Auf dem Rückweg vom WSC nach Hooksiel kam der Wind ja so nördlich, dass wir Segler kreuzen mussten und leider den Kurs nicht direkt anlegen konnten. Was sofort auffiel: Alle anderen „neueren“ Boote konnten viel mehr Höhe laufen als wir. Ich nehme an, das liegt hauptsächlich an neueren Segeln… wir haben ja alte Lappen, die vermutlich schon 30 Jahre und älter sind. Und Wanten und Stage muss ich auch dringend nachspannnen. Natürlich kommt noch hinzu, dass wir keine besonders guten oder erfahrenen Segler sind. Und unsere Slocum ist auch recht schwerfällig, die braucht ne Weile, um in Schwung zu kommen. Wenn wir also nach einer Wende zu hoch an den Wind gehen oder sicherheitshalber einem anderen, der sich von querab nähert, ausweichen, dann braucht es eine Zeit, um wieder ordentlich Fahrt aufzunehmen.
Aber eins wissen wir: Besser ist es, nicht so hoch wie möglich, sondern eher „voll und bei“ zu segeln, das ist schneller. Wir haben drauf geachtet: in der Tat ein ganzer Knoten mehr Fahrt. 3,5 zu 4,5 kn ist schon ein Unterschied. Aber: durch den grösseren Wendewinkel wird ja auch der Weg länger, lohnt die Mehrgeschwindigkeit also überhaupt? Um das näherungsweise festzustellen, habe ich das mal aufskizziert:
Der rote Kurs hat einen Wendewinkel von 90 Grad, der grüne von 100 Grad. Beide starten links am selben Punkt und enden rechts auch an der gleichen Stelle. Das grosse Rechteck simuliert zum einen durch die Länge von links nach rechts eine Fahrstrecke von 8,7sm (zufälligerweise die Entfernung Nassaubrücke – Hooksiel) und die Breite deutet einen fahrbaren Korridor von 4sm an. Der Grüne muss eine Wende mehr fahren, um zum gleichen rechten Punkt zu gelangen wie der rote. So weit, so gut. Nun habe ich die einzelnen Streckenabschnitte addiert: Rot hat einen Weg von 12,3 sm, Grün 13,5sm (für einen direkten Weg von 8,7sm!). Aber da Grün einen Knoten schneller segeln kann, braucht es für die gesamte Strecke nur 3 Stunden, Rot benötigt für 1,2sm weniger eine halbe Stunde länger!
Das kann man nicht beliebig ausdehnen, denn der Speed-Gewinn wird natürlich geringer, je mehr man abfällt und der Weg ja auch immer länger. Bei Gelegenheit werde ich mich mal grafisch an einen maximal sinnvollen Wendewinkel rantasten.
Nicht berücksichtigt sind Einflüsse wie Tide, Wellengang und Landabdeckung. Dadurch kann der eine oder der andere Kurs sicherlich sinnvoller werden, als die Mathematik es vermuten lässt. Aber es ist allemal ein guter Anhaltspunkt!
(gezeichnet und gemessen mit QCad)