Seit 40 Jahren bin ich Schlosser, seit 30 Jahren sogar Metallbau-Meister, ich bin ausgebildeter 1.Lfz-Metaller, ich habe mir ein eigenes Carport gebaut, einen Hühnerstall mit allem Pipapo gezimmert, einen (nein, sogar mehrere) wettbewerbstaugliche Rennrasentrecker entworfen und gebaut, riesige Bäume, ich bin sehr kreativ im Umgang mit Material und Werkzeug: Es kann eigentlich nur unfair werden, wenn ich bewerten soll, wie gut ein Lehrgang über „Leckabwehr an Bord“ gewesen ist.
Dabei haben die beiden Mädels vom Fire&Safety-Team das ganz klasse gemacht. Die Zielgruppe sind eben nicht ausgebildete und erfahrene Handwerker sondern Segler, die halt auch Kaufleute, Büromenschen oder Vertriebler etc. ohne fingerfertigen Backround sein können. Und da haben einige was gelernt! Dem entsprechend habe ich mich bei diesem Tagespunkt etwas zurück gehalten und alles auf mich zukommen lassen. Selbst ich kann ja immer noch was aufschnappen, das ich bisher nicht kannte. Es gab einen kurzen theoretischen Teil, aber wahre Leck-Bekämpfung kann man wirklich nur am lebenden Objekt lernen bzw. üben. Dazu hat das Team auf dem Freigelände einen alten Bootsrumpf eines kleinen Kajütkreuzers stehen, der entsprechend präpariert ist: An zwei Stellen sind Durchbrüche am Rumpf, aus denen Dank ausgeklügelter Technik auch Wasser ins Boot läuft. Handeln ist notwendig! In Dreier-Gruppen ging es an den Rumpf, alle anderen standen am Fass: Dort wurde eine Dicht-Masse ähnlich „Leak-Hero“ vorgeführt, die wirklich beeindruckende Ergebnisse zeigte: Raufschmieren und dicht, zumindest bei kleinen Löchern. Und das, während munter Wasser aus dem Loch austrat. Mir fallen bei solchen Gelegenheiten immer sofort Alternativen ein: Einen Kerzenstummel ins Loch drücken, eine Spax-Schraube reindrehen… aber diese wachsartige Paste ist wirklich wirkungsvoll und hat auch kein MHD: Einmal kaufen und man hat immer ein besseres Gefühl an Bord. Bei größeren Leckagen kann man ja z.B. einen Leck-Stopfen mit dieser Paste rundrum einsetzen… alles, was hilft ist erlaubt!
Was noch sehr eindrucksvoll am Fass demonstriert wurde: Bei größeren Leckagen eine Rettungsweste in die Öffnung stecken und auslösen. Der Wassereinbruch wird auf jeden Fall gemindert! Es gibt aber noch weitere Tricks und Hinweise, auf die ich hier nicht näher eingehe. Habt ihr Fragen? Besucht diesen Lehrgang 😉
Da meine Gruppe aus 10 Leuten bestand, habe ich kurzerhand eigenmächtig die letzte Gruppe, die beim Rumpf Praxis üben sollte, auf vier Personen erweitert und mich dann diskret kommentierend zurück gehalten („Willkommen an Bord. Wir sinken.“). Aber als Anne (eine gute Freundin, die auch teilnahm), unten vorne im Rumpf immer mehr hölzerne Kleinteile anforderte, um das Leck zu stopfen, krabbelte ich doch hinein, um mir das mal anzuschauen. Nach kurzem Blick fragte ich: „Darf ich einen Tipp geben?“ Gerne wurde das angenommen und ich zeigte den beiden, die da vor dem Durchbruch hockten und versuchten, ihn mit vielen Teilen dicht zu stopfen, wie man mit einer Gummimatte und einem flächigen Brett das Leck abdecken kann und das dann mit einem Stück Dachlatte, welches gegen das Kajütendach verkantet wird, dauerhaft anpressen kann. Es war nicht 100% dicht (was gar nicht unbedingt das Ziel ist), aber das eindringende Wasser war nur noch ein Rinnsal und damit beherrschbar.
Zufrieden gingen wir aus der Kälte wieder rein und zum Essen.
Fazit: Für viele bestimmt ein durchaus hilfreicher Lehrgang! Ich würde euch empfehlen, über euren Verein an die Fire&Safety-Leute heran zu treten und individuell Kurse, Termine und Preise abstimmen. Es lohnt sich, besonders mit dem „Überleben auf See“ aus meinem letzten Beitrag!