima: Angela zog uns vorne etwas ran, so dass unser Heck schon mal rausschwang. Ich unterstützte etwas mit der Maschine, um dem (ca. 20m) hinter uns liegenden Trimaran gut auszuweichen. Es war ja noch immer ordentlich Wind, der uns da hin drücken wollte. Aber dann waren wir frei und tuckerten zum neuen Liegeplatz.
Dort musste ich mit etwas mehr Speed rein, weil wir den Wind genau von der Seite hatten. Spannend: Rechts lag ein riiiiesiges Motorboot. Sobald wir daneben wären, wäre der Wind weg. Ich stoppte mit gut Schub auf und es klappte wie gedacht: Die Stege in Norderney sind super. Vernünftig hoch, ordentliche Poller etc. Ich konnte die Leine unserer Mittelklampe um den hinteren Stegpoller werfen und uns so zum einen ran ziehen und zum anderen dafür sorgen, dass wir nicht zu weit reintrieben. Angela war schon auf den Steg gehüpft und kontrollierte das Vorschiff.
Nun brauchten wir nur noch die Heckleine belegen, vorn an Stb. noch eine Leine und dann gönnten wir uns einen Anlegeschluck: Portwein ausm Schnapsglas. Ab- und Anlegen quasi in einem Schwung!

Jetzt, Donnerstag, liegen wir hier bei Sonnenschein, Angela ist mit Treta los und ich feile an den letzten Reiseplänen: Morgen früh ist um 3 Niedrigwasser,wir sollen laut Tipp vom Hafenmeister zwei Stunden danach los. Und das scheint mir auch zu passen: Das Memmert-Wattfahrwasser X schaffen wir locker (laut Wattsegler 2,6m bei HW), kommen von dort in die Osterems, die auch recht tief ist und die flachste Stelle dort Y zur Ems (bei Tonne O35 / O38) sollten wir mit dem Restwasser (3,2m bei HW klingt doch viel) auch noch schaffen. Wenn nicht: Eine Alternative habe ich nicht. Ausser Ankern.

Quelle: Openseamap

Dann wären wir in der Ems und müssten uns gegen das ablaufende Wasser rüber nach Delfzijl Z bewegen. Mal sehen, wann wir ankommen.

Auf jeden Fall klingt „fünf Uhr Abfahrt“ echt besser als „vier Uhr“ 🙂

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