Nein, wir schaffen es leider nicht, dieses Wochenende einen kleinen Törn zu machen. Aber dennoch kann man ja zum Boot fahren und an Bord Stück für Stück alles wieder herrichten.
Gestern war ich am Stau (ich habe da nun einen Liegeplatz für diese Saison) und habe das Großsegel aufgetucht. Und das ging viel geschmeidiger als letztes Jahr 🙂
Ich muss aber zugeben, dass ich beim Segelabschlagen seinerzeit die Segellatten in den Taschen gelassen hatte, die konnte ich nun also nicht vergessen. Gegenüber beim OLs Brauhaus war einiges los und ich wette, etliche haben ein Foto von meinem gesetzten Großsegel gemacht und in diversen Communities verteilt. So idyllisch in der Sonne, wann hat der Biertrinkende Stadtbewohner schon mal so ein Erlebnis… ein schöner Gedanke! (Hat jemand ein Bild gesehen, mit der Segelnummer 1895?) Dann warf ich noch die Persenning über den Baum und die Slocum sieht nun wieder aus wie ein richtiges Segelboot. Danach fädelte ich die Travellerleinen wieder ein und befestigte die Großschot.
Jetzt kam noch ein Moment, der ein klein wenig spannend war: Ich musste das Boot noch einige Meter nach vorne verholen, auf den mir zugewiesenen Liegeplatz. Weil aber ein großer Pfahl (an dem der Steg auf und ab läuft) genau vor dem Bug stand, konnte ich nicht einfach mit Leinen verholen. Dazu war auflaufendes Wasser, also auch noch schiebenden statt bremsenden Strom. Nein, das mache ich lieber mit Maschine! Die musste ich also aus ihrem Winterschlaf wecken. Landstrom ab, Seeventil auf, Hauptschalter ein, Zündschlüssel rum: Orgelorgel, brumm. Prima! Dann ging ich erstmal zum Heck und schaute andächtig zu, wie schubweise das Frostschutzmittel rauskam. Kann man irgendwie verhindern, dass das in die Umwelt kommt? Ist das überhaupt schädlich? Puh, darüber mache ich mir lieber später Gedanken. Wichtig war mir erstmal: Der Motor läuft, das Kühlwasser läuft. Nun überlegte ich, wie ich alleine am besten mit den Festmacherleinen hantieren konnte. Das geht immer am besten über die Mittelklampe. Beim Anlegen. Für das Ablegen machte ich das folgendermassen: Ich legte das Ruder auf Steuerbord und den Gang ein. Nun zog das Boot an der Heckleine und lehnte sich gegen den Steg. Die Vorleine hatte lose und konnte jetzt vom Steg gelöst werden. Ich legte sie über die Reling, um sie gleich schnell wieder griffbereit zu haben. Dann ging ich wieder ins Cockpit und nahm den Gang raus. Slocum drehte sich langsam vom Steg weg, ich konnte bequem die Heckleine lösen. Anschliessend nahm ich wieder etwas Fahrt auf, so dass ich das Boot steuern konnte und ging wieder in den Leerlauf. Langsam fuhr ich einen Schlenker um den Dalben (ist das überhaupt ein Dalben?) und näherte mich wieder dem Steg. Nun kam der kniffelige bzw. spannende Moment: Ich verliess das Cockpit und ging die drei Schritte zur Mittelklampe. Nun musste ich die Leine um die Klampe auf dem Steg werfen, damit das Boot fest ist! Ich hatte einen Palstek ins Ende gesteckt (eine feste Schlinge). Der erste Versuch, die Klampe zu erwischen, schlug fehl. Beim zweiten mal passte es fast und endlich, wir waren schon fast an der Klampe vorbei, da kam die Schlinge drüber. Nun hiess es: kräftig ziehen! Der Bug berührte den Steg (Kugelfender sind toll) und das Heck trieb ab. Das sah eventuell aus der Ferne komisch aus, war aber unkritisch: Weit und breit keiner da, den ich hätte gefährden können. So zog ich die Slocum Hand über Hand langsam wieder längsseits an den Steg. Hat man die Mittelleine erstmal kurz und belegt, dann kann das Boot weder hinten noch vorn ausbrechen. In aller Ruhe belegte ich die anderen Leinen, bis es so war, wie ich es gern wollte.
Dann steckte ich das Schott in den Niedergang, zog das Schiebeluk zu und bummelte zufrieden zu meinem Fahrrad, um nach Hause zu radeln. Solche Tage darf ich gern wieder öfter haben!
(Fotos habe ich keine gemacht, da denke ich irgendwie selten dran)