Der Ritt durchs Watt

Gestern sind wir von Wangerooge nach Neuharlingersiel gefahren, Angela schrieb ja schon darüber. Im Gegensatz zu Freitag war das Wetter weit entfernt von einem schönen Segeltag. Es waren den ganzen Tag 5Bft mit 6er Böen aus südwestlicher Richtung vorher gesagt, manchmal auch mehr und so pfiff es auch den ganzen Tag. Wir überlegten uns sogar schon Optionen: Nur nach Harlesiel, mit dem Westwind zurück nach Hooksiel oder gar mit der Fähre?

Wenn man noch nicht all zu viel Erfahrung mit dem Revier, dem Segeln oder dem Bootfahren allgemein hat, dann ist es für den Anfänger wirklich beeindruckend, wenn sich die 6er Böen durch die Masten, Fallen und Wanten laut bemerkbar machen: Es klappert und pfeift im Hafen permanent und aufdringlich und wenn man dann noch die weißen Wellenkämme „draußen“ auf dem Wasser sieht… aber nichts desto trotz startet zwei Stunden nach Niedrigwasser der ein oder andere Segler seine Vorbereitungen zum Ablegen und zwei Stunden vor Hochwasser hat der halbe Steg abgelegt. Da ist keiner vom Wind beeindruckt (was nicht bedeutet, die hätten keinen Respekt vor der See) und führe deswegen nicht los. Man muss ja aber nicht zwingend durchs Gatt, wenn dort eine 5 steht…
Wir entschieden uns „nur“, dieses mal den unteren Wattweg an Spiekeroog vorbei zu nehmen, statt wie im Urlaub letztes Jahr den nördlichen… damit ersparen wir uns, so weit ins Harle-Seegatt hoch zu fahren.*

Der Wind bei Wangerooge am 28.06.2020

Zum Glück waren die Vorhersagen relativ präzise: Zum Abend hin sollte es flauer werden. Beim roten Pfeil im Bild legten wir dann ab. Aber es blieb bei einer Hackwelle von locker einem halbem Meter, und die ist im Watt echt mühsam. So hoppelten wir uns von Tonne zu Pricke zu Tonne, unsere Geschwindigkeit wechselte zwischen 4, 2, 6 und 3 Knoten, ohne dass wir den Gashebel bemühen mussten und bei der laaaangen Molenzufahrt zum Neuharlingersieler Hafen kam zum Querstrom und Seitenwind ja noch der Regen und Hagel dazu, die mir fast die Sicht nahmen, während Angela in Lee einen sehr schönen Regenbogen fotografieren konnte. Dann fuhren wir durch die Hafenmauern und erlebten mit einem Schlag Sonne, Windstille, Wärme und Schmetterlinge über dem Wasser. Wir kamen genau dann an, als es schlagartig ruhiger wurde. Der grüne Pfeil im Bild… was für ein Timing. Das wird nur durch unsere Helgoland-Rückfahrt getoppt. Haben wir noch gar nicht erzählt? Na dann versucht mal, so in Helgoland loszufahren, dass du in Hooksiel direkt von der H3 in die Schleuse fahren kannst, ohne zu warten, Gas wegzunehmen oder Kreise zu drehen.

*Ich werden den Watten-Törn mit allen Eckdaten noch genauer „technisch“ beschreiben, musste das mit dem kräftigen Wind von vorn aber eben hier los werden.

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