Warum Mobilfunk nicht zur Alarmierung taugt

Es gibt ja immer wieder Skipper, die meinen, man brauche gar kein UKW-Funk, kein SRC, kein UBI, und schon gar nicht in der Ostsee, denn: „ich hab ja mein Handy“. Nun liefere ich mal ein grandioses Beispiel, welches den Beweis liefert, dass der Mobilfunk hier gar nix hilft.

Wir lagen fest und sicher in Olpenitz, an der zweiten Brücke ziemlich weit am hinteren Steg. Dieses Steg-Element ragt sehr hoch aus dem Wasser und wenn wir von Bord an Land oder andersrum wollen, dann müssen wir uns jedesmal für einen kleinen Moment in Lebensgefahr begeben, um die Distanz zwischen Slocums Deck und dem Steg zu überwinden.
Am Tag unserer Abreise ging ich noch in den Supermarkt, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Angela muddelte derweil an Bord rum. Und als ich zum Boot zurück kehrte, da fühlte ich mich mit dem vollen Rucksack absolut außer Stande, an Bord zu kommen, ohne mein Leben mehr als hier üblich aufs Spiel zu setzen. Den Rucksack vorher rüberwerfen? Möglich, aber mit hohem Risiko, das etwas zu Bruch oder gar der Rucksack über Bord geht. An Land stehen lassen? Dann hätte ich nicht einkaufen brauchen… die Lösung war: Ich brauchte Hilfe! Wenn Angela nur eben den Rucksack annimmt, dann schaffte ich den Rest auch. Sie war ja nur wenige Meter entfernt, irgendwo unter Deck. Ich rief zart nach ihr. Keine Reaktion. Hörte ich einen Fön? Möglich, machte aber wenig Sinn, sie war doch nicht duschen gewesen?
Aber, ha! Ich habe ja ein Smartphone mit vielfältigen Kommunikationsmöglichkeiten: Ich schicke eine iMessage mit „Huhu“. Threema ist ja auch noch druff: Auch hier ein Huhu. Und zu guter Letzt: Da war ja noch Discord. Das hatten wir eigentlich mal für eine Videokonferenz, aber damit kann man ja viel mehr machen. Zack, war auch hier das Huhu raus.
Als sich nach dreissig Sekunden nichts tat, wurde ich unruhig. Ich schickte bei Discord und Threema ein „Hülfe“ hinterher, bei iMessage war es schon ein „Hilfeeee“. Endlose, sich ewig dahinziehende Sekunden verstrichen ereignislos. In meinem Kopf bildeten sich permanent diverse Optionen und wurden gleich wieder verworfen. Das einzige: Ich musste hier warten, bis Angela mich vermissen würde. Vielleicht findet mich die Polizei hier am Steg? Die würden mir sicher auch helfen, samt Rucksack aufs Boot zu kommen… da sah ich plötzlich einen Schatten hinter der Sprayhood, und… Angela kam verkniffen murmelnd zum Vorschiff „Ich war am Staubsaugen, da höre ich doch nix“.

Fazit:
Mit DSC hätte ich einfach den roten Knopf gedrückt und unten bei Angela wäre ein Höllenalarm losgegangen (na gut, überall anders bis Bremen auch, aber das soll hier erstmal keine Rolle spielen 🙂  ). Aber Angela hätte mich sofort bemerkt und mir helfen können, statt dass ich bange Minuten warten musste, weil Angela die Signale auf ihrem iPhone nicht wahrnahm.

Wenn ich nach dem nochmaligen Lesen nochmal drüber nachdenke: Vielleicht war das doch kein so passendes Beispiel für den reisserischen Titel. Aber wenn ihr es bis hier hin gelesen habt, dann war es wohl doch unterhaltsam genug 😉

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