Heute morgen wachte ich in unserer Vorschiffskabine auf, weil es so herrlich ruhig war. Kein Wind, keine Welle, keine klappernde Falle, keine Möwe, kein Kindergeschrei beim Baden, keine ferne Musik, nur manchmal das schleifen unserer Ankerkette auf dem Grund. Herrlich.
Es war 06:27 Uhr. Ich stieg aus dem Bett, ging durch die Kajüte, den Niedergang hinauf und stand dann im Cockpit. Nackt natürlich. Bei der Gelegenheit holte ich das Ankerlicht rein. Und nein: Ich habe nicht im Stehen über die Reling gepinkelt. Ich hab in die Pütz gemacht. Und die dann außenbords entleert. Nach einem erfrischendem Rundumblick ging ich meinen Weg zurück und krabbelte wieder unter die dann doch schön warme Decke. Der Wecker sollte erst um acht losbimmeln und wir wollten „früh“ los, weil der Wind gegen Abend ziemlich zunehmen sollte. Wir hatten gestern noch das erste Reff ins Groß gebunden, dann müssen wir das unterwegs nicht machen. Ich konnte noch ein Stündchen pofen.
Aber dann machte ich Frühstück und backte zwei Brötchen mehr auf, damit wir die für unterwegs schonmal schmieren konnten. Gestern schon (oder war es vorgestern?) hatte ich unsere letzten vier Eier gekocht und servierte sie heute zum Frühstück. Sonst mache ich mir ja immer Tee, aber da Angela lieber Kaffee trinkt, gab es für uns beide heute einen Becher löslichen Kaffee. Einfach einfach.
Gegen 10 waren wir dann mit allem soweit: Motor gestartet, Westen klar, Fernglas bereit, iPad hat die Route (welche heute recht einfach ist). Weil sich das Boot vor Anker ja nach dem Wind ausrichtet, zog ich gleich das Großsegel hoch und dann erst den Anker (welcher recht locker im weissen Sand lag). Angela legte Ruder und mit 180 Grad Kursänderung verliessen wir Drejö erst südlich, dann Richtung Westen. Die Sonne schien, der Wind hielt sich zurück und es wurde immer wärmer. Eigentlich total klasse, aber es wirkte wie ein Abschied… so ein Quatsch! Wir kommen wieder, schon bald…
Angela hatte sich eine leichte Sommerkühle eingefangen und legte sich noch mal unten in die Kajüte. Ich steuerte unsere Slocum an Aerö längs und koppelte schon im Kopf, wann ich im Belt den Kurs ändern könnte. Ich liebe solche Berechnungen und freue mich immer, wenn es passt (ohne Plotter etc., sondern mit Uhrzeit, Geschwindigkeit und Kurs zzgl. aller Wägbarkeiten und Seezeichen). So kamen wir wie berechnet um 12 bei der Nordspitze von Aerö an und konnten nun ca. vier Stunden Kurs 195 anliegen lassen. Irgendwann mittendrin würden wir die Grenze zu Deutschland überqueren.
Und übrigens: Den Anblick, den ich schon beim Verlassen der Bucht so toll fand: Am Horizont waren Boote bzw. deren sichtbare Segel verteilt, als wenn jemand diese wie zur Deko dort platziert hätte. Und schaute man eine Viertelstunde wieder hin, dann waren da wieder neue Segel. Oder waren es die gleichen? Einerlei, sie waren immer „irgendwo am Horizont“ und trotzdem hatte man seine Freiheit auf dem Wasser (obwohl es natürlich kurioserweise immer wieder zu kreuzenden Kursen mit anderen Booten kam, die irgendwie näher passierten, als notwendig wäre…). Oder ist es so, dass sich die Boote vor besonderen Orten immer tummeln wie Autos bei Autobahnabfahrten? Vor Schleimünde war es jedenfalls nie so, dass da kein Boot zu sehen gewesen wäre….
Und ja nee, der Wind: Wir eierten mit unserem gerefften Groß und voller Genua über den Belt und waren quasi jederzeit bereit, das Vorsegel einzukürzen. Im Gegenteil dachte ich immer dran, einfach auszureffen, weil der Wind schlicht nachliess, statt seiner Vorhersage zu folgen. Die Refferei ist hier leider nicht mit einem Leinenzug getan. Aber wozu haben wir einen Motorsegler? Immerhin schafften wir die 27sm vom Ankerplatz bis zum Hafen in knapp sechs statt sieben Stunden und waren kurz vor vier an der Ansteuerungstonne für Schleimünde vorbei. Ob wir nun, nach 16 Uhr, noch einen Liegeplatz bekommen würden?
So ziemlich gleich hinter Schleimünde liegt dann die Einfahrt zum Port Olpenitz. Der hat wohl erst dieses Jahr (2021) eröffnet? Auf jeden Fall kommt man dort gut rein, selbst wenn die Wellen direkt in den Vorhafen laufen. Es kommt noch eine zweite Mole und dahin findet der Seegang keinen Weg. Und es wird einem klar: Das Hafengebiet ist riesig! War ja mal fürs Militär… die Ufer sind und werden dicht bebaut. Immerhin schön abwechslungsreich, es gibt für alle was zu gucken. Aber wo nun anlegen? Man fährt durch die zweite Moleneinfahrt und gleich Steuerbord dahinter sind Steganlagen. Nur leider kein Schild, kein Hinweis und nur sehr wenige Boxen belegt. Klarer Eindruck: Hier sollen wir nicht hin. Etwas weiter an Backbord schält sich eine Steganlage in den Fokus. Aber mir ist lange nicht klar, wie dort die Anordnung der Stege und Dalben ist… kein richtiges System erkennbar. Während der Suche nach einem Liegeplatz kommt immer wieder der Gedanke: Sooo ein riesiges Hafenbecken und so wenige Stege, was soll das bloß!
Wir fanden dann eine Box, die ich eigentlich nicht nehmen wollte: Viel zu groß, keine Sorgleinen und der Wind stand genau hinein. Aber sie war offenbar Alternativlos, denn sie war grün, im Gegensatz zu den anderen Boxen. Und wir hatten echt Mühe, da rein zu kommen! Der Wind drehte und ich hatte dafür den falschen achterlichen Dalben erwischt. Und das war schon der zweite Versuch… nun wollte ich das aber durchziehen. Netterweise half ein kundiger Nachbarlieger mit den Leinen an Land und so konnten wir den zweiten Dalben auch noch „angeln“ und hatten alles im Griff.
Ich könnte noch mehr über Olpenitz schreiben, aber ich wollte ja nur eben loswerden, was wir heute gemacht haben 🙂
Nun sind wir wieder in Deutschland, nach… x Wochen. Und haben noch eine Woche Zeit, um einen Bahnhof zu finden… das schaffen wir! Vielleicht in der Schlei? Gern noch Ankern bei Maasholm und dann segelnd die Schlei hoch… joa…!