(Angela und ich hatten abgemacht, dass jeder von uns seine Version vom Wochenende schreibt, ohne die des anderen gelesen zu haben. Hier ist meine, von Holger)
Erst hat man alle Zeit der Welt, weil sich dank C. alles verzögert und dann geht es doch Holterdipolter: Boots ins Wasser, Mast gestellt und vier fünf Tage später geht es schon los. Unseren Segelmacher Jens Herrmann konnte ich noch überreden, die neue Sprayhood noch vor dem langen Wochenende zu montieren. Und das war Weise, wie sich herausstellte…
Von vornherein war uns klar, dass wir mal eine Nacht ankern wollten, an der uns schon bekannten Stelle: Weser-Km 33 bei Elsfleth. Da macht das Ufer neben dem Fahrwasser am Strand einen schönen Bogen und man hat viel Platz. Gern hätten wir ein paar Clubkameraden dabei gehabt, aber die waren alle noch nicht so weit. Doch ich greife vor. Besser, ich erzähle eben von Anfang an:
Vatertag hatte ich noch was vor aber Freitag wollten wir los: Taschen waren schon gepackt, 20 Liter Diesel hatte ich vorher schon getankt. Gegen 16:20 sollte HW in OL sein und ab 15:44 wäre eine Öffnung der Eisenbahnbrücke möglich (jede Stunde um +44). Das wäre Tiden-Technisch etwas zu früh, denn „Gegen an“ fährt man auf der Hunte nicht. Aber das war uns nicht nur wumpe, sondern wir hatten ein paar gute Gründe, so zu handeln:
- Aus Erfahrung wissen wir, dass wir mit der Slocum drei Stunden für die Hunte bis nach Elsfleth brauchen
- Wenn wir erst um 16:44 die Brückeneröffnung erbitten, dann sind wir letztendlich erst um 20:00 an der Weser
- das war uns zu spät
- und warum eine Stunde warten, wenn man auch eine Stunde Boot fahren kann?
Eigentlich hat sich das dann von selbst erledigt: Ein anderer Segler wollte auch durch die Brücke und funkte die an, wir hörten mit (Angela hatte ich eigentlich als „Funkenmarichen“ erkoren, so kam sie erstmal drumrum). Wir erfuhren, dass es bei der Brücke gerade technische Probleme gäbe, aber der Techniker wäre schon da. Sie melden sich, wenn es weiter geht. So fuhren wir ca. zehn Kreise ins Oldenburger Hafenbecken, schön langsam und die üblichen Kaimauersitzer hatten was zu gucken. Es wurde dann deutlich halb fünf, bis die Klappbrücke sich endlich hob. Der Segler vor uns war ca. einen zehntel Knoten schneller als wir. Da sich „Gasgeben“ bei der Slocum zum Einen kaum lohnt und wir zum Anderen eh schon 5,1 kn schnell waren, habe ich gar nicht erst versucht, dran zu bleiben. Unser Motor drehte so, dass fast nichts klapperte oder rüttelte und ich fragte mich, ob der andere wusste, dass noch zwei bewegliche Brücken kommen? Besonders die Heinrich-Brücke möchte ja verständlicherweise alle (Sport)Boote in einem Rutsch durch haben und nicht alle Viertelstunde hoch und runter klappen. Warten wir es ab. Eine Zeit lang konnte ich ihn noch vor mir sehen, später nur den Mast in den diversen Biegungen der Hunte. Es kamen uns doch einige Binnenschiffer entgegen, aber die waren kein Problem und machten so gut wie keine Welle. Irgendwann hörte ich den anderen Segler über Funk, wie er um Öffnung bat. Wir waren da noch ca. 2,5 km entfernt. Unsere Geschwindigkeit hatte sich Dank ablaufendem Wasser auf gute 7 Knoten erhöht. Ich funkte den Brückenwärter an: „… wir sind hier bei Km 16, können wir auch noch mit durch?“ Antwort: „Gib mal Gas, dann lasse ich auf…“.
Also musste unser Bukh doch noch etwas ran und wir machten 7,7 kn Fahrt. Ich kürze das hier mal ab, sind schon über 500 Wörter und wir sind erst bei Freitag, halb sechs 🙂
Sauber unter die Heinrichbrücke, die Eisenbahnbrücke Elsfleth hat auch auf uns gewartet und um 18:01 schossen wir dort durch (18:05 kommt der nächste Zug). Jetzt hatten wir freie Fahrt bis zur Weser. Alles in Allem haben wir die Hunte in kaum zwei Stunden geschafft, das ist eine Superzeit!
Nun bogen wir in die Weser ein, ich hielt mich links vom grünen Tonnenstrich und wir tuckerten auf den Ankerplatz zu. Die Idee war, den Mooring-Ball vom SWE zu schnappen, der für Boote gedacht ist, die auf die Schleuse warten. Das wäre zwar kein „echtes“ Ankern, aber beruhigender. Aber der Ball war nicht da. Eine halbe Meile nördlich war einer, da sind wir erstmal ran (gar nicht so einfach; gegen den Strom anfahren, aufstoppen, Ball mit Haken schnappen, Tampen durch etc.). Aber hier war nicht genug Wassertiefe laut meiner 12er-Regel-Überschlagsrechnung (und aber ich hatte mich verrechnet, sowas). Das war uns alles nicht geheuer. Wir sahen die Masten im SWE und dachten an Cosimo und die Pizza und riefen kurzentschlossen den Schleusenwärter an. Aber die lassen keinen Gast rein. Also wieder Plan A: Ankern. Los vom Ball, einige Meter ins Tiefere und bei gut 4 Meter die Kette los. Ich habe dann die ganze Kette rausgelassen, was solls. Wir sind nicht Ankerunerfahren, und ich vertraue unserem Bruce-Anker samt der etwas über 30m langen Edelstahlkette. Immerhin einmal haben wir vor Anker einen Tidenwechsel mitgemacht. Ich war echt müde. Wir hatten uns darauf geeinigt, eine 2-Stunden-Wache zu machen, Beginn ab 23:00. Ich legte mich vorher schon eine halbe Stunde hin, dafür habe ich Angela auch länger pofen lassen und erst um halb zwei geweckt. Im Nachhinein hätten wir keine permanente Ankerwache gebraucht. Es war echt Windstill, das Wasser war wie Öl und wenn mal ein dicker Pott kam, dann hoppelten wir halt etwas in den Wellen. Aber der Sonnenuntergang war wunderschön! Und spannend war es auch, wie sich das Boot dreht, wenn die Tide kippt. Das fing ca. eine halbe Stunde nach NW an. Und das Boot beschrieb auch keinen Halbkreis „um den Anker“, es drehte eher um sich selbst und in die andere Richtung. Und aber immer über die Aussenseite, zum Wasser hin, nie haben wir uns bei allen drei Tide-Wechseln Richtung Ufer gedreht. Jedes mal schlurte der Anker einige Meter, bis er sich wieder eingrub und dann hing die Slocum wie angedübelt an der Kette.
So verbrachten wir die Nacht mit Wachwechseln und morgens gönnten wir uns gar eine gemeinsame halbe Stunde in der Salon-Koje. Es war eine sehr schöne Nacht!
Und nun habe ich wieder so viel geschrieben, dass ich einen zweiten Teil machen muss…. und das ohne Bilder!