Das hat man von der schönen, sommerlichen Sonne: Kein Wind! Wir hatten eigentlich gedacht, gestern oder heute noch nach Bagenkop zu segeln, aber bei der Flaute kommt die Slocum nicht in Fahrt. Und noch mal fünf Stunden motoren ist kein Segeln… aber eines unserer neuen Eigenschaften, die wir in der Auszeit gelernt haben: Pläne müssen nicht eingehalten werden.
Ich habe noch einen Screenshot von der Windvorhersage:
Dafür den ganzen Tag richtige Sonne! Das haben wir dann mal genossen und uns fest vorgenommen, nicht über die Hitze etc. zu jammern 🙂
Wir haben noch mit dem ein oder anderen Nachbarlieger sehr nett geschnackt. Hier ist es irgendwie noch etwas heimeliger als anders wo… Heute sind wir dann relativ früh aufgestanden, haben gefrühstückt und dann wollten wir gegen 10 aus Schleimünde ablegen, um zu unserem nun schon traditionellen Schlei-Ankerplatz im Noor hinter der Modersitzki-Werft zu segeln. Das sind zwei Meilen. Bei dem Wind könnte das über eine Stunde dauern, aber: Die Sonne scheint, wir haben Zeit, was soll die Eile?! Eine kurze Verzögerung gab es noch: Wie immer gibt es nach dem Start des Motors einen Blick ins Heck: Kommt Kühlwasser? Ja. Nee?… hm. Erst tröpfelte es so raus wie „früher“, dann aber kam nix mehr. Kacke. Motor aus machen. Mein Hirn meldete mir gleich die Befürchtung: „Nun ist die Welle in der Pumpe gebrochen, der Impeller dreht nicht mehr!“. Im nächsten Moment dachte ich „Nee, das kann ja nicht“. Letztendlich musste ich nachgucken, so oder so, denn ohne Kühlwasser können wir nicht (lange) motoren.
Also der Reihe nach: Deckel der Pumpe auf: Sieht alles okay aus. Handprobe am Impeller: Ist fest drin, die Welle kann man nicht „einfach so“ abziehen. Seeventil zu, Seefilter aufschrauben. Ah, Okay, ist Wasser drin. Nun Seeventil wieder kurz auf: Wasser im Filter steigt. Gut. Filter wieder zu, Eingangsschlauch an der Pumpe entfernen. Auch Wasser drin: Gut. Seeventil kurz auf; Wasser fliesst. Alles gut. Schöne wäre es allerdings, ich hätte ein Bündel Seegras im Filter gefunden, dann wäre das sicher die Ursache gewesen. Also nun: Motor kurz drehen lassen, Deckel der Pumpe weg und auf den Impeller achten. Ich machte einen langen linken Arm und kam so gerade an den Zündschlüssel. Mein rechtes Auge versuchte, den Impeller zu fixieren. Den Mutigen gehört die Welt (und wissen, was der Impeller im Gehäuse macht). Die linke Hand dreht den Zündschlüssel, der Motor dreht auch, der Blick geht zum Impeller: Der auch. Puh!
Aber was ist denn nun die Ursache für den Kühlwassermangel? Ich schaue mir den Deckel der Pumpe an: Dort haben die Impeller der vergangenen Jahrzehnte ganz schön poliert. Man sieht sehr schön, wo das Material weggeschliffen ist. Wieder hatte ich eine… Erinnerung: Den Deckel einfach umdrehen! Auf der Außenseite sind zwar Text und Ziffern eingeprägt (Johnson so und so), aber allemal besser als die Berg- und Talstruktur der Innenseite. Ich bestrich die Textseite mit Impellerfett (damit sich da weder Wasser noch Luft einen Weg bahnen kann) und montierte ihn wieder mit den vier kleinen Schrauben. Das schöne Schliffbild lag nun außen:
Nun konnte ich das Seeventil wieder öffnen, Angela zum Heck beordern und die Maschine starten. Angela machte es spannend und äußerte für mich unverständliche und unpräzise Angaben, bis sie auf mein fragendes Gesicht (ich hockte ja noch vor dem offenen Motorraum bei laufender Maschine) mit „Daumen hoch!“ reagierte. Na bitte! Noch ein kleines Kuriosum: Ich hatte nachgetastet und den Eindruck gewonnen, als wenn es nun weniger tropfen würde… wäre ja ein netter Nebeneffekt, warum auch immer. Also weiter wie gedacht:
Wir wollten also mit aller Zeit der Welt ein Stück segeln. Da aber auf der Schlei wieder mal sehr viel Verkehr herrschte und sich auch noch die Ausflugsschiffe ihren Weg bahnten, der Wind wieder mal von vorne kam, lief die Maschine wieder mit. Dafür nun im „Hafengang“: Leerlaufdrehzahl, aber Vorwärtsgang drin. So machten wir mit Großsegel knapp 2 Knoten und genossen die Sonne.
Kurz nach 12 fiel dann der Anker. Dieses mal waren wir sehr nahe am Hafenbecken. So war dann die Überfahrt, nach dem ich Gudrun klar gemacht hatte, nur ein Klacks, das könnte man sogar rudern 😉
In Maasholm genossen wir ein Fischbrötchen, ein Flens, die Sonne und unsere freie Zeit. Schön, wenn man sich einfach nur mal freuen kann! Nebenbei holten wir auch noch eine Hafenkarte am Automaten und konnten damit eine Maschine Wäsche waschen und trocknen. Im kleinen, aber dafür etwas teureren Einkaufsladen holten wir noch etwas Bier und zurück an Bord kochte ich uns Essen (Mampf mit Nudeln).
Danach krabbelten wir mit Kissen und Decke (und ein Bierchen) aufs Vorschiff und sahen uns den Sonnenuntergang an, der nun schon knapp zwei Stunden eher war als beim letzen Mal… der Lauf der Zeit. Aber wir sind dabei!