Heute war ich beim Boot und wollte mal eben das Groß-Segel aufbaumen. Gestern hatte ich schon den Baum an sich montiert, denn ich konnte das nicht eher, weil ich den Baumniederholer zuhause vergessen hatte ( der sonst immer an Bord ist), weil dort der Splint für den Baum dran ist, in Verbindung mit dem Cunningham.
Aber ohne Segel ist ein Boot kein Segelboot. Wir hatten das Groß neulich vom Segelmacher geholt, der sollte es mal durchgucken. Niedliche 25,- Euro hat er für etwas nachnähen und neue Windfähnchen genommen…
Am Horizont sah ich eine sehr dunkle Wolkenfront kommen, aber: Was solls, geht ja flott. Ich legte das Segel neben dem Mast aus und fädelte erst das Unterliek ein. Das geht allein etwas mühsam, weil man immer hin und her muss, aber im Grunde dauert es nicht lange. Dann müssen die Mastrutscher in die Schiene. Dazu muss das Großfall eingepickt werden, um das Segel nach und nach hochzuziehen (Wir haben ja die Fallwinsch am Mast, bei solchen Momenten praktisch). Ich setzte also nach und nach einen Mastrutscher rein und kurbelte. Beim vierten ging es aber unerwartet schwer… ein Blick nach oben: Das Fall kam auf der falschen Seite der Saling runter, oder anders rum: Als die Saling angeschraubt wurde, hat man nicht drauf geachtet, auf welcher Seite das Fall läuft. Okay. Auch das ist relativ einfach zu korrigieren. Aber man kann das Fall nicht einfach hochziehen, denn es ist zu leicht, um allein wieder runter zu kommen und auf die andere Seite muss es ja auch noch. Ich brauchte also ein Gewicht und eine Sorgleine. In der Kühlbox war noch eine Flasche Wasser; ideal. Dazu nen dünnen Tampen gesucht, gefunden und mit Schotstek verlängert. Dann einen Tampen um die Buddel, dort den Schäkel vom Fall rein. Hoch gekurbelt, am Boot gewippt und auf der anderen Seite der Saling wieder runter gelassen. Ich musste dazu am Drahtseil nachhelfen, denn die 1,5Kg reichten alleine nicht, um an der Winsch zu ziehen. Endlich war das Großfall auf der richtigen Seite wieder unten.
Also wieder eingeschäkelt, die Mastrutscher wieder nach und nach einfädelt, da kam an mir die erste Segellattentasche vorbei. Ach ja, die Segellatten! Die mussten natürlich auch noch rein, damit das Achterliek nicht einfällt. Also runter in die Kajüte, die Klappe vom Navischapp öffnen, dahinter war ein Rohr, in welchem die Latten lagern. Die obersten vier geschnappt und wieder hoch. Die Latten kann ich so einstecken, kein Problem. Nach einem weiteren Meter wundere ich mich über die Wuhling im Segel und stelle fest, dass ich den Segelkopf offenbar einmal gedreht hatte, bevor ich ihn einführte. Also:
Alles wieder runter, alle Rutscher raus und den Dreh aus dem Segeltuch getüdelt. Zwei mal geguckt. Dann wieder den ersten Mastrutscher rein, gekurbelt, den nächsten… es ging alles gut, bis der letzte Rutscher in der Schiene war.
Aber das Segel ging nicht bis ganz nach oben? Ah, der Baum in seiner Schiene saß ganz unten, der muss aber definitiv höher (Schon, um über die Sprayhood zu passen). Doch auch mit aller wollenden Gewalt war der nicht zu bewegen. Nun wollte ich da echt nicht weiter dran rumreissen. Lieber morgen mit neuem Verstand dabei gehen… also holte ich die Baumpersenning und packte das Großsegel samt Baum ein. Und es passte sehr gut.
Die dunkle Wolke war auch schon recht nahe, und ich bin dann flott mit dem Rad nach Hause… schön im Sonnenschein und mit bestem Segelwind… von vorn.