Helgoland 2024, die erste

Im OYC haben wir als „großes“ Ausbildungsboot die Obadja, eine Dufour Aprege. Vor einiger Zeit kam neuer Schwung in die Abteilungsführung, weil neue junge Leute sich ums Boot, Touren damit sowie eventuelle Mitsegler kümmern. Letztes Jahr gab es von den Jungs zweimal den Versuch, nach Helgoland zu kommen, jedesmal musste abgebrochen werden. Anfang dieses Jahres setzte ich mich hin und suchte für das Team ein paar Wochenenden raus, wo die Tide gut passen würde, um von Hooksiel nach Helgoland und zurück zukommen. Das musste doch mal zu schaffen sein!

Dieses Wochenende, vom 24. – 26.05. war eines von denen. Ich bot an, mit der Swantje „vorweg“ zu fahren, weil keiner der aktuellen Obadja-Skipper schon mal selbst nach Helgoland gesegelt ist. Schön und gut. Aber leider hatte nun keiner von denen Zeit, bzw. nur einer. Und der wollte (verständlicherweise) nicht Einhand mit der Obadja hinter mir her. Also lud ich Olivier ein, mit mir zusammen dahin zu segeln, Angela ist ja noch immer auf Usedom. Ich wollte gleich Freitag Abend los, in die Nacht fahren und dann hätten wir den ganzen Samstag auf der Insel. Nun entwickelte sich der Wind leider wie vorhergesagt: Ziemlich Nordost und mit 5er Böen. Ziemlich ungünstig auf der Jade und auch für den Rest, weil sehr hoch am Wind. Wir wollten es versuchen. So schafften wir die 18:00-Uhr-Schleuse, zweieinhalb Stunden vor Niedrigwasser und fuhren erstmal auf die Jade hinaus. Dort wollten wir ein Reff ins Groß ziehen und dann mal gucken. Weil der Wind aber so ungünstig stand, mussten wir zunächst am Muschelfeld vorbei. Und da kriegten wir schon richtig auf die Mütze. Einen Meter steile Hackwelle, einige sogar höher: Wind gegen Strom. Innen ums Muschelfeld wollten wir nicht, da war alles voller Surfer, die offenbar ihren Heidenspaß bei dem Wind hatten. Also versuchte ich, zunächst das Fahrwasser zu queren, drüben hätten wir mehr Raum und konnten vielleicht einen etwas besseren Kurs zum Wind finden. Aber es hoppelte und hüpfte und nach zwei Meilen schauten wir uns in die Augen: Wollen wir das, noch mindestens sechs Stunden? Nee. Wende, Fock raus und mit schön raumen Wind zurück zum Vorhafen. Wenn es von der Tide heute Abend passt, dann passt es auch morgen früh. Und da soll der Wind wesentlich angenehmer werden: Ost 4.

Mit uns in der Schleuse war vorhin eine fette Dehler 38 mit mindestens sechs Leuten an Bord. Die wollten auch nach Helgoland, aber „irgendwann Nachts“. Die lagen nun längsseits bei einem Fischkutter. Gleich vorne im Vorhafen lag ein großes Motorboot an der Spundwand, ein alter Verdränger, aber sehr gut gepflegt. Die Hans aus Brake. Ich fuhr drauf zu und fragte, ob wir längsseits gehen können. Nach kurzem hin und her war das klar und wir fuhren ran. Der Eigner, ein 79jähriger rüstiger Herr, half uns mit den Leinen und wir kamen ins plaudern (was der so erzählte, könnte ich noch mal in einem anderen Beitrag berichten). Wir tranken einen verdienten Anlegeschluck (Portwein), noch ein Bierchen im Cockpit und gingen dann zeitig in die Koje, es war wohl noch vor 22:00 Uhr. Und die Nacht war echt mal Scheisse: Es rollte ein elender Schwell rein, der uns auf den Matrazen hüpfen liess und um kurz vor zwei kam ein extrem störendes Geräusch dazu: Die Bootsrümpfe stiessen immer wieder zusammen. Oli und ich sprangen an Deck und schauten: Beide Boote hatten je drei Fender ausgebracht und einer davon hatte sich gelöst. Genau dieser war wohl an einer Stelle, der die Rümpfe von einander fern hielt. Wir retteten den in der Nähe treibenden Fender, klarierten alles und krabbelten durchgefroren wieder in die Kojen. Faktisch hat keiner von uns beiden richtig geschlafen.

Morgens auf der Jade

Um halb fünf ging der Wecker, wir gönnten uns noch 5 Minuten und dann ging es zur Sache: Mit Frühstück hielten wir uns nicht auf sondern schlüpften in die Öljacken, Stiefel und Rettungswesten. Dann Maschine an, Positionslichter an und wir legten ab. Der ältere Herr half, unsere Leinen los zu werfen. Wir stellten gleich fest, dass der Wind tatsächlich auf Ost gedreht hatte und wollten schon im Vorhafen das Groß setzen, erstmal wieder mit einem Reff. Da Olivier mein Einleinenreff noch nicht kannte, nahmen wir uns Zeit. Es kam nicht auf Minuten an. Dabei sahen wir, dass auf der Dehler auch schon alle munter waren. Würde das eine Regatta werden? Na, wir kümmerten uns um unsere eigenen Angelegenheiten, denn der Wind war noch immer stramm und erstmal ausm Vorhafen raus. Ach, was war das Wasser so angenehm flacher als gestern Abend! So will man das. Schon bald nach der H3 rollten wir auch die Fock raus und machten die Maschine aus. Die Tide schob, der Wind zog und wir machten bald 6, nein 7, oh 8 und mehr Knoten Fahrt. Das Wasser rauschte am Rumpf vorbei. Klasse!

(Das wird ein Mehrteiler: Klick, Bilder folgen)

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