AZ21 – Wo sind wir und wo wollen wir hin

Die erste Frage im Titel dieses Beitrags ist leicht beantwortet: Ihr müsst ja nur unser Tracking (oder wahlweise Angelas WhatsApp-Status) beachten und seid genau im Bilde!

Wir liegen vor Anker in der riesigen und eigentlich einzigen aber sehr schönen Bucht mittig südlich von Drejö. Als wir ankamen, waren ganz tief in der Bucht schon drei Segler, die ankerten. Während wir zu Abend gegessen haben, im Glasklaren(!) Wasser badeten (puh, ist ein eigenen Beitrag wert), und dann aufs Vorschiff gingen, um unseren Sundowner-Heinecken zu geniessen (das war so kitschig schön: Klasse!) kamen noch mehr Boote, so dass es schliesslich ein ganzes Dutzend war. Und aber keiner traute sich weiter in die Bucht, als wir es waren… wobei wir schon nicht so weit westlich reingefahren sind, wie ich eigentlich wollte. Ich zeige euch mal das Bild vom Tracking, dann kann ich das besser erzählen:

Da wo der Track (die weiße durchgehende Linie von oben rechts) endet, da liegen wir 😉
Aber eigentlich wollte ich ungefähr dort hin, wo der rote Kringel ist: Gaaanz weit in die Bucht, denn der Grund steigt in der Bucht so gleichmässig an, dass man bis kurz vorm Ufer (100m?) noch 2m Wassertiefe hat; genug zum Ankern für eigentlich alle Segler. Und nah am Ufer ist gut: Geschützte Wetterseite, Landgang ist einfacher, keiner liegt vor einem 🙂
Und doch: Genau das Wetter bzw. die Windvorhersagen haben uns dazu bewegt, weiter östlich zu liegen: Der Wind sollte auf Ost drehen. Da ist es doof, wenn im Westen Land oder zumindest nur flacher Grund ist. Außerdem wäre man an unserem „neuen“ Liegeplatz auch noch etwas durch Landabdeckung geschützt, wenn der Wind aus Osten kommt. Beim Sonnenuntergang heute Abend war auf jeden Fall gar kein Wind und das war mal richtig toll. Außer das mit den Mücken, aber das sollte ich auch für einen extra Beitrag aufsparen, so ein Thema versaut ja hier nur die Stimmung… worauf ich hinaus wollte: Ich fand es interessant, dass viele diese Bucht zum Ankern fanden (naja, in den NV-Karten ist es als Ankerplatz markiert), aber nicht weiter reinfuhren, „als die, die schon da waren“. Prima, so haben sie uns nicht die Aussicht verbaut.

Wo wollen wir hin?
Über unsere Pläne und deren Änderungen hatten wir ja auch schon einige Male hier im Blog berichtet. Soll ich vom letzten verworfenen Plan erzählen? Wenn ich mal ein Buch schreibe, wird das ein eigenes Kapitel, besonders Mythos Marstal:
Als wir noch in Lohals lagen, hatten wir genau die von uns gestern und heute angesteuerten Ankerplätze auserkoren und am dritten Tag als Zielhafen dann Marstal: Duschen, Waschmaschine, Einkaufen und Marstal (Wir Ertrunkenen!!!!). Jetzt liegen wir ca. 14 Seemeilen, also vielleicht drei Segelstunden von Marstal entfernt (wo wir damals von Maasholm aus schon hingeschielt hatten, aber „wegen Corona“ nicht wollten/konnten). Da wollten wir morgen hin: Schön früh aufstehen, flott fertig werden und noch bevor der stärkere (Ost!)Wind kommt wollten wir in Marstal sein (die gelbe Linie im Bild). Dann würden wir zum Hafen von Soby fahren (das gelbe Kreuz) und danach den Schlag rüber in die Flensburger Förde. Je nach Zeit noch Söndborg (wird das so geschrieben? Weiss ich gerade nicht) und dann nach Flensburg. Für diesen ganzen Weg hätten wir eine Woche Zeit, reicht doppelt locker. Dann mit dem Zug nach OL, Angela lässt sich ordentlich durchimpfen, ich mach mit Alex ne Geschäftsbesprechung und dann fahren wir wieder zurück zum Boot. Danach, planungstechnisch in weiter Ferne: Göteborg? Lymfjord? Noch ein paar Tage dänische Südsee? Wir hätten noch zwei Monate Zeit für nordische Entdeckungen!

Heute liest Angela auf ihrem Handy die Nachrichten aus Deutschland: Das RKI hat gesprochen – Dänemark wird wieder als Risikogebiet eingestuft. Wer (ungeimpft?) aus DK nach DE zurückkehrt, muss wieder testen, weggesperrt werden, das ganze Programm. Aber erst ab dem 25. Juli, 0:00 Uhr. Das ist (Über)morgen*. Vorher ist das alles nicht so schlimm (wie die das ausrechnen, möchte ich gerne wissen). Den Dänen sieht man die ganze Corona-Action übrigens nicht an: Alle freundlich, entspannt und unmaskiert. Waren wir übrigens auch von… tja, eigentlich schon in Laboe musste kaum eine Maske getragen werden (außer an der Promenade, pöh und im Eingang vom Rhodos). Heiligenhafen? Kühlungsborn? Kloster, Stralsund? Seedorf, Thiessow, Sassnitz? Wir wurden auf unserer Tour richtig entwöhnt. Und in DK musste man dann nicht mal mehr im Supermarkt maskiert sein. Nicht Geil sondern Normal.

Aber wenn wir unseren Plan durchziehen würden, dann könnten wir nach aktuellem Stand nicht „einfach so“ Ende Juli in Flensburg einlaufen. Der Wachtmeister wird schon im Liegestuhl vom Deich aus zusehen, wie wir einlaufen, fährt gemütlich zum Hafen und lauert um die Ecke vom Hafenmeisterbüro, um uns potentiell Covid-Verseuchte ins Achtung zu stellen und ein fettes Ordnungsgeld zu fordern (so eine von mir erstellte Hypothese; kann natürlich auch anders laufen). Angela hat darauf auch keinen Bock (mich betrifft das ja nur sekundär).

Also Plan Grün (im Bild): Wir gehen hier in der Bucht morgen vormittag Anker auf, drehen den Bug gen Westen und fahren direkt um die Nordspitze von Aerö, nix mit Marstal. Wenn wir die Spitze hinter uns haben, können wir den südlichen Kurs Richtung Schleimünde Olpenitz einschlagen und werden, so Neptun will, dort ankommen, bevor der Wind unnütz stärker wird. Der Witz (und Hohn) am Plan: Wir sind vor dem Stichtag von „DK ist ein total gefährliches, virenverseuchtes Risikogebiet“ wieder in deutschen Gewässern und können so natürlich niemanden unnötig gefährden.

Wenn wir dort sind, machen wir einen neuen Plan.

*Als ich anfing zu schreiben, war Freitag, als ich fertig war, war Samstag…

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