(Teil 1 hier)
Wir waren zwar noch total müde, aber die Action hielt uns wach. Auf der Jade war Verkehrstechnisch nichts los, aber bei der strammen 4 mussten wir erstmal den richtigen Segel-Trimm finden. Und ich fing an, die Windsteueranlage in Betrieb zu nehmen.

Emka an Emka

Olivier wusste wohl nicht recht, was ihn erwartete, denn er bot gleich an, an die Pinne zu gehen (er ist tief im Herzen immer noch Regatta-Segler). Ich brauchte einige Kabellängen, um die Einstellung des Windpiloten korrekt hin zu bekommen. Es kann auch verwirren: man steht zum Heck geneigt, also „falsch rum“, und will die Fahne in die richtige Position drehen. Das Einstellrad ist aber hochkant. Also muss man wissen, ob man zu einem hin oder von einem weg drehen muss, damit die Fahne sich nach Back- oder Steuerbord dreht und wie ändert sich noch mal der Kurs? Irgendwann hatte ich es im Griff und wir brauchten nur immer Kleinigkeiten verstellen, um den Kurs zu korrigieren. Auf der Jade gehts nicht einfach nur gerade aus… ich freue mich immer wieder, wie schön die steuert und auch Olivier war durchaus überrascht. Weil uns die Tide so schön schob, waren wir schon nach einer guten Stunde bei der Jade-Tonne 18. Von dort fahre ich nördlich über das an dieser Stelle nicht mehr so flache Flach, fast direkt Richtung Helgoland. Man quert noch das Fahrwasser Neue Weser und ab dort schiebt der Strom nicht mehr, der läuft jetzt eher quer. Dafür kommen die dicken Pötte von beiden Seiten. Aber so dolle war es an diesem Tag nicht. Nun wechselten wir uns ab: Erst legte Oli sich noch ne gute Stunde hin, danach ich. Das tat gut!
Schon um 10:20 Uhr waren wir am Südhafen, das war eine flotte Überfahrt mit nicht mal fünf einhalb Stunden. Aber ich fuhr noch nicht rein: Erst wollte ich tanken! Morgen früh bestand die „Gefahr“, dass alle anderen noch mal eben schnell den günstigen Diesel holen, bevor sie zurück fahren und dann müsste man Schlange stehen und Zeit vertrödeln. Nun war der Tankponton ganz leer, die Fahrgastkatamarane waren auch noch nicht da. Oli kannte das alles noch nicht und war verdutzt, als die Tanksäule mit ihm sprach. Ich war für alles vorbereitet und füllte nicht nur den Tank sondern auch noch den Kanister. So bekamen wir 50 Liter schönen Diesel. Jetzt endlich fuhren wir in den Südhafen. Und ich muss euch sagen: Sooo leer habe ich das da noch nie gesehen! Ich hatte zwar damit gerechnet, dass nach Himmelfahrt und Nordseewoche diesesmal nicht ganz so viele hier sind, aber vermutlich hat das gestrige Wetter (und morgen solls Flaute geben) die paar Reisewilligen auch noch von der Fahrt abgehalten. Das erste mal bekam ich einen Liegeplatz direkt am Steg, nix mit Päckchen! Das war schon ungewohnt und ich fühlte mich fast, als würde ich was verbotenes machen 😉
Den Anlegeschluck sparten wir uns und gingen erstmal zum Hafenmeister. Auf dem Weg zeigte ich Olivier alles relevante. Beim Büro stand der Hafenmeister draußen zu rauchen und mir war gar nicht klar, dass er das war. Ich klingelte und er sagte: „Keiner da“. Auf mein blödes Gesicht musste er grinsen, es klärte sich alles auf und wir schnackten eine Runde. Ich durfte da liegen bleiben und bezahlte nur 15,50 Euro. Ich nahm die Kurkarten und musste draußen feststellen, dass Oli verschwunden war. Na, der wollte sicher Helgoland entdecken. Ich ging zur Swantje zurück und machte etwas Klar Schiff (an Bord und an mir). Da sah ich, wie die 38er Dehler aus Hooksiel in den Hafen einlief. Och, wann sind die denn erst gestartet? Ich hätte erwartet, dass die unterwegs einfach an uns vorbei kacheln. Meine Vermutung: Die hatten morgens erstmal schön gefrühstückt und dann die gute Tide verpasst. Die Meilen holt dann kein Schiff mehr auf.
Gegen kurz vor eins kam ein weiterer, kleinerer Segler in den Hafen. Ganz

Emka an Emka

offenbar wollten die bei mir ran. Na gut. Ich half bei den Leinen und ich schnackte kurz mit den Jungs: Sie kamen aus Bremerhaven, sind um vier Uhr(!) gestartet und kamen wohl nicht ganz so flott voran wie wir. Mönsch, das ist eine lange Zeit für die ca. 45 Meilen. Dafür wären sie aber nur gesegelt, fein. Außerdem stellten wir fest, dass das auch eine Emka ist. Aber etwas älter und nur 28 Fuß. Und lange nicht so gut ausgerüstet und in Schuß wie die Swantje 😉 Größer wurde unser Päckchen aber nicht. Ich machte mir noch eine Stulle, ruhte mich etwas aus und dann wollte ich auch mal los, mir die Beine vertreten. Nun war es schon nach 15:00 Uhr, die meisten „Touris“ würden bald abreisen. Beim Edeka holte ich mir eine schöne kalte Dose Bier und weil die Warteschlange an der Kasse so lang war, gleich eine zweite dazu. Vielleicht wollte Oli ja auch eine, wenn und falls ich ihn fand. Ich schrieb ihm eine Nachricht, er rief zurück und ich erfuhr, dass er sich beim Kochlöffel einen Burger gönnte. Wir trafen uns dann in der Nähe der Bücherei und er erzählte mir, was er schon alles erlebt hatte: Mit der Bimmelbahn sei er gefahren, im Bunkergewölbe war er. Nun wollte er noch aufs Oberland, ob ich mit wolle? Ich winkte ab. Aber ich bat ihn, in der Hanse Kogge einen Tisch für Abends zu reservieren. Leider hatten die keinen Platz mehr frei, wir gingen dann in die Pizzaria Isola Bella. Übrigens sehr lecker!
Nun gingen wir satt und zufrieden noch an Bord, probierten gegenseitig die gekauften Schnäpse, schnackten über dies und das und freuten uns beide auf eine schöne lange und ruhige Nacht in der Koje, ohne wildes Geschaukel. Sonntag morgen wollte ich so gegen 9 Uhr ablegen.
Weil ich aber wieder so viel geschrieben habe, muss noch ein dritter Teil her…

One Reply to “Helgoland 2024, die erste – Teil 2”

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