Helgoland 2024, die erste – Teil 3

(Teil 1 beginnt hier)
Ach, was war das für eine schöne, ruhige Nacht! Kein wildes Geschaukel, nur ein sanftes Wiegen. Weil so wenig Yachten da waren, gab es auch keine sonst üblichen Geräusche von anderen Schiffen, wo man noch bis tief in die Nacht im Cockpit sitzt und mit Musik und Gerede seinen Sundowner geniesst.

Wie üblich wachte ich gegen sechs von allein auf, aber ich erkannte sofort, wo ich war und beschloss, das jetzt einfach zu geniessen. Es gab keinen Grund für Action, außer sich noch mal im Bett umzudrehen und noch einem Podcast zu lauschen. Um acht stand ich auf und Olivier war auch schon ansprechbar. Erstmal ein Rundum-Blick aus dem Cockpit: Herrlich! Unser Längslieger war schon weg, die wollten früh los, Richtung Brunsbüttel. Ich hoffe, ihr seid gut angekommen! Andere Boote waren auch schon weg, unter anderem „unsere“ 38er Dehler. Na, die haben es auf einmal wohl eilig? Hochwasser in Hooksiel war gegen 15 Uhr. Bei ca. sechs Stunden Fahrt braucht man wirklich erst um 9 Uhr los. Und eine 38er sollte eigentlich noch einen Ticken schneller sein als wir… vielleicht waren die erst noch tanken? Ha, das war schlau von uns, das gleich gestern erledigt zu haben!
Ich bereitete eine Kanne Tee und wir frühstückten in Ruhe. Für unterwegs machte ich mir noch ne Stulle. Das Wetter war wie vorhergesagt: Sehr sonnig, sehr windstill. Das wird ein Motortag. Olivier wäre am liebsten erst später gestartet, weil „dann soll Wind kommen“. Tja, was soll ich sagen? Eigentlich hat er recht und eigentlich sollten wir einfach noch einen Tag hier bleiben und am nächsten Tag mal nach Sylt oder Norderney, je nach Wind? Solang man Träume noch leben kann… nix da: Um 9:15 Uhr warfen wir die Leinen los und tuckerten aus dem Südhafen. Heute durfte statt des Wind- der Pinnenpilot ran. Kaum, dass wir an den Tonnen vorbei waren, stellte ich Kurs Süd ein und wir beide konnten uns eine gemütliche Ecke im Cockpit suchen, um die nächsten Stunden zu verbringen. Oli las Anna und Malin, ich guckte viel aufs Wasser und versuchte zwischendurch, Spanisch zu lernen (ich habe ein Lernbuch, eine zwei Lern-Apps… mal sehen, was hängen bleibt). Wir hatten sogar die Gelegenheit, zwischendurch den ein oder anderen Schweinswal zu sehen… die sind ja immer schwer zu entdecken und wenn die See nur etwas rauer ist schon mal gar nicht. Schade, dass wir nicht segeln konnten, dann kommen die auch schon mal näher!
Die Maschine drehte mit knapp 1800 Umdrehungen, wir machten gute Fahrt. Ich hatte in Navionics unten am Kartentisch die Route abgesteckt. Nicht, weil ich mich sonst verfahre sondern weil dann so schön die ETA (Estimated Time Arrival, erwartete Ankunftszeit) angezeigt wird. Die stand nun so ungefähr auf halb drei. Das liess mich mal im Kopf koppeln: Auf der Jade würden wir noch ordentlich den Strom mitkriegen, also könnten wir für die letzten knapp 10sm vielleicht nur eine Stunde brauchen. Wenn wir jetzt nicht all zu viele Schlenker fahren, schaffen wir dann vielleicht noch die 14Uhr-Schleuse? Aber mehr Drehzahl wollte ich nicht geben. Der Motor schnurrte so schön und ruhig. Abwarten.
Die dicken Pötte machten keine Probleme, am nächsten kam uns dieser hier:

grösste Näherung: 1,15sm

Dank meinem neuen Plotter inkl. AIS gab es keine Überraschungen (Ich berichte noch über den Plotter). Wir waren dann auch bald über das Flach der Wangerooger Plate, welche Neue Weser und Jade trennt, drüber. Übrigens total ruhig, wo sich sonst gerne unruhiger Hack aufstaut. Nun waren wir in der Jade, ich wollte noch auf die grüne Seite wechseln. Wenn man nicht viel Strecke verschenken will, dann dauert das queren des Fahrwassers an dieser Stelle immer, denn es macht hier einen Knick nach Süden. Aber es war ja nix los. Nun schob die Tide auch weiter und es kam sogar etwas Wind aus Ost dazu. Segel hoch (und Kegel setzen)! Doch ich brauchte gar nicht weiterkoppeln: Selbst wenn man annimmt, dass bei der Schleuse ab 14:00 erst alle reinfahren, dann außen raus und man so erst eine viertel Stunde später rein kann: Das schaffen wir nicht mehr. Also nahm ich gut Gas weg und peilte gemütlich die 15Uhr-Schleuse an. Auf der Jade dümpelten hier und da einige Segler, die vielleicht das schöne Sonntagswetter genossen? Oder wollten die nach Wangerooge?
Vor der Schleuse kam uns noch die Obadja entgegen. Andreas und Jörg machten eine kleine Probefahrt, weil sie am Rigg noch einiges klariert hatten. Wir begannen, die Genua einzurollen und fuhren mit Groß und Maschine in den Hooksieler Vorhafen. Ein Boot zog da schon seine Kreise und wartete auf die nächste Schleusung. Ich staunte nicht schlecht, als ich die Dehler wiedererkannte, die Freitag mit uns rausschleuste und seitdem immer irgendwie hinter uns war. Haben die also auch nicht die 14 Uhr-Schleuse geschafft. Es kamen noch einige Boote dazu, die Schleuse würde wohl voll werden. Wir fuhren als erster rein, die Dehler liess uns vor (so schien es, ich fragte nicht lange). Das Schleusen ging wie erwartet problemlos und wir tuckerten zu meinem Liegeplatz. Als wir an der Bucht vom WSC vorbeifuhren, sah ich nicht nur die Kairos, sondern auch winkende Hände: A&A waren an Bord! Spontan legte ich die Pinne um und fuhr dort hin. Kurzer Austausch, wir alle begrüßten uns und woher und wohin und später schickte Angela mir ganz viele Bilder, die die beiden gemacht haben.

Anschliessend wollten wir eigentlich noch zur legendären Fischbude, für ein leckeres Brötchen, aber die Warteschlange ging bis nach draußen zur Treppe, da hatten wir keine Lust drauf. Also düsten wir direkt nach Oldenburg und waren immer noch ein wenig selig von dem schönen Segelwochenende.
Und Oli kennt nun den Weg nach Helgoland. Wäre doch gelacht, wenn die Obadja es nun dieses Jahr nicht schaffen würde, auch nach Helgoland zu segeln.

Und versprochen: Meine nächste Fahrt nach Helgoland beschreibe ich kürzer 😉

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